RE: Prinzessin Mononoke (RTL2)
Die Miyazaki-Filme sind meiner Meinung nach auf jeden Fall alle auch für Kinder geeignet. Es sind eben ECHTE Familienfilme, also solche, die sicher jede Altersstufe mit anderen Augen sieht, aber die dennoch allen Freude bereiten können.
Ganz im Gegensatz zu den flachsinnigen, ausschließlich auf Slap-stick und platte Wortwitze ausgerichteten Eigenproduktionen von Disney.
Natürlich ist Disney viiieeel leichter verdaulich - aalglatte Wegwerf-Unterhaltung eben: Gesehen, gelacht und das war's.
Aber, wie hier schon richtig bemerkt wurde, sind Kunstwerke, die die Phantasie anregen, doch tausendmal wertvoller, interessanter und prägender als angeblich "kindgerechte" Filme, bei denen "kindgerecht" mit "simplifizierend-leichtverdaulich" definiert wird.
Miyazaki-Filme ERZWINGEN sogar - wie z. B. auch gute Märchen - den Einsatz von Phantasie; nämlich gerade deshalb, WEIL man nicht alles sofort ganz genau geistig durchdringen kann und nicht jede Nuance und Interpretationsmöglichkeit sofort bemerkt. Gerade das macht doch das Wunderbare an guter Kunst aus - daß man sich selbst etwas dazudenken, daß man sich selbst seine geistige Welt zusammenbasteln muß, um den Film für sich persönlich verstehbar zu machen. DAS regt die Phantasie an, fördert Kreativität und eigenes Denken - und nicht zuletzt die Kommunikation unter den Kindern oder mit den Eltern oder anderen Bekannten, denn man will sich ja über seine Gedanken austauschen und sehen, was die anderen dazu sagen oder was SIE denken.
Nach einem Disney-Film wird wohl - wenn sich Kinder darüber unterhalten, die ihn gesehen haben - der Anteil der Sätze nach dem Schema "Und wie dann der XY das YX gemacht hat - wow, das war cool!" oder "Und hast Du gesehen, wie dann..." SEHR hoch sein. Man "unterhält" sich also über das, was zu SEHEN war - und ruft sich in Erinnerung, was ja letztlich alle selbst gesehen haben.
Nach einem Miyazaki-Film kann es passieren, daß man nicht gleich am selben Tag oder am darauffolgenden Tag mit derartiger "Konversation" vollgesprudelt wird. Aber dafür fangen die Kinder dann auf einmal nach Tagen oder sogar Wochen an, Anspielungen auf diese Filme zu machen. Und viele ihrer Sätze sind Fragen ("Warum...") oder Ansichtsäußerungen ("Ich glaube, der XY ist gar nicht böse. Der hat bloß..."), die zeigen, daß und wie sie sich in der Tat geistig mit dem Gesehenen auseinandersetzen.
Wie gesagt: Ich bin kein Spezialist für (Klein-)Kindpsychologie, aber aus der Art der Gespräche nach dem "Konsum" von Miyazaki-Filmen neige ich sehr dazu anzunehmen, daß diese Filme sehr wohl auch von Kindern mit Gewinn und Genuß gesehen werden können - von uns Erwachsenen ja ganz zu scheigen.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28.08.04 12:04 von Botchan.)
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