(24.06.09 13:36)Koumori schrieb: (23.06.09 20:13)Shino schrieb: Im Assimil-Lehrbuch wird erläutert, dass die Kanji zunächst nach deren Laut, ohne auf die eigentliche Bedeutung der chinesischen Ideogramme zu achten, ausgesucht wurden, um japanische Wörter schreiben zu können. So sind wohl einige Wörter mit On-Yomi entstanden, die trotzdem japanische Wörter waren (mal sehen, vielleicht finde ich noch ein Beispiel).
Wow, das würde mich mal interessieren! Hat jemand Beispiele dafür?
Assimil führt hierzu ein Beispiel an, welches mir allerdings etwas konstruiert vorkommt, aber dennoch nachvollziehbar ist. Ich versuche das mal zusammenzufassen.
Zunächst einmal ein japanischer Satz mit willkürlich herausgesuchten chinesischen Zeichen, deren Aussprache ungefähr den japanischen Silben entsprechen:
Zitat:太比仁以幾末寸
Quelle: Assimil: Japanisch ohne Mühe, Band III: Die Kanji-Schrift, 1991, Seite 6
Ich lasse mal die Übersetzung weg, mal sehen, ob jemand von selbst drauf kommt. Weiter unten folgt die Auflösung
Assimil möchte mit diesem Beispiel - zugegeben sehr verkürzt - die Entwicklung von der Schreibweise der japanischen Silben mit chinesischen Schriftzeichen zu den Kana darstellen. Es folgen diese Zeichen in leicht veränderter Form, die sich dann angeblich zu den entsprechenden Hiragana entwickelt haben sollen.
Von der obigen Schreibweise ausgehend, und um den Prozess zu vereinfachen, soll man dann auch nach chinesischen Zeichen gesucht haben, die genau das bedeuten, was man aussagen wollte, also, um beim obigen Beispiel zu bleiben:
Zitat:旅に (仁) 行き (幾) ま (末) す (寸)
Quelle: Assimil: Japanisch ohne Mühe, Band III: Die Kanji-Schrift, 1991, Seite 8
Um den Prozess noch mehr zu verkürzen, hat man die Grundbedeutung der Aussage gleich komplett mit chinesischen Zeichen geschrieben und sie auch chinesisch ausgesprochen, wobei die chinesische Aussprache an die japanische angepasst wurde:
旅行
Assimil fasst dann noch zusammen:
Im ersten Beispiel werden Kanji der (chinesischen) Ausprache nach gewählt, um japanische Silben abzubilden. Diese wurden später zu Hiragana verändert.
Am zweiten Beispiel kann man sehen, wie die chinesischen Zeichen zwei Lesarten bekamen: Es wurde ein Zeichen gewählt, welchem die Bedeutung dessen innewohnte, was man ausdrücken wollte und fügte die japanische Bezeichnung, also die Kun-Lesung hinzu. Die chinesische Lesung ging aber in den allermeisten Fällen nicht verloren und wird oft verwendet, wenn ein Wort mit zwei chinesischen Zeichen geschrieben wird, wie z. B. in 旅行.
Ein weiteres interessantes Beispiel ist das Kanji 字. Lt. Assimil ist dies ein Beispiel für ein Zeichen, welches für ein Wort verwendet wird, das es in der japanischen Sprache bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gab - daher wird für dieses Zeichen, auch wenn es für sich alleine steht, die chinesische Lesung verwendet.
In dem Text wird noch erwähnt, dass eine
sehr große Anzahl von heute gängigen Wörtern direkt aus dem Chinesischen übernommen worden sein soll.