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Lehrer in Japan werden
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Lingua


Beiträge: 4
Beitrag #1
Lehrer in Japan werden
Hallo,

Da ich neu hier bin, stelle ich mich mal eben vor.
Ich bin 20, wohne in Hessen und mache eben mein Abi fertig. Ich habe die letzten Jahre nicht wirklich gewusst was ich machen will, nun ist es mir aber gekommen.
Japan, seine Kultur und Sprache hat mich schon immer fasziniert. Aber den Entschluss zu treffen, mal dort hinzuziehen und zu arbeiten, ist schon schwer.
Ich denke, am meisten kann man das dort als Lehrer ausleben.

Aber wie führt der Weg dorthin? Was für Fächer werden Unterrichtet? Sind dort Latein-, Englisch-, Musik- und natürlich Deutschlehrer gefragt?
Wird die pädagogische Ausbildung in Deutschland dort überhaupt akzeptiert, oder muss man dort Pädagogik studieren, um an japanischen Schulen lehren zu können?

An wen kann ich mich wenden, um all das herauszufinden? Ich habe schon viel gesucht, aber etwas wirklich griffiges fand ich nicht.

Das Problem ist, ich kann noch kein Japanisch. Es ist aber das Erste, das ich nach dem Abi in Angriff nehme. Es lässt sich einfach nicht unterbringen, wenn man noch an Latein dran ist.


Gruß,
Lingua
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.03.14 10:56 von Lingua.)
06.03.14 10:52
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Hellstorm


Beiträge: 3.925
Beitrag #2
RE: Lehrer in Japan werden
Hallo und willkommen im Forum!

Naja, ich denke am sinnvollsten ist die Realität: Ich denke, das ist sehr schwer bis unmöglich. Zu deinen Fragen:

Latein lernt natürlich keiner in Japan (Höchstens an der Uni, und das nur sehr wenig). Du lernst hier ja auch kein klassisches Chinesisch an der Schule zwinker Deutsch ist auch sehr begrenzt (Ich wüsste nicht, dass es das an vielen Schulen gibt, wenn nur an der Uni).
Japaner lernen an der Schule Englisch (und das auch nicht gut zwinker), und das war es meistens auch. Gut, noch altes Japanisch und teilweise klassisches Chinesisch. Die kann man im Grunde auch als eigenständige Sprachen ansehen (so wie Latein in Deutschland. Das wäre doch vielleicht etwas für dich! hoho). Für Englisch werden im Normalfall nur englische Muttersprachler (USA, UK, Australien, Neuseeland) genommen, Deutsche soweit ich weiß nur sehr wenig. Man müsste da schon unglaublich gut Englisch können. Es gibt zwar einige dieser englischen Lehrer an Schulen, aber die sind oft eher für „Konversationskurse“ o.ä. gedacht. Außerdem ist das, um es milde auszudrücken, nicht gerade der Beruf mit den besten Karriereaussichten zwinker (ohne jetzt die Lehrer schlecht machen zu wollen! Nur man ist dort im Normalfall kein „richtiger“ Lehrer, sondern nur jemand für Konversation. Oft landet man auch einfach nur an diesen Englisch-Konversationsschulen (sogenannte Eikaiwa), aber nicht an normalen Schulen). Musik wird es natürlich geben, aber auch dort ist wahrscheinlich der Bedarf nicht so hoch.

Zu der deutschen pädagogischen Ausbildung: Soweit ich weiß, werden die nicht einmal innerhalb Deutschlands akzeptiert (d.h. in NRW studiert und in Bayern Lehrer werden wollen). In Japan dann wohl auch kaum (Das weiß ich allerdings nicht genau). Daher müsstest du wenn dann schon in Japan studiert haben. Das ist sehr teuer und um überhaupt in die Uni zu kommen musst du schon Japanisch können.

Das größte Problem wird allerdings sein: Japanisch. Von einem „normalen“ Lehrer erwartet man doch normalerweise, die Sprache ziemlich perfekt sprechen zu können. Wenn du jetzt noch kein Japanisch kannst, wirst du den Punkt wahrscheinlich erst (mit unglaublich starkem Willen) in 5 bis (realistischerweise) 10 Jahren (oder eventuell sogar erst 15 Jahren) erreicht haben. Hast du auf deinem Gymnasium eigentlich im Moment ausländische Lehrer? Bei mir war nur eine Polin, die aber vollkommen perfekt Deutsch konnte. Ich habe dort niemanden gesehen, der nur bruchstückhaft Deutsch konnte.

Was genau reizt dich denn eigentlich an Japan? Die kleinen Wohnungen, die im Winter so kalt werden, dass man seinen Atem sehen kann? Die sehr teuren Flug- und Hoteltickets und die allgemein ziemlich unbequeme Lage am äußersten Rande Asiens, so dass man im Grunde seine Urlaube in Zukunft nur auf Wochenendtrips innerhalb des Landes beschränken muss? Oder die Tatsache dass man sehr oft nicht ernst genommen wird, da man als weißer Ausländer ja doch etwas „blöd“ ist? zwinker

Was ich damit sagen will: Ich würde es dir nicht empfehlen. Sich auf Japan zu versteifen wird dann zum Problem, wenn man dann nach seinem ersten Japanbesuch doch keine Lust mehr auf das Land hat oder es nach einigen Jahren vor Ort satt hat. Dann hat man nämlich leider keine andere Berufsausbildung und findet schwer etwas in Deutschland.

Aber um dir realistischerweise noch eine Option zu bieten: Ein gutes deutsches Ingenieursstudium, bei dem du nebenbei Japanisch lernst, wird die beste Möglichkeit sein, nach Japan überzusiedeln.

やられてなくてもやり返す!八つ当たりだ!
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.03.14 13:10 von Hellstorm.)
06.03.14 13:05
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客人
Gast

 
Beitrag #3
RE: Lehrer in Japan werden
(06.03.14 13:05)Hellstorm schrieb:  Ich denke, das ist sehr schwer bis unmöglich. Zu deinen Fragen:
Was eine Anstellung als Lehrer betrifft, kann ich der Aussage nur voll beipflichten. Als deutscher Lehrer an eine öffentliche japanische Schule scheint mit auch nahezu unmöglich.

Anders verhält es sich meiner Meinung nach an Hochschulen, vor allem privaten Hochschulen. Die stellen öfter mal ausländisches Lehrpersonal ein, um der Universität einen internationalen Flair zu verleihen.

Ich habe mich mal mit einem Professor von der Keio Universtät in Tokyo unterhalten. Der klang aber sehr frustriert, weil die Motivation japanischer Studenten etwas zu lernen sehr gering sein soll (Denen muss ich als Ausländer die Kanjis beibringen).
06.03.14 13:31
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Lingua


Beiträge: 4
Beitrag #4
RE: Lehrer in Japan werden
Hellstorm schrieb:Ich habe dort niemanden gesehen, der nur bruchstückhaft Deutsch konnte.

Meine Lateinlehrerin ist Spanierin, die vor 2 Jahren hergekommen ist, was man auch hört. Sie verweselt im Deutschen gern mal den Genus von Wörtern, wenn sie diese denn findet.
So schwer kann es wohl auch nicht mit der Zulassung der ausländischen pädagogischen Ausbildung sein, wenn das geht?


Hellstorm schrieb:Was genau reizt dich denn eigentlich an Japan?

Wie gesagt, die Kultur reicht mir schon als Grund. Wenn ich dort rüber schaue, merke ich erst, wie gezwungen und versteift in Deutschland alles ist.
Mir kommt es vor, als würde hier jeder in einem Schneckenhaus leben, wo man in Japan zeigt, was man ist und aus Allem ein Ritual macht. (So nehme ich das jedenfalls wahr)

Es geht mir auch einfach darum, die Welt in einem neuen Blickwinkel zu sehen. Den Materealismus habe ich überwunden und alles was ich möchte, ist so viel wie möglich zu lernen,
und das an einem Ort, der mir persönlich zusagt. Wo erfüllt man diesen Wunsch besser als in einem Lehreramt im Land, das einen jedes Mal aufs neue faszinieren kann?
06.03.14 14:05
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Woa de Lodela


Beiträge: 1.539
Beitrag #5
RE: Lehrer in Japan werden
(06.03.14 14:05)Lingua schrieb:  Wo erfüllt man diesen Wunsch besser als in einem Lehreramt im Land, das einