Zitat:Zitat: So wird der Izumo-Gott Susa-no-O dargestellt als ein "ganz ein Schlimmer", der sich nach seinem Rauswurf aus den Götterkreisen plötzlich und unvermittelt zum Wohltäter der Menschen wandelt.
Also ich kenne die Story auch so, dass er sich wohl (was will man von einem Wind-Gott schon anderes erwarten) ziemlich daneben benommen hat (obwohl man ihm das ja nicht so richtig übel nehmen kann, da es sozusagen in seiner Natur liegt). Daraufhin wurde er (wie das eben so üblich war) verbannt und hat sich so mehr oder weniger als Streuner durchgeschlagen. Das er dies unangenehme Schicksal gemeistert und sogar später (ich glaube die Reis-Prinzessin) geheiratet hat, hat ihn wiederum (aus literarischer Sicht) zum typisch japanischen Helden gemacht.
Was wurde da jetzt z. B. zu welchem Zweck angepaßt. Könnt Ihr mir Erleuchtung geben?
Merci
AU
Also, wenn ich jemandem Erleuchtung verschaffen könnte, hätt ich schon lange meine eigene Sekte gegründet und würde mich in lila Bettlaken gehüllt per Rolls-Royce durch die Gegend kutschieren lassen...
Ob dich meine Antwort hier ausreichend befriedigen wird, kann ich nicht sagen. Am besten wird sein, sich das ganze einmal selbst durchzulesen, aber dazu später.
Wenn man sich die Kompilation von Kojiki und Nihonshoki vor dem Hintergrund des Sinns und Zwecks beider Werke anschaut, bleiben viele Fragen offen, so auch die nach dem plötzlichen Sinneswandel des Susa-no-O, für den sich in der Geschichte kein triftiger Grund finden läßt.
Wie bereits erwähnt, wurde versucht, die "Hausmythen" der machtigen "Clans" (japanisch
uji von Yamato und Izumo zu vereinen, wobei Yamato den dominierenden Part spielte. Man nimmt an, daß in der Figur des Sturmgottes eine ursprünglich zerstörerische Gottheit des Yamato-Mythos mit einem gutwilligen Gott aus dem Izumo-Pantheon verwoben wurde.
Weitere "Ungereimtheiten" wären beispielsweise, daß die Schaffung des Menschen an keiner Stelle erwähnt wird, einzig die Herkunft des Kaiserhauses in direkter Linie von der Sonnengöttin Amaterasu-Ô-mikami no mikoto wird detailliert beschrieben, um durch den "göttlichen Auftrag" an das Haus der Yamato diesem die ewige "Herrschaft" zu legitimieren.
Die chinesische Vorstellung vom "Mandat des Himmels" ließ dagegen die Herrschaft einer Dynastie nur so lange zu, wie sie imstande war, mit glücklicher Hand zu regieren. Sollte das Schicksal für das Land jedoch umschlagen, hatte jeder das Recht oder gar die Pflicht, einen Machtumsturz herbeizuführen. Als Legitimation der Macht genügte es demnach, sich die Macht angeeignet zu haben, da ja der Himmel gnädig war und einem dank des Sieges sein "Mandat" übermittelt habe.
Beim Vergleich der Mythen von Kojiki und Nihonshoki zeigen sich zahlreiche Parallelen zu den Schöpfungsgeschichten benachbarter Länder, teilweise wurden sogar ganze Passagen aus chinesischen Werken übernommen und 1:1 kopiert. Hält man sich vor Augen, daß Shintô ursprünglich eine animistische Naturreligion war, erscheint der "Mißbrauch" der Gottheiten geradezu als Mittel für politische Ziele und Zwecke, und wenn man doch einmal befürchten mußte, sich den Zorn eines
kami zugezogen zu haben, half sicherlich eine Opfergabe, um alles wieder ins Reine zu bringen.
@AU
Ich glaub, meine Antwort wird dich nicht so ganz zufriedengestellt haben, daher auch hier meine Literaturempfehlung dazu: "Die Mythen des alten Japan" von Nelly Naumann, die das alles wesentlich plausibler und fundierter erklären kann als ich jemals in der Lage sein könnte.
gokiburi, der sich nun auch erstmal ein Trankopfer gönnt