RE: Wie funktioniert Japan?
Hm. Schöne Worte, aber - abgesehen davon, daß mir nicht so ganz klar ist, was Du mit "Wir sollten etwas aufbauen" meinst - denke ich, daß man auch die Relation zum "Otto-Normalbürger" nicht verlieren sollte. Diejenigen, die sich echt für Japan interessieren, bleiben sicher nicht auf solchen Sensations- oder Komiker-Seiten hängen, sondern dringen schon zu fundierteren Informationen vor. Und die, die kein besonderes Interesse an Japan haben, sind auch mit ein paar Kuriosa zufrieden. Ich habe bei vielen Japan-Begeisterten/-Kennern den Eindruck, daß sie zu sehr von sich auf andere schließen... UNS brennen Japan-Themen natürlich unter den Nägeln, aber den meisten Deutschen ist Japan doch herzlich egal - und ich verstehe das vollkommen. Das Interesse für Japan ist in Deutschland im Durchschnitt sicher nicht viel größer als das für Estland, Albanien, den Sudan oder Puerto Rico (umgekehrt ist das vielleicht sogar noch schlimmer... Ich war verwundert, wie wenig in Japans Zeitungen z. B. über den diesjährigen D-Day berichtet wurde, obwohl das dieses Jahr doch nun wirklich mal ein historisches Ereignis gewesen ist; für den Durschnitts-Japaner ist die Welt aber offenbar eben auch hinter Nord-Korea zu Ende).
Natürlich spürt man als Japan-Liebhaber/-Kenner den Drang, die anderen über das "wahre" Japan aufklären zu wollen, weil man es nicht ertragen kann, daß sie fast nur irgendwelche dummen Stereotypen kennen, aber die Frage ist: Interessiert "die anderen" das Ganze überhaupt so sehr, daß sie sich - jenseits von Sensation, Satire und Bewitzelung - überhaupt damit auseinandersetzen wollen? Geht mal Euren Bekanntenkreis durch... Wieviele von denen wollen denn überhaupt "mehr" von Japan (von Estland, Albanien, dem Sudan oder Puerto Rico) wissen? Ich war z. B. meinen Eltern stets dankbar dafür, daß sie mich lernen und studieren ließen, was ich interessant fand. Aber ich fände den Gedanken absurd, ihnen von all dem Zeugs, was ich studiert habe, auch nur irgendwie tiefgründigere Informationen verklickern zu wollen. Die haben ganz andere Sorgen... Ein paar interessante Dinge, ja sicher, gerne... aber alles hat Grenzen, denn über Tante Hedwigs neuen Wintergarten müssen wir ja auch noch mal kurz sprechen... und Recht haben sie!
Wie gesagt: Engagement für die "gute" Sache findet meine volle Unterstützung, aber ich denke auch über die Frage nach: Lohnt sich dieser enorme Aufwand eigentlich? Interessiert das denn überhaupt irgendwen?
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.06.04 13:56 von Botchan.)
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