(26.09.20 01:39)Phil. schrieb: Essen und Trinken beim Gehen, ist verpoent
War mir gar nicht aufgefallen, weil ich mache das ohnehin nicht. In der Stadt herumgehend Müll auf anständige Weise loszuwerden, ist auch in Deutschland schwieriger geworden, ist es in Japan schon seit 25 Jahren.
Man sieht aber durchaus Leute, die mit Coffie-to-go-Bechern oder Wasserflaschen in Tokyo herumlaufen oder in der U-Bahn fahren und alle paar Minuten einen kleinen Schluck nehmen, die können wohl am Ziel ihrer Fahrt das Leergut entsorgen und behalten es solange in der Hand, denn Rucksack, große Tasche usw. ist nicht in Mode in der Metropole. Oder vielmehr: du sollst in der Innenstadt kein Gepäck herumschleppen oder woanders auch möglichst nicht. Ich war mit so einer Art Diplomatenkoffer unterwegs, in den nur ein Din A4-Leitzordner mit Mühe hineinpaßte, und wenn ich mit dem in der Hand (außerhalb der Stoßzeiten) z.B. im Bahnhof mal unschlüssig stehenblieb, um zu sehen, wo ich hinsoll, sind die Leute ständig an mein Köfferli gestoßen, gesagt hat aber niemand was. Das ist meiner Beobachtung nach z.B. in Paris oder London ganz genauso und für mich alt gewordenen Bauernbub nicht mehr so attraktiv.
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Da, wo ich in Japan immer bin (tiefe Provinz), sieht man bisweilen Autofahrer, die am Steuer während des Fahrens O-Bento essen mit Stäbchen, das ist anscheinend genauso OK wie während des Zähneputzens schäumend im ganzen Haus herumzusteigen.
Aber kommt nicht so drauf an.
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Und meine Erfahrungen mit der japanischen Polizei sind besser als die mit der deutschen (allerdings bin ich längere Zeit in Deutschland gewesen als in Japan). Keine einzige Kontrolle der Ausländerkennkarte, keine anlaßlose Kontrolle in all den Jahren. Es hat mich mal ein Polizist angehalten, als ich in Tokyo ziemlich betrunken auf dem Moped fuhr, mitten auf der Kreuzung, ich bin nicht so auffällig gefahren, daß ich es selber gemerkt hätte, aber ein erfahrener Polizist riecht sowas von weitem gegen den Wind; er fragte, wo ich hinwolle; dort konnte ich jedoch schon auf das Gebäude deuten, wo ich wohnte. Der hat mich nachhause geschickt mit der Ermahnung, heute nacht nicht mehr woandershin zu fahren. Natürlich habe ich diesen heilsamen Rat befolgt, und unliebsame Post von der Führerscheinstelle ist ausgeblieben.
Das war auf der großen Kreuzung Fuda-no-Tsuji, wo es über die südliche Yamanote-Sen hinweg nach Shibaura geht. Da war zwar keine Koban aber doch oft Polizeipräsenz. Ein Unfallschwerpunkt. Eines Tages war ich wieder mit dem Moped da unterwegs nachhause (stocknüchtern, mit Verlaub) und fuhr auf der Linksabbiegerspur an den Autos vorbei, um vorne an der Haltelinie in der Geradeausspur auf die Ampel zu warten. Das ist in Deutschland eigentlich verboten und in Japan eigentlich erlaubt, oft gibt es zwei Haltelinien, vorne für die Mopeds und zehn Meter dahinter für die Autos. Prima funktioniert das vor allem deswegen, weil in Tokyo so gut wie keine Trottel herumfahren, die sich nicht auskennen. Naja und das vorderste Auto war aus Nagoya; das war mir zwar aufgefallen, aber ich habe nicht den erforderlichen Schluß daraus gezogen. Und pfeilgrad fällt beim Ampelstart dem Trottel aus Nagoya, der sich nicht auskennt, plötzlich ein, er muß hier aus der Geradeausspur heraus links abbiegen. Ein Moped hat keine Chance, aufrecht zu bleiben, wenn es von einem Auto energisch beiseite geschoben wird. Die Cub mit ihrem tiefen Durchstieg kann man während eines Sturzes leichter verlassen als ein schweres, mit Knieschluß zu fahrendes Motorrad, und so bin ich in spektakulärer Weise ein paar Meter über die Straße gekugelt (nicht gerutscht und natürlich ohne Schutzkleidung) und kaum verletzt aufgestanden.
Der Nagoyaner hat mir ein paar Man gegeben, was mehr als genug war, um das Moped zu reparieren, und nach ein paar Tagen hat er mich noch besucht und mir eine Stange Zigaretten geschenkt. Keine Polizei, keine Versicherung, kein Schriftverkehr.