Zitat: Immerhin gibt es genug Belege dafür, wie minderwertig Ausländer, Ainus und andere Randgruppen in Japan behandelt werden. Nur weil wir als Europäer einen "etwas besseren Stand" ind Japan haben, heisst das noch lange nicht, dass Japan zu allen Ausländern so freundlich und unvoreingenommen ist.
Ich verstehe zwar (oder glaube es zu verstehen) was Du sagen willst, aber trotzdem muss ich ein bisschen rumnoergeln.
Zuallererst, was bedeutet "Japan" in Deinem Post? Das Staatsgebilde "Japan", eine Anzahl von Inseln im Pazifik mit ihren geographischen und klimatischen Eigenschaften, das japanische Volk in seiner Gesamtheit, eine gewisse Clique Politiker mitsamt ihrer Klientel, Dein persoenlicher Eindruck vom Land? So wie es jetzt dasteht ist es eine unzulaessige Verallgemeinerung, die Deine Aussage sehr leicht angreifbar macht. Das gleiche gilt fuer die "minderwertigen Behandlungen". Auch hier lassen sich ebenso genug Gegenbeispiele finden, z.B. wurde der kenianischen Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai sehr viel Respekt und Hochachtung waehrend ihres Japanaufenthaltes entgegengebracht. Sie ist sogar die Begruenderin einer ganzen Bewegung. Natuerlich ist sie ein Sonderfall, aber ich denke nicht, dass sich jeder indische Computerspezialist in Japan unterdrueckt und diskriminiert fuehlt. Oder man denke nur mal an "Yonsama"(wie schreibt man den in lat. Buchstaben
) und den Koreaboom in letzter Zeit. Wenn Unterdrueckung, dann richtet sie sich meiner Meinung nach in den meisten Faellen (Aussagen mit 100%er Gueltigkeit gibt es hierbei natuerlich nicht) weniger nach dem Herkunftsland, sondern vielmehr nach der sozialen Stellung eines jeden Einzelnen. Ich bin zwar kein Spezialist in Sachen Ainu, denke aber das dieses "Problem" auch oft auf unzulaessige Weise thematisiert wird. Ganz sicher hatten die Ainu seinerzeit ihre Probleme mit dem Matsumae-Clan (und er mit ihnen) und auch bei der Besiedlung Hokkaidos wird man sich wenig um Menschenrechte und Minderheitenschutz geschert haben. Aber als ein Beispiel von heutiger Benachteiligung von Randgruppen in (ganz) Japan ist es m.M.n. unzulaessig.
Eine andere Frage ist, was man unter "Diskriminierung" versteht. Werden nicht auch sehr viele Japaner von ihrem Chef diskriminiert? Sicher wird einem als Auslaender in Japan oft eine andere Behandlung zuteil als einem Japaner in der selben Situation. Und manchmal wird das einem auch sauer aufstoßen. Aber dafuer gibt es die vielfaeltigsten Gruende und in den seltensten Faellen, so jedenfalls meine persoenliche Erfahrung, steckt dahinter Auslaenderfeindlichkeit. Das es diese trotzdem gibt, oft einhergehend mit einem stark ausgepraegten Nationalismus, steht außer Frage, als Filmempfehlung dazu waere z.B. "Go" von Yukisada Isao zu nennen, der die Probleme der "zainichikankokujin" zum Thema hat. Aussagen der Art "Japan ist auslaenderfeindlich" finde ich aber viel zu einfach. Man koennte dann genausogut sagen "Die ganze Welt ist auslaenderfeindlich".
Was die verschaerften Einreisebestimmungen angeht halte ich sie fuer Stimmungsmache und Aktionismus von mir oefters unangenehm auffallenden politischen Gruppierungen. Ein Beleg fuer ein generell auslaenderfeindliches Land sind sie nicht. Zwar wohne ich momentan nicht in Japan, trotzdem denke ich das es auch viele Gegner dieser Bestimmungen gibt. Das sie in Kraft treten werden, davon ist auszugehen, wie lange sie aufrecht gehalten werden steht auf einem anderen Blatt.
Atze
P.S. 長くなったなぁ