Hallo liebe Japanisch-Freunde,
ich lerne schon seit ca. 1 und ein halbes Jahr Japanisch und bin nun bei einem Punkt wo ich langsam anfange zu Zweifeln ob ich meine Zeit richtig eingesetzt habe.
Ich hab Japanisch-Lernen immer als Zeitvertreib und als Hobby angesehen. Letztens traf ich einen Freund der in Japan 1 Jahr studiert hatte, und er sagte mir wenn du Japanisch „richtig“ lernen möchtest dann musst du nach Japan und dort mindestens ein halbes Jahr leben. Leider glaube ich dass er Recht hat, da in den nächstens Jahren bei mir keine große Aussicht besteht nach Japan zu fahren bin ich wirklich ins Grübeln gekommen ob das alles einen Sinn macht. Versteht mich nicht falsch ich hänge nach wie vor sehr an der japanischen Kultur und Sprache, aber ich möchte an dieser Stelle mal ein wenig mit meinen Büchern und Lernmethoden als Autodidakt abrechnen.
Mein erstes Japanisch-Lehrbuch war der Pons-Anfänger-Kurs. Dieses Lehrbuch mit Kassetten hat mir sehr gut gefallen. Die kurzen Texte die leider nur in Romanji geschrieben sind waren wirklich nett. Die Kassetten zum Kurs sind super Besprochen und die Geschichte die über 10 Kapitel (a 3 Unterlektionen) geht ist sehr interessant. Als ich das Buch mit seinen 30 Kapiteln durchgearbeitet hatte fragte ich mich jedoch „Was habe ich jetzt gelernt?“. Darauf gleich mal einen Japanischen-Film angeschaut und NIX verstanden – erste große Enttäuschung!
Aber egal in der Zeit mit den Kassetten und dem Buch habe ich schon ein gewisses Gefühl für die japanische Sprache entwickelt, und mich ein bisschen an den Einsatz von Partikeln gewöhnt. Ich muss sagen mit diesem Buch habe ich mich in die japanische Sprache verliebt. Es ist einfach wunderschön wie weich Frauen Japanisch sprechen (französisch ist da nichts gegen) und wie hart man es als Mann sprechen kann (ohne wie im französischen gleich etwas Schwul zu klingen
).
Nachdem ich das Buch durchgearbeitet hatte begann ich mit Pimsleur. Pimsleur ist ein reines Sprachenprogramm über CD oder Kassette ohne Buch. Mit diesem Programm lernt man zu sprechen und Sätze zu bilden. Hört sich im Prinzip gut an und man kommt schnell voran da man fast überall mit seinem MP3-player üben kann. Nach einiger Zeit hatte ich fast alle 3 Bänder durchgearbeitet, dass waren 3 mal 30 Kapitel a 30 Minuten (insgesamt 45 Stunden!!!). Nach dem ich mit dem Pimsleur fertig war guckte ich mir wieder einen Film auf Japanisch an – NIX verstanden. Also ich muss sagen es ist arg Enttäuschen soviel Zeit in eine Sache zu investieren und es kommt nicht viel dabei raus. Ich habe mit dem Pimsleur gelernt vorgefertigte englische Sätze blitz schnell ins Japanische zu übersetzen, der andere Weg funktioniert nicht. Erstes Problem dabei ist, dass ich normalerweise nicht Englisch denke in meinem „normalen“ Leben, zweites Problem ist, dass ich nicht gelernt habe Japanisch schnell zu verstehen. Gutes Beispiel dafür war eine Situation die ich in Barcelona hatte. Ein japanisches Paar ging an mir in der Einkaufstrasse vorbei und ich konnte einen Japanischen Satz aufschnappen. Ich wusste sofort, dass ich wusste was sie gesagt hatten aber erst nach geschlagenen 3 Stunden!! ist mir klar geworden was es bedeutetet.
Das war schon ein kleiner Tiefschlag in meiner Will-Japanisch-Können Odyssee. Nach 2 Monaten raffte ich mich dann doch wieder zusammen und begann mit dem online Programm von Rosetta Stone. Ich muss sagen, dass ich das nicht sehr lange gemacht habe da ich zum lernen Ruhe brauche und mir mein PC-Lüfter auf die Nerven ging
. Deshalb kann ich dazu jetzt wenig sagen.
Schlussendlich hab ich mir die Universitätsausgabe von Japanisch im Sauseschritt gekauft und bin zum ersten Mal in Berührung mit der japanischen Schrift gekommen. Mittlerweile klappt das Lesen von Kana schon recht flüssig (Hiragana mehr als Katakana da Katakana in diesem Buch recht wenig geschrieben wird). Nebenher hab ich mir noch ca. 500 Kanji mit dem tollen Slim Forest Spiel beigebracht. Jukugos kenn ich jedoch noch keine.
Gerade bin ich bei Kapitel 15 von Japanisch im Sauseschritt angekommen und bin bei der Hälfte meiner 2ten Lernphase mit dem Pimsleur.
Ich Glaube man kann erkennen, dass ich schon eine menge Zeit ins Japansiche investiert habe, aber mir kommt es vor als hätte ich nichts gelernt. Weder kann ich Japanisch verstehen noch sprechen noch schreiben. Ich wäre euch sehr dankbar wenn ihr mir ein paar Tipps geben könntet oder auch einfach nur Kritik an meinen bisherigen Lernmethoden übt. Im Moment überwiegen bei mir mehr Fragen wie: „bin ich zu dumm für Japanisch?“, „hab ich die falschen Lernmethoden gewählt?“, „kann man Japanisch überhaupt lernen wenn man nicht in Japan lebt oder studiert?“ und vor allem „ist es nicht Sinnvoller eine andere Sprache zu lernen?“.
Die letzte Frage beantworte ich mir dann doch immer selber. Japanisch ist für mich die schönste Sprache der Welt und nicht Sinnvoll.
Vielen dank für das Lesen dieses langen Textes. Ich hoffe ich konnte einen kleinen Einblick in eine Lernodyssee geben die bestimmt noch nicht zu Ende ist. Vielleicht findest sich auch ein Tandempartner der mit mir „Leiden“ will (denn ich glaube Deutsch ist für einen Japaner nicht leichter zu erlernen
), oder einfach ein Leidensgenosse der auch gerade am Zweifeln ist und sein Autodidaktenleben aufgehen will.
Bye
Dan