@X7Hell
Du hast völlig recht, im Deutschen würde ich diese ganzen grammatikalischen Wörter (irgendwie kommt man auch nicht um dieses Wort herum... schon wieder...) auch nicht als vollwertige Äußerungen ansehen. Allerdings steht nach wie vor ein anderes Kriterium, auf welches ich schon im letzten Post hingewiesen habe, namentlich den Sprechpausen.
Nehmen wir mal folgenden Satz: "Die grünen Gedanken sitzen lächelnd auf dem Dach." Überall, wo jetzt Leerzeichen zu sehen sind,
könnte man eine Sprechpause einlegen, beispielsweise zur Betonung (hör dir zum Beispiel mal an, wie bei einer Dichterlesung die Werke vorgetragen werden) oder sonstwas. Für gewöhnlich besteht kein Bedarf an Sprechpausen, denn egal ob in Europa, hier oder sonstwo, jigoku no sata mo kane shidai. ^_~ Aber sie wären möglich, und gelegentlich sind sie bei Muttersprachlern auch zu hören (Nichtmuttersprachler sind bei solchen Sachen wohl eh erst einmal auszuklammern).
Die bereits mehrfach genannten beki (oder warum nicht gleich "be ki"? du wirst auch dieses "ki" in jedem kokugo jiten mit Leichtigkeit auffinden können... ist ki dadurch ein Wort? oder gar be?) oder wa verhält es sich jedoch anders. Wie du ja selbst auch schon gesagt hast handelt es sich beim Japanischen um eine agglutinierende Sprache, es werden also unselbstständige Elemente an selbstständige Elemente gefügt, typischerweise ans Ende, also suffigiert. Infixe gab es mal, sind aber schon lange nicht mehr produktiv und heute fast nur noch in Eigennamen zu fänden, Präfixe gibt es zwar schon noch eine Handvoll, deren Bedeutung ist aber bei weitem geringer als die der Suffixe (bilde mal einen japanischen Satz ohne dabei Suffixe im weiteren Sinne (also Enklitika wie wa eingeschlossen) zu verwenden... das ist nur bei Ellipsen möglich - ohne Präfixe kommt man hingegen noch ziemlich weit).
Das heißt also, diese Suffixe im weiteren Sinne werden an wortfähige Elemente gefügt und bilden mit ihnen zusammen
eine Einheit, werden dementsprechend auch zusammen ausgesprochen. Weiteres Kriterium für die Feststellung von Untereinheiten eines Satzes ist auch die Möglichkeit, etwas einfügen zu können. "Der Gedanke" könnte man ja erstmal als eine Einheit auffassen, aber das würde zu Problemen führen, sobald man z.B. "der grüne Gedanke" sagen wollte. "grün(e)" währe schon eine eigenständige (wortfähige) Einheit, daher müßten aufgrund dieser Möglichkeit des Einfügens auch "der" und "Gedanke" Wörter sein. Das bedeutet nicht, daß sie alleine eine vollständige Äußerung bilden können, sondern lediglich, daß sie eine feste Untereinheit eines Satzes darstellen.
Zurück zum Japanischen: "osoru beki wa shinuru ni arazu katsute ikihajimezaru nari". Wo könnte man da noch eine wortfähige Einheit einfügen? Doch wohl nur an den nun mit Unterstrich markierten Stellen: "osoru beki wa_shinuru ni_arazu_katsute_ikihajimezaru nari".
Im Japanischen würde man dies bunsetsu nennen, in der Terminologie der
Japanischen Morphosyntax wäre es eine Ein-Wort-Phrase.
Um mal langsam zu einem Punkt zu kommen: Es gibt keine universal anwendbare Wortdefinition, sie sind immer sprachabhängig und sprachspezifisch. Sprich, man muß ggf. für jede Sprache eine eigene aufstellen. Sich stark ähnelnde Sprachen mögen mit einer gemeinsamen Definition auskommen, aber beim Deutschen und Japanischen klappt das aufgrund der großen morphologischen Differenzen nicht.
Zitat:Beshi ist ein Hilfsverb (jodôshi).
Laut japanischer Schulgrammatik, ja... Aber die ist manchmal mit Vorsicht zu genießen und man sollte nicht unbedingt alles unreflektiert als die Offenbarung hinnehmen. ^_~
Werf mal die Schulgrammatik etwas über Bord... und sag mir, was an beshi ein Hilfsverb sein soll? Wenn man sich mal ein paar Formen anschaut (beki, beshi, beku, bekarazu) wird man schnell feststellen, daß beshi wie ein Adjektiv flektiert (zwar nicht wie der Großteil der Adjektive im Gegenwartsjapanischen, sondern wie das noch schriftsprachlichere gotoshi wie Adjektive im Klassischjapanischen... bzw wie in der bungo, die ja zu großen Teilen auf dem KJ basiert).
Worin liegt also der Sinn, beshi als Hilfsverb zu bezeichnen? Ist nur eine Frage der Terminologie, sicher, aber das Problem liegt einfach darin, daß scheinbar ohne viel Nachdenken einfach die Terminologie des Holländischen übernommen wurde (Stichwort rangaku), welche ihrerseits von der lateinischen und diese wiederum von der griechischen dominiert wurde und wird.
Aber das ist auch nicht der einzige Schwachpunkt der Schulgrammatik... aber egal, das ist eh alles zu weit vom Thema weg und ich hab im Moment nicht mehr Zeit, als das zu schreiben, was ich jetzt geschrieben hab.
Zitat:(also nicht mehrere grammatische Informationen in einer Einheit verschmelzen)
Was ist mit yo
njatta, yomimas
en, X
ja nai und so weiter? Hier stimmen Morphem- und Merkmalanzahl nicht mehr überein. ^^
Btw, sorry fürs Zumüllen dieses Threads... sind ja doch schon etwas weit vom Ausgangspunkt entfernt. ^^