@hyoubyou
Zitat:Ich habe ja auch mit Förster/Tamura und nicht mit Heisig gelernt.
Aha. Das wußte ich nicht (und kenne den Förster/Tamura auch nicht). Dann bitte ich um Pardon.
Allerdings scheint auch der Förster/Tamura im Prinzip (wenn auch nicht im Detail) wie der Heisig zu funktionieren - sprich: Man soll sich die Kanji mit Hilfe von Sprüchen merken, die konstruiert worden sind, indem man die Stichwörter zu den einzelnen (wie auch immer definierten) Teilen des Kanji zu einem mehr oder weniger merkwürdigen Satz zusammensetzt.
Ich selbst habe auch einmal in den Heisig reingeschaut (@ Antonio: Offensichtlich habe ich das nicht gründlich genug getan. Wenn die Einführung tatsächlich Aussagen dazu enthält, wie man aus Heisigs Sprüchen die Position der Teile erkennen kann, dann hätte ich sie besser doch lesen sollen), bin aber schnell abgeschreckt worden... Eben, weil ich es als eine ziemliche Zusatzbelastung ansah, mir tausende Geschichten/Sprüche merken zu sollen. Insbesondere, wenn diese Sprüche so gut memorierbar sind (< Ironie!), wie z. B. der zu 減 (den ich mir auf einen bunten Zettel geschrieben und an meinem Monitor festgebappt habe, auf daß ich ihn nie vergessen möge). Er lautet: "Auch
eine (一)
Hellebarde (戈) im
Mund (口) läßt das
Wasser (氵) des Lebens
weniger werden".
Wie gesagt, ich kenne den Förster/Tamura leider nicht, aber "Die Erde wird mit offenen Mund und Hellebarde zu unserer Region" finde ich ähnlich inspirierend (< Ironie!).
@Antonio
Zitat:Pict-o-graphix ≠ Geschichte
Das stimmt so nicht ganz. Auch im Pict-o-Graphix findet sich zu jedem Kanji ein Merkspruch, um sich die Bedeutung des Kanji zu merken, der prinzipiell so wie die Heisig-Sprüche funktioniert. Allerding ist es natürlich richtig, daß im Pict-o-Graphix die visuellen Merkhilfen klar im Mittelpunkt stehen. Wie gesagt: Da ich ein sehr gutes visuelles Gedächtnis habe, gibt es keine Notwendigkeit, es "zu entlasten"... ich fahre auf jeden Fall besser, indem ich es
belaste. Aber das ist natürlich individuell verschieden.
@AU
Zitat:kann Dir nur sagen, dass ich die häufigst gebrauchten Kanji-Kombinationen niemals stumm lerne. Das heisst ich sage diese immer laut vor mich hin
Ja, das habe ich mir auch angewöhnt. Ich mach's nicht jedesmal, aber dann, wenn ich merke, daß ich Probleme habe, mir die Lesung "einfach so" zu merken.
Ich denke, man wird die besten Ergebnisse erzielen, wenn man - je nach Erfordernis - die Lernmethoden kombiniert: "durch die Augen ins Gehirn" (lesen), "durch die Hand ins Gehirn" (schreiben), "durchs Ohr ins Gehirn (hören) und (notfalls) auch "durchs Hirn ins Gehirn" (Geschichte/Spruch erfinden/merken).
Wie gesagt: Man wird selbst kombinieren müssen, um die individuelle Optimallösung zu finden, aber ich denke doch, daß z. B. die Methode des Lernens durch Schreiben oft viel zu sehr in den Hintergrund tritt, weil viele Lerner von vornherein davon überzeugt sind, daß man sich nur aneignen kann, was man intellektuell begriffen hat. Deswegen favorisieren sie "Erklärungen" der Kanji durch Geschichten/Sprüche/Eselsbrücken... Aber daß der Mensch gerade auch handwerkliche Tätigkeiten (und das Schreiben eines Schriftzeichens IST nicht groß etwas anderes) weniger mit dem "Geist", als vielmehr durch das TUN erlernen kann (die Lernpsychologen sprechen von "prozeduralem Wissen"), wird - so meine Erfahrung - oft (komplett) vernachlässigt. Aber ist das klug?
