Beitrag #3
RE: Yahoo Japan ab April nicht mehr zugänglich für EU
Die Datenschutzgrundverordnung hat in meiner Branche große Erschütterungen ausgelöst. Kunden, mit denen ich lumpige paartausend Euros Umsatz im Jahr machte, haben plötzlich Kundenschutz-, Spionageschutz- und Einbruchsschutzmaßnahmen von mir gefordert, die einfach nicht leistbar waren.
Ein bißchen beruhigt hat sich das inzwischen, aber ich übersetze nur noch Sachen, die schon veröffentlicht sind.
Nichts privates mehr; das betrifft z.B. Klinikquittungen zum Einreichen bei der deutschen Krankenversicherung. Das war zwar immer schon kein sonderlich attraktiver Job, jede Klinik hat ihr eigenes Formular-Layout, und dazu das Gekrakel des Mediziners -- aber jetzt mache ich das gar nicht mehr, denn es könnte ja ein Spion bei mir einbrechen und meine Festplatte klonen, ohne, daß ich irgendwas merken würde. Und die VDSL-Leitung ist ohnehin nicht abhörsicher.
Ich habe dann gesagt, liebe Leut, auch das können wir machen. Es wird halt nur viel teurer. Sie sind noch erhältlich, die guten IBM-Kugelkopf-Schreibmaschinen ohne Elektronik, und Farbbänder sind auch noch erhältlich; das Farbband schmeiße ich nach jedem Job in den Ofen und fahre persönlich zur Abgabe der Übersetzung zu Ihnen, werte Kundschaft, bevorzugt in Begleitung Ihrer Sicherheitsmitarbeiter.
Allein, das war nun auch nicht genehm, hätte ja locker das 30-fache Honorar gekostet. Wie die Versicherungsgesellschaft das heutzutage regelt, weiß ich nicht, vielleicht haben die eigene Übersetzungsabteilungen aufgebaut, wo die Leute seit zwei Jahren im Hochsicherheitstrakt Däumchen drehen.
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