Vielleicht etwas schwierig zu beschreiben.
Wenn wir von Religion reden, reden wir idR von Glaube. Was wir unter Glaube verstehen ist sehr stark, also eigentlich ausschließlich von unserer abendländischen, christlichen Kulturtradition, in der wir aufgewachsen sind, geprägt. Unfreiwillig trifft das übrigens auch auf die bekennenden Atheisten unter uns zu.
Glaube ist demnach ein Glaube an die Existenz eines Gottes. Das ist eine innere Überzeugung, die man bekennen kann. Ja, es geht gerade darum, um das Bekenntnis einer inneren Überzeugung.
Das muß in anderen Religionen gar nicht so sein. In der Religion der klassischen Antike z.B., war eine solche innere Überzeugung und ein Bekenntnis vollkommen irrelevant, gab es einfach nicht. Es kam einzig darauf an, daß man die Riten befolgt hat. Dann war alles in Ordnung. Der von mir in einem anderen Thread erwähnte Aristophanes konnte ohne Probleme die ganze Götterwelt sarkastisch verspotten und das just bei den Theateraufführungen, die selbst ein religiöser Ritus waren.
Durch eben diese Vorstellung von Glauben definieren wir andersrum wiederum, was überhaupt eine Religion ist. Folgt eine andere Religion nicht diesem Glaubensprinzip, haben wir ein Problem damit, das überhaupt als Religion anzuerkennen. Siehe junti und nekorunyan, die sich schwer damit tun, den Japanischen Buddhismus oder Shintoismus richtig als Religion zu betrachten, bzw. eben die Japaner als richtige 'Gläubige'.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Shintoist in Japan an eine shintoistische Gottheit genau so glaubt, wie ein Christ an seinen Gott glaubt, und wie wir unfreiwillig denken, was Glaube ausmacht.
Unsere Vorstellung von Glauben beinhaltet übrigens auch eine gewisse Ausschließlichkeit. Mann kann christlich nicht an Gott, Auferstehung und das Jüngste Gericht glauben und andererseits noch an dieses oder jenes. Es geht nur das eine oder andere, oder auch gar nichts. Anderswo und in anderen Religionen kann das aber sehr wohl gehen. In Japan geht Buddhismus und Shintoismus 'wunderbar' nebeneinander und Hand in Hand.
Lange Rede, kurzer Sinn. Ich wollte lediglich sagen, daß wir mit unseren Begriffen teilweise Gefahr laufen, mit Vorraussetzungen zu hantieren, die erst gar nicht gegeben sind. Stichwort: Präsupposition.
Ich hoffe, daß ist jetzt etwas klarer geworden...
EDIT:
Ohje, ich sehe jetzt erst, wie lang der Text geworden ist. Sorry.
Dann ganz schnell noch ein Wort mit り hinterher.
りんご