(13.06.17 18:29)kenting schrieb: Wie kann man sein Leben so billig wegschmeißen.
Ich Arbeite um zu leben und lebe nicht um zu Arbeiten.
Da man nur ein leben hat, sollte man sich schon einige Gedanken machen was man damit anstellt. Auch hat das letzte Hemd keine Taschen.
Ich glaube, dass es viele Menschen gibt, die so denken. Vermutlich mehr in Europa als in Asien.
Sie tun mir irgendwie leid. Ist es nicht so, dass jemand, der seine Arbeit nur als notwendiges Übel sieht, sein halbes Leben "wegschmeißt" ? Ich stelle es mir schlimm vor, wenn man sein ganzes Leben täglich 8 Stunden arbeiten muss und darin keine Freude empfindet oder nur für den Feierabend und den Urlaub lebt. Ich glaube zwar, dass es bestimmte Berufe und Unternehmen gibt, bei denen es schwer ist ,,Arbeit" und ,,Freizeit" gleichwertig zufriedenstellend zu empfinden, jedoch bin ich überzeugt, dass es in den meisten Fällen die falsche Einstellung zu ,,Arbeit" und dem Leben an sich ist, die zu dieser Denkweise führt.
Ich habe erst von ein paar Tagen einen Mitarbeiter der Keihan-Zuglinie gesehen, der für die Säuberung der Toiletten und die Müllentsorgung zuständig ist. Er hat einen neuen Mitarbeiter in die Arbeit eingewiesen. Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der mit so viel Stolz die Einzelheiten der Müllentsorgung (nicht so kompliziert wie in Deutschland) erklärt. Ich möchte hier nicht behaupten, dass der Mensch in seiner Tätigkeit einen Traumberuf gefunden hat und keinen Urlaub will. Ich glaube jedoch, dass es einen grundsätzlichen Unterschied gibt wie (vor allem ältere) Japaner und Deutsche mit dem Thema ,,Arbeit" umgehen.
Ich denke auch an die alten Herren, die mich jeden Tag am Fahrradstellplatz so freundlich begrüßen als wenn ich erst vor Kurzem ins japanische Kaiserhaus geheiratet hätte. Die Männer arbeiten dort bei Wind und Wetter für den Mindestlohn. Die Mehrzahl nicht weil sie das Geld brauchen, sondern weil es ihnen gut tut unter Leuten zu sein und eine Aufgabe zu haben. Vielleicht kann jemand verstehen, dass man bei solchen Erfahrungen die Aussage "Japan hat weniger Urlaub, also ist es schlechter als Deutschland" nicht nachvollziehen kann.
Ich rate jedem seinen Arbeitsplatz und das Land in dem man leben möchte nicht nach Urlaubstagen, Verdienst und Arbeitszeiten zu wählen. Mal von einigen Extremen abgesehen sind diese Dinge völlig irrelevant wenn man eine Arbeit hat, die einen erfüllt. Insbesondere bei entwickelten Ländern sehe ich da kaum Probleme.
Man kann es drehen und wenden wie man will, ,,Arbeit" ist der Kern jeder Emigration. Alles andere folgt automatisch. Mit einem festen Arbeitsplatz in Japan, kann man hier eine tolles Leben führen. Ohne Arbeit nicht.
Das gilt übrigens für alle Länder.
Deshalb sollte sich jeder, der sich hier niedelassen möchte, nicht mit Nebensächlichkeiten aufhalten, sondern einen genauen Plan haben, wie man an eine Arbeitsstelle kommt. Alle anderen Dinge sind volkommen unwichtig und (insbesondere in Japan) direkt mit dem Haben oder Nichthaben einer Arbeitsstelle verbunden.