Man wird es beispielsweise sehr schwer haben, die Technik des Knotenbindens "intellektuell" zu erlernen. Das Gehirn "weiß" eigentlich nicht, was man tut, wenn man einen Knoten bindet, und man wird das Knotenbinden deswegen auch nur sehr schwer begrifflich erklären können, aber trotzdem beherrscht man es wunderbar. Und man hat es nicht über den "Geist" gelernt, sondern durchs TUN. Und bei Kanji - so zumindest meine Erfahrung - ist das nicht wesentlich anders. Wenn ich ein Kanji oft genug geschrieben habe (und "oft" bedeutet jetzt keineswegs 1000 Mal!), "weiß" meine Hand praktisch ganz von selbst, was sie tun muß, wenn ich das Kanji wieder einmal schreiben muß. Sie ist da viel sicherer und vor allem auch viel schneller (!) als mein Hirn es mit irgendwelchen Gedanken/Sprüchen/... zum Kanji je sein könnte. (Und sie ist sogar schneller als mein optisches Gedächtnis, denn bevor ich noch das Zeichen vor meinem geistigen Auge sehe, hat sie es in aller Regel schon aufs Papier geschrieben. Der nachträgliche Blick auf das Zeichen und sein "Abgleich" mit der optischen Erinnerung dazu dienen eher nur der Kontrolle - wobei ich auch öfters mal merke, daß die Hand sich sicherer war als ich es aufgrund der optischen Erinnerung sein würde).
Ich habe zu den meisten Kanji keine Geschichten. Alles, was ich weiß, ist, wie sich meine Hand bewegen muß, wenn sie das Kanji schreiben will - und "erklären" kann ich das, was die Hand tut, genausowenig, wie ich Knotenbinden erklären kann... zumindest nicht zeitgleich; erst, wenn das Kanji dasteht, oder wenn ich es vor mein geistiges Auge hole, könnte ich darüber sprechen, aus welchen Teilen es besteht etc. (Noch ein wichtiger Punkt: Natürlich funktioniert das prozedurale Lernen nur, wenn man das Kanji jedesmal in genau derselben Weise schreibt... wenn also der Bewegungsablauf jedesmal identisch ist. Man hat es auch sehr schwer, einen Knoten auf andere Weise zu binden als man es immer tut - obwohl es natürlich auch anders möglich ist -, aber wenn man das versucht, kann einem natürlich das bisher vorhandene prozedurale Wissen kaum helfen. Deswegen sind hier die Heisig-Sprüche eher kontraproduktiv, denn die Teile kommen darin kaum in der Reihenfolge vor, in der man sie schreibt.)
Der entscheidende Punkt dabei scheint mir zu sein, daß durch das Automatisieren des Schreibens und Erkennens der Kanji die Sache eben unverzüglich - also ohne den Umweg über das Wachrufen irgendwelcher Sprüche etc. - möglich ist. Und ich bin darauf angewiesen, daß ich quasi prompt schreiben und lesen kann, denn z. B. in meinen Klausuren kann ich keinen Computer benutzen, sondern muß mit der Hand schreiben. Wenn ich mir da groß über die Gestalt der Zeichen Gedanken machen müßte, würde ich in heftige Probleme mit der Zeit kommen.
Nun gut, wie dem auch sei. Es ist schon tausendmal gesagt worden: Jeder muß selbst sehen, wie er weiterkommt. Aber ich finde es jedenfalls ungünstig, wenn man sich rein auf die "intellektuelle" Methode beschränkt und vernachlässigt, daß man bestimmte Sachen auch ganz anders lernen kann.
@Antonio
Zitat:zu den lesungen gibts übrigens auch ein heisig-buch..
Interessant. Kannst Du uns sagen, wie es heißt? Und wenn möglich auch: Muß man, um dieses Buch sinnvoll nutzen zu können, mit Heisigs Spruch-System gelernt haben oder ist die Aussprachemethode davon unabhängig? Danke.