Tatsächlich kann man, wenn man in der DDR aufgewachsen ist - noch dazu wie ich im Tal der Ahnungslosen, wo es kein Westfernsehen oder Westradio hingeschafft hat - zumindest zum Teil nachvollziehen, wie es in Nordkorea sein muss. Neben den vielen Dingen, die zur Wiedervereinigung führten, kommt natürlich dazu, dass die Menschen in der DDR das System nicht mehr so wollten und schon seit einer Weile montags auf die Straße gingen um zu demonstrieren - und zwar massenhaft. Das sehe ich halt in Nordkorea nicht. Ich hätte gedacht, dass ein junger Führer, der im Ausland studiert hat, etwas Lockerung ins System bringt, aber dazu braucht es offensichtlich noch mehr.
Als ich in China war, fing China gerade wieder an, Nordkoreanische Studenten ins Land zu lassen (nachdem man sich vorher von Nordkorea abgewandt und zu Südkorea diplomatische Beziehungen aufgenommen hatte). Das führte dann in Pekinger Studentenwohnheimen zu einigen eingeschlagenen Nasen und Zimmertüren zwischen Nord- und Südkoreanern.
Und was die Koreaner und Japaner betrifft - es ist doch oft so, dass Leute aus Nachbarländern sich gegenseitig nicht leiden können und "anders" finden, vor allem, wenn dann noch die II.-Weltkriegsgeschichte dazukommt. Dass man tatsächlich viele Gemeinsamkeiten hat, stellt man dann viel einfacher fest, wenn man zusammen auf einem anderen Kontinent ist und die Leute dort noch "anderer" sind.
Firith, danke für den schönen Bericht. In Berlin warst Du natürlich direkt an der Quelle.
Ich kann mich erinnern, dass meine Familie, inklusive mir, das anfangs überhaupt nicht glauben konnte - oder damit gerechnet hat, dass es sofort wieder rückgänging gemacht wird, darum hat sich zum Anfang keine Euphorie bei uns breitgemacht. Wochen später sind wir dann mal nach Hamburg gefahren - und den Tag werde ich nie vergessen. Ich weiß noch genau, was wir im einzelnen gemacht haben, was wir gekauft haben - vor allem Schokolade - und ich weiß auch noch genau welche Sorten. Ich habe zum ersten Mal im Leben Kiwis (die Früchte) gesehen und fand die total faszinierend, genauso wie Mandarinen an denen die Blätter noch dran waren. Bis heute freu ich mich jedesmal wie ein kleines Kind, wenn ich Mandarinen mit Blättern dran sehe. Wenn es in der DDR überhaupt mal welche gab, dann nie mit Blättern.
Wir hatten eine Tante im Westen, die uns manchmal Weihnachten besucht hat, und es ist schön, dass wir nun nicht mehr auf Weihnachten warten müssen - oder sie einfach selber besuchen können wann immer wir wollen.
Eine andere Tante von mir war schon zu DDR-Zeiten mit dem System angeeckt (viele Details haben wir alle erst Jahre später erfahren) und ist mit meiner Cousine sofort über die ungarische Grenze, als diese aufgemacht wurde. Ich dachte, dass ich sie vielleicht nie wieder sehe, aber das ist ja zum Glück dann anders gekommen.