RE: Sammlungsthread für Erfahrungen und Methoden
Also ich bin auch recht optimistisch, das ich es schaffen werde. Vor über einem Jahr (im August 2012) habe ich angefangen autodidaktisch Japanisch zu lernen. Ich habe zuerst - wie die meisten - die beiden Kana schriften erlernt. Dann habe ich angefangen die jouyou Kanji zu lernen. Ich merkte aber schnell, das es eine Sysiphosarbeit ist, auch die Lesungen mitzulernen. Besonders als Anfänger, wenn die Lesungen nur sinnlose Laute darstellen und man noch keine Wörter damit assoziieren kann. Das ist wohl nur etwas für Gedächtniskünstler, die zum Spaß auch Telefonbücher auswendig lernen, oder für Personen, die nicht andersweitig beruflich eingebunden sind und deshalb die Möglichkeit haben sich fast den ganzen Tag damit zu beschäftigen, beispielsweise im Rahmen eines Studiums als Hauptfach.
Deshalb habe ich erstmal lediglich die Bedeutungen erlernt. Habe mich aber dabei nicht nur auf eine Hauptbedeutung, wie bei Heisig beschränkt, sondern durchaus auch mehrere Bedeutungsvarianten mitgelernt soweit vorhanden. Durch dieses separate Kanjilernen habe ich mittlerweile ein ganz gutes Kanjigefühl entwickelt. Nachdem ich etwa 200 Kanji kannte, und anfing die ersten Zusammenhänge mit den Radikalen zu erkennen, lernte ich die neuen Kanji mit einer Methode die ich für sehr wirkungsvoll halte. Ich erlernte sie indem ich sie abfragen liess, als hätte ich sie bereits erlernt. 5 Kanji und dazu eine Bedeutungsbeschreibung. Zu welchem Kanji gehört die Bedeutung? Ich versuchte nachzudenken zu welchem Kanji die Bedeutung wohl passen könnte. Im Laufe der Zeit entwickelte ich dadurch ein ziemlich gutes Kanjigefühl und meine Trefferquote bei neuen, mir unbekannten Kanji wurde immer besser.
Natürlich ist dieses separate Kanjilernen nichts für ungeduldige. Ich bin dadurch nicht soweit wie andere, die etwas symmetrischer lernen und dadurch nach etwa 14 Monaten bereits mehr Vokabeln erlernt haben und sich auch besser mit der Grammatik auskennen. Trotzdem bin ich vom Erfolg dieser Methode überzeugt. Wenn ich jetzt neue Vokabeln lernen, muss ich meist nur noch die Lesungen lernen, die Kanjibedeutungen kenne ich ja schon. Wenn die Verwendung des Kanji im Wort bedeutungstragend statt Lauttragend ist, dann ist es für mich relativ leicht, mir das dazugehörige Wort zu merken. Da ich die jouyou komplett durch habe, geht das Vokabellernen jetzt relativ fix bei mir. Somit glaube ich, das ich in wenigen Monaten meinen zeitlichen Rückstand aufgeholt haben werde, den ich gegenüber denjenigen habe, die die Kanji nur in Verbindung mit Vokabeln lernen und dadurch in einem vergleichbaren Zeitraum bereits einen deutlich höheren Wortschatz haben als ich, auch wenn ihnen dadurch noch einige jouyou Kanji unbekannt sind.
Ausserdem habe ich das erste Jahr einige Zeit damit verbracht, mir ein gewisses kulturelles Basiswissen anzueignen. Auch das gehört ja zum erlernen einer Sprache dazu. Mir war von Anfang an klar, das es nicht viel nutzt, nur ausschliesslich sich auf die Sprache zu stürzen, wenn man nichts über die Kultur des Landes weiss. Selbst mit guten Sprachkenntnissen wird man dann vieles nicht verstehen da ja insbesondere in Japan die Verbindung von Sprache und Kultur sehr eng ist. Ich habe also einige Bücher über Japan gelesen und mir diverse Dokumentionen angeschaut und mich auch mit den wichtigsten Elementen der modernen Popkultur Japans vertraut gemacht. Als das benötigte natürlich auch seine Zeit.
Streng genommen kann man also sagen, das ich mir im ersten Jahr lediglich das Fundament geschaffen habe, auf das ich jetzt aufsetzen kann. So richtig los geht es erst jetzt.
Truth sounds like hate to those who hate truth
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