Ich habe es geschafft, gestern noch einmal in
Kikujiros Sommer zu gehen. Es hat sich sehr gelohnt. Wirklich beeindruckend, wie Kitano den Protagonisten, der anfangs ein richtiger Kotzbrocken ist, im Verlauf des Films zu einer sympathischen Figur werden lässt. Unglaublich komische Szenen, deren Anspielungen man um so mehr versteht, je mehr man in Japan "zu Hause" ist. Der Film ist sicher nur mit Blick auf ein japanisches Publikum gemacht, wenn überhaupt auf irgendeins. Ich kann mir vorstellen, dass man ihn ohne einen Draht zu Japan und mit hollywoodverseuchten Augen und Antennen total langweilig findet.
Zum Japanischlernen ist die OmU-Version nur bedingt geeignet. Es wird kaum gesprochen, wie auch bei "Dolls". Von Kitanos Sätzen habe ich kaum ein Wort verstanden und war froh über die englischen Untertitel. Jedes Genuschel von ihm endete fast ausnahmslos mit einem "...yaro", davor irgendeine wüste Beschimpfung in gadenlosem Slang.
Ansonsten aber minutenlang Stummfilm, selbst die Bilder bleiben gelegentlich einfach stehen und Musik wird nur sehr spärlich unterlegt, dann aber umso wirkungsvoller. Sie ist (wie bei "Dolls", "Brother" u.a. Kitano-Filmen) von Hisaishi Joe, der hier (übrigens auch bei Miyazaki-Filmen wie 千と千尋の神隠し und となりのトトロ !!) genau die richtige Atmosphäre trifft. Es gibt eine sehr gut gemachte offizielle Web-Seite von Hisaishi, die neugierig macht auf andere Musik von ihm:
http://www.joehisaishi.com/home.html
Meine Lieblingsszene ist die, in der Kikujiro und Masao einen geschlagenen Tag und zwei Nächte an einer Bushaltestelle verbringen, an der niemals ein Bus vorbeikommt. Eine Anspielung an "Tonari no Totoro"? Jedenfalls fließen hier wie dort Poesie, Komik und ausdrucksstarke Bilder auf einmalige Weise ineinander.