Also für 20.000 Yen hätte ich mich da auch angestellt... und wenn ich mir angucke, wie viele Leute immer angestanden haben, um Aldi-Computer, Aldi-Bahntickets (oder war's Lidl?) abzugreifen und sie dann für möglichst viel Geld bei eBay weiter zu verkaufen - sowas gibt es in Deutschland auch... Ehrlich, wenn ich zufällig an so eine Playstation gekommen wäre, ich hätte sie bestimmt nicht behalten, was nicht nur daran liegt, daß ich einfach kein Computerspieler bin... Ich finde es prinzipiell gar nicht schlecht, Leute für die Warterei zu bezahlen, die das Geld wirklich brauchen und die Zeit eher nicht - und die 20.000 Yen sind m.E. auch wirklich eine recht faire Bezahlung, oder nicht? - ich bin sicher, die meisten - mich eingeschlossen - hätten sich die Warterei wohl auch für weniger angetan...
Was die chinesische Minderheit angeht - natürlich gibt es die und auch die Diskriminierung speziell gegenüber Personen mit niedrigem Bildungsstand und ausländischer, vor allem asiatischer, Herkunft ist nicht wegzureden... Wenn ich mir allerdings dann das hier angucke
http://tagesschau.de/aktuell/meldungen/0...AB,00.html weiß ich nicht, ob Du in Deutschland vor den Problemen, die Du jetzt in Japan siehst, vielleicht schlicht die Augen verschlossen hast?
Das größere Problem sehe ich in Japan dann schon eher darin, wie schnell es mit Leuten abwärts gehen kann, bis hin zur Obdachlosigkeit und der Pappfestung im Park, die keine Arbeit finden und auch ansonsten keine finanziellen Mittel im Rücken haben, um sich eine Weile damit über Wasser zu halten, und wie wenig Hilfe vom Staat für solche Leute kommt.
Das andere große Problem in Japan, das mich auch gelegentlich echt annervt, ist das Phänomen des Totschweigens - über Probleme wird nicht geredet, weder im Kleinen, noch im Großen. Aber auch da gibt es, speziell unter den besser Gebildeten, die vielleicht auch schon einen Blick über den japanischen Telerrand gewagt und eine Weile im Ausland gelebt haben, durchaus Leute, die anders sind und die auch an politischen Diskussionen interessiert sind und so gut informiert sind, daß ich bei diesen Unterhaltungen noch eine Menge lerne.
Ich denke, man findet immer vor allem das, wonach man sucht und Ausschau hält. Wenn man nach Diskriminierung sucht, dann kann man sie hier und auch woanders überall finden. Wenn man sich darauf spezialisiert, an jedem Ding die Schattenseiten zu finden, dann sieht man nach einer Weile auch nur noch Schatten, aber wenn man nach positiven Dingen sucht, dann findet man die ganz genauso... Vieles ist schlicht eine Frage des Blickwinkels und das zeigt meiner Meinung nach, daß letztendlich wohl ein ausgewogenes Bild, das die guten und die negativen Punkte gleichermaßen beinhaltet, der Realität wohl am nächsten kommt...
Und in sofern - um des ausgewogenen Bildes wegen - irgendwie fand ich die Beschreibung in dem Blog richtig nett, daß einer der Bic Camera-Angestellten diesen alten, chinesischen Herren erstmal bis zu seinem "Freund" begleitet hat, um das Geld zu holen, und dann wieder durch das Chaos zurück zur Kasse begleitet hat. Ich vermute, in Deutschland hätte man den Mann weggeschickt und angegiftet von wegen "für solchen Unsinn haben wir keine Zeit, sie sehen doch, was hier los ist!"