Ob ich 20 Beispiele auf die Reihe bekomme, weiß ich nicht, aber wir können ja mal anfangen... Eine beliebte Quelle für Verwechslungen sind kurze und lange Vokale oder kleine und große yo/yu, wie z.B. bei biyouin und byouin. Hab' ich jetzt schon zweimal mitbekommen, daß Ausländer mit ihrer Aussprache dort mißverstanden wurden bzw. ihr japanisches Gegenüber mißverstanden haben... Weiterführen könnte man das jetzt mit ji, shi und chi etc. und Wörtern, die sich nur durch dadurch unterscheiden (jikan und chikan z.B. - hab' ich selbst glücklicherweise nicht falsch ausgesprochen, aber ein ehemaliger Kollege von mir) Nicht zu vergessen, Wörter mit unterschiedlicher Bedeutung und unterschiedlichen Kanjis, die völlig gleich klingen. Diese subtilen Kleinigkeiten können einem sowohl beim Sprechen als auch beim Verstehen ziemlich dicke Steine in den Weg legen.
Dann wäre da die Sache mit den Bezügen - im Japanischen läßt man ja gerne Dinge weg, die aus dem Kontext erschließbar sind... Manchmal machen dann die Partikel den Satz eindeutig - für Ausländer eine perfekte Quelle für Mißverständnisse und mein ganz persönlicher Fettnäpfchen-Favorit. Hatte ich gerade Freitag wieder, daß ich mit 'nem Kollegen ausdiskutiert habe, wer wann Mittagspause macht, und nicht verstanden habe, daß er meinte, ich solle doch um 1 gehen sondern glaubte, daß er um 1 gehen will. War irgendwas mit "... shiyou", wo ich bisher dachte, das benutzt man nur, wenn man von sich bzw. einer Gruppe redet, die einen mit einschließt.
In diesem Zusammenhang ist der falsche Gebrauch und das Mißverstehen von Sonkeigo und Kenjougo ebenfalls eine von diesen Sachen, die einem immer wieder gerne Schwierigkeiten bereiten, denn prinzipiell kann man aus dem Gebrauch der unterschiedlichen Formen natürlich herauslesen, wer bei einem Satz der Handelnde ist, entsprechend lassen Japaner hier noch häufiger Subjekte verschwinden, als sonst, scheint mir.
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Ansonsten sehr schöne Beispiele für subtile Unterschiede mit großer Wirkung sind auch -saseru, -rareru und -sareru (-saserareru). Versteht man sie falsch, verändert sich der Inhalt des ganzen Satzes. In meinem Lehrbuch steht zum Thema Frauenjobs/Männerjobs der Satz "Immer mehr Männer werden heute von ihren Frauen dazu "gezwungen", Hausarbeit zu machen" (also kausativ passiv), und eine meiner Mitstudentinnen meinte darauf hin nur "...und das im Jahr 2006", woraufhin sich herausstellte, daß sie die Konstruktion falsch (nämlich als einfachen kausativ) aufgefasst hatte.
Ähnlich nett sind die subtilen Unterschiede zwischen -nakute und -naide, -mitai und -rashii etc... Ich hab auch schonmal ein ... -zu am Ende eines Verbs überhört, weil ich die Konstruktion damals nicht kannte, was ich ebenfalls überhaupt nicht empfehlen kann...
Bei Bedarf führe ich die Liste gerne weiter aber zu jedem der von mir genannten Punkte fallen mir bereits x Situationen ein, die Du Dir mit ein wenig Phantasie sicher auch vorstellen kannst... Was ich Dir aber auf jeden Fall sagen kann, ist daß mir schon eine Menge Mißverständnisse entweder selbst oder als Zuhörer, auch bei durchaus fortgeschrittenen Japanischlernern, die sehr viel weiter sind, als ich, begegnet sind, die auf sprachliche Kleinigkeiten (einzelne Buchstaben oder Silben) zurückzuführen waren... Und da sind noch nicht die Dinge dabei, wo man einfach nur wichtige Implikationen nicht mitbekommt, die bestimmte Konstruktionen einfach beinhalten... Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, daß es solche Mißverständnisse bei Dir nicht geben soll, wenn jemand wirklich "normale Gespräche" mit Dir führt und "normales Japanisch" mit Dir redet...
Tschüssi,
Anja