Zitat:Also ich denk da mal an all die Behinderten, die durch Unfall verunstalteten Menschen. Na, ja und jene die nicht lesen und schreiben können. Und wie iss das mit den Arbeitslosen, Jugendkriminalitaet, Rassenprobleme, Panks, Linksgerichtete Splittergruppen etc., und wie soll ich sagen, auch unsere alten Menschen und so weiter.
Da stimme ich mit Dir zu 100% ueberein. Wir versuchen zwar oft auf Probleme aufmerksam zu mache wie z.B. mit Werbespots, dass Analphabeten sich outen sollen damit sie endlich lesen lernen, aber wenn man in die Herzen der "lesenden Bevoelkerung" kann man ihre Abneigung gegen die Dummen fuehlen.
@Boku
Meine Freundin hat mir gesagt, dass es auf die Art und Weise ankommt, wie Du die Menschen fragst. Es ist sicherlich nicht verwunderlich, dass gerade ein Japaner mit Europa-Erfahrung Deine Frage beantwortet hat, denn er konnte mit Deiner Art zu fragen richtig umgehen. Aber dass ist lediglich eine Vermutung. Ich war nicht dabei, als Du mit den Japanern gesprochen hast. deshalb kann ich da auch wenig dazu sagen.
Ich moechte Dir mal aus dem Buch "noruwei no mori" von Haruki Murakami etwas ans Herz legen. Es ist eine Stelle, an der sich Toru's Studienfreundin ueber die Art japanischer Studenten beschwert. Sie sagt ungefaehr alle sitzen in irgendwelche politischen Gruppen und schmeissen mit komplizierten Fachwoertern um sich waehrend sie das System von vorn bis hinten kritisieren. Aber kaum haben sie ihren Abschluss, treten sie in die Arbeitswelt ein und vergessen das was in den Gruppen diskutiert haben und unterwerfen sich dem verhassten System. Es scheint so, als ob sie niemals diskutiert haben.
(Hab leider das Buch grad nicht zur Hand, deshalb kein Zitat)
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Allgemein moechte ich noch etwas in die Diskussion einwerfen. Es handelt sich um eine Gesellschaftstheorie:
Europaer und Amerikaner waren immer gezwungen die Natur zu veraendern, weil der Ursprung ihrer Religion in der Wueste zu suchen ist. Ein gesellschaftlicher Charakterzug ist die Auffassung, dass man die Natur aendern kann.
Die ostasiatische Welt hatte diese Probleme nicht. Fuer sie ist die Natur eine Spenderin. Man muss sich mit ihr arrangieren. In asiatischen Regionen (nicht nur in Japan) hat ein Infividuum alleine keine Moeglichkeit sich mit der Natur zu arrangieren, nur die Gemeinschaft kann das. Und damit man der Gemeinschaft dienlich ist, muss man seine eigenen Gedanken, seine eigenen Beduerfnisse und auch sein eigenes Leben der Gemeinschaft unterordnen. Siehe auch
"Narayama Bushiko"
Ich glaube man spricht von "Vater-" und "Muttergesellschaften"
Vielleicht ist das ein Grund, warum es fuer viele Japaner so schwierig ist ueber Probleme zu reflektieren, ueber die die Gesellschaft nicht spricht. Also sich eine eigene Meinung zu bilden. Und bevor viele Japaner dann eine Aussage machen, zu der sie keine Meinung haben, machen sie gar keine Aussage oder sagen, sie wissen es nicht.
Na ja, das ist wahrscheinlich weit hergeholt und kann durch 1000 Gegenbeispiele widerlegt werden, aber das ging meiner Freundin und mir so durch den Kopf, als wir ueber das Thema gesprochen haben ...