Nein, leider gibts die Arbeit nirgends downzuloaden, zumindest hoffe ich das!
Allerdings kann ich etwas Literatur anbieten, die sicher noch spannender ist als meine Seminararbeit hier. Wollt ich erst zum Ende hier posten, aber wenn's "pressiert", gebe man mir ein Zeichen!
Und noch zur Erklärung: mit der häppchenweisen Veröffentlichung hoffe ich, mehr Leser zu erreichen, als wenn ich es alles auf einmal poste und dann in der "Hitliste" der Threads dieser Rubrik womöglich immer weiter nach unten rutsche.
Also, nun soll es nach einer kurzen "Kreativpause" auch schon weiter im Text gehen:
3.2 Die Spaltung in Rengô sekigun und Nihon sekigun
Seitdem Mori Tsuneo die Nachfolge Shiomi Takayas angetreten hatte, erfolgte eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Gruppe
Keihin ampo kyôtô 京浜安保共闘 (svw. "Vereinigter Kampf Tôkyô/Yokohama gegen das Sicherheitsabkommen"), angeführt von einer Frau namens Nagata Hiroko, einer Organisation gegen den Vertrag zwischen den USA und Japan von 1952. Ein Schritt zur Spaltung der
Sekigun-ha wurde mit dem Zusammenschluß dieser beiden Gruppen im Juli 1971 zur
Rengô sekigun 連合赤軍 ("Vereinigte Rote Armee") vollzogen. Obwohl die
Rengô sekigun mit einer Vielzahl von Gewalttaten und Anschlägen großes Aufsehen und Schrecken erregte, erlebte sie doch schon nach sehr kurzer Zeit ihre vernichtende Niederlage. Die fortwährende Verfolgung durch die Polizei trieb die Mitglieder Ende 1971 zur Flucht in die Berge Zentraljapans; nach der Verhaftung von acht Mitgliedern am 17. Februar 1972 zog sich ein Teil der Terroristen am 19. Februar zurück und verbarrikadierte sich in der Ferienlodge Asama Sansô 浅間山荘 in Karuizawa (Präfektur Nagano), wobei sie eine der dort Angestellten, Muta Yasuko, als Geisel nahmen. Nach Belagerung der Lodge durch ein Großaufgebot an Polizei konnten sie am 28. Februar schließlich überwältigt und verhaftet werden. Bei der Aktion kamen zwei Polizeiangehörige ums Leben.
Daneben jedoch war die Gruppe auch intern in schwere Konflikte geraten. Das wahre Ausmaß dieser Auseinandersetzungen innerhalb der
Rengô sekigun zeigte sich, als im März 1972 in den Bergen die Gräber von vierzehn gefolterten und hingerichteten Mitgliedern gefunden wurden, die Zeugnisse von erneuten ideologischen Streitigkeiten unter den Terroristen sein könnten.
Im Zuge der Spaltung der
Sekigun-ha ging eine junge Japanerin namens Shigenobu Fusako nach Europa, um dort zu der "Volkfront zur Befreiung Palästinas" (PFLP) Kontakte zu knüpfen. Die PFLP entstand unter der Führung von George Habash im Dezember 1967 mit dem Ziel der Errichtung eines palästinensischen Staates nach marxistisch-leninistischem Vorbild. Zu diesem Zweck war die Organisation auch bereit, zivile Einrichtungen anzugreifen.
Shigenobu Fusako sollte eine der eindrucksvollsten Persönlichkeiten des Terrorismus werden. Sie erhielt das Image einer rücksichtslosen Frau, die auch ihre Liebhaber ohne Skrupel in Selbstmordanschläge sandte, ein Bild, das nicht selten mit weiblichen Terroristen in Zusammenhang gebracht wird.
Die Tatsache, daß ihr Werdegang als Terroristin stark mit ihrem Lebenslauf zusammenhängt, macht es interessant, auf diese Umstände kurz erläuternd einzugehen: Geboren am 28. September 1945, war sie die Tochter eines strengen und für einen Japaner "untypischen", weil auch zu seiner Kundschaft unfreundlichen Besitzers eines Lebensmittelladens. Im Krieg war Shigenobu Fusakos Vater
Captain der berüchtigten Militärpolizei
Kempeitai 憲兵体, kehrte jedoch nach der der Niederlage Japans als gebrochener Mann zurück. Mit großer Wahrscheinlichkeit übte seine Person einen nicht zu unterschätzenden Einfluß auf die terroristische Karriere seiner Tochter aus, die zu Radikalität und Gewalt erzogen wurde. Shigenobu Fusakos Vater war vor dem Krieg Angehöriger der ultranationalistisch-terroristischen „Blutsbruderschaft“
Ketsumeidan 血盟団. Führer dieser an verschiedenen Attentaten beteiligten Gruppe war Inoue Akira, ehemaliger Armeespion und Nichirenist, der sich in Inoue Nisshô umbenannte. Ihm wird das Zitat "
One man, one kill" bzw. "
One man, many kills" zugeschrieben, welches Shigenobus Vater dieser nahegelegt haben soll, ebenso wie die Worte "
Deeds, not words". Somit zeigt sich, wenn man diesen Aussagen Glauben schenkt, ein deutlicher Einfluß des Vaters auf Shigenobus Radikalität.
Trotz der von ihr empfundenen Armut ihrer Familie, schaffte sie es, eine der besten Schulen zu besuchen sowie später an der hochrangigen Meiji-Universität zu studieren, während sie nebenbei für ihren Lebensunterhalt arbeitete. Seit langem hegte Shigenobu Fusako eine tiefe Protesthaltung gegen die männerdominierte Gesellschaft Japans, ein Haß, der sich noch verstärkte, als sie zeitweise 1969 in einer Topless-Bar in Tôkyôs Ginza als Hosteß und Gogo-Tänzerin auftrat. Sie hatte Kontakte zur JCP, von der sie sich jedoch schon bald zugunsten der
Sekigun-ha distanzierte, da die Kommunistische Partei auch ihr zu gemäßigt erschien. Während der Neuorientierung der Gruppe zeichneten sich Konflikte zwischen der neuen Führung des Mori Tsuneo und Shigenobu Fusako ab: Mori setzte in erster Linie auf Aktionen der
Rengô sekigun innerhalb Japans, während Shigenobu die internationale Ausbreitung suchte. Daraufhin trennte sie sich von den ehemaligen Kameraden und ging nach Palästina. Seit dieser Zeit führte sie auch den arabischen Namen
Samira. In Zusammenarbeit mit der PFLP, die ebenfalls die Verbindung zu ausländischen Gruppierungen suchte, gründete sie die Organisation
Nihon sekigun 日本赤軍 ("Rote Armee Japans"). Das Hauptquartier befand sich im libanesischen Bekka'a-Tal, weitere Lager gab es in Damaskus, in Libyen, dem Gebiet von Pakistan und Afghanistan sowie in Nordkorea. Die Mitgliederstärke lag bei etwa 80 bis 100 Personen.
Mit der Auslöschung der
Rengô sekigun im Februar 1972 geriet die
Nihon sekigun in einen Zugzwang, infolgedessen sie nun ihre Solidarität sowie ihre eigenen terroristischen Fähigkeiten vor den neuen arabischen Verbündeten unter Beweis stellen mußte. Schon wenige Wochen später machte die Organisation international Schlagzeilen.
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gokiburi, dem hier "Das Leben des Brian" einfällt...