Nicht vom Ministerpräsidenten, vom Justizminister. Kann mir auch nicht vorstellen dass das bei dem/der dann moralische Komplexe auslöst. Der Posten des Justizministers ist eine Belohnung für verdiente Vasallen (das kurze DPJ-Intermezzo mal ausgenommen), da könnte man auch die Siegerin der AKB-Wahl hinsetzen und nichts würde sich ändern. Die japanische Judikative ("Rechtsstaat" kann man hier nicht anwenden) funktioniert wie die cardassianische in der DS9-Folge, in der Miles O'Brien wegen irgendwas auf Cardassia Prime angeklagt wird. Schuldig ist der Angeklagte sowieso.
Zitat:Echt jetzt? Du bist in J dermaßen eingefahren? Mehr als ich? Erzähl doch mal. Ich selber bin in J nie verhaftet worden, weiß nicht, wie Knast in J ist, stelle es mir jedoch als nicht so prickelnd vor. Wahrscheinlich gibt es verschieden harte Knäste, je nachdem. Man liest wenig (gutes) über Gefängnisse in J, aber das muß ja nicht die ganze Wahrheit sein.
Selbst bin ich zum Glück nie eingefahren. Es gibt ja in Japan außer den Gefängnissen noch diese Verwahrungszentren, die sind meistens in den größeren Polizeidienststellen, erkennt man an der vergitterten Etage. Man darf ja da bis zu 23 Tage einfach so festgehalten werden, ohne Anwalt etc. Im Gegensatz zu einem richtigen Gefängnis geht's da ganz anders zu, kein Kontakt zur Außenwelt, kaum Platz, nichts zur Zerstreuung, wer die Wärter nicht schmiert bekommt untertags nichts zu trinken etc.
Ein Kommilitone von mir ist zur Studentenzeit mal angetrunken aus Namba zurückgekommen. Die letzten Züge waren schon lange durch, da stand aber dann ein Fahrrad herum und da kam er auf die dumme Idee sich das leihen zu wollen, es war doch ein Stück bis zum Wohnheim. Er kam aber nur bis zum nächsten Koban. Das wurde dann schnell unangenehm, ab aufs Präsidium, Vernehmung etc. Er war schon einige Stunden im Verwahrungszentrum bis dann mal die Universität verständigt wurde und ein hohes Tier dort seine Kontakte hat spielen lassen. Dieses meinte dann dass die Polizei das Fahrrad vermutlich getürkt hat, mehr rausgekommen ist dabei aber nie. Mit viel Bückling haben sie den Kommilitonen dann freigelassen.
Naja, unschöne Geschichten zum japanischen Strafvollzug und der dortigen Justiz findet man genug. Die Ursachen ebenso.
Edit: Der von Torquato genannte Film ist auf jeden Fall sehenswert. Zusätzlich könnte ich noch die Geschichte von Hiromasa Ezoe, dem Gründer von Recruit empfehlen, "Where is the Justice?". Geschrieben aus der Perspektive des nicht unschuldigen Angeklagten, gibt aber einen guten Einblick wie dieses absurde System funktioniert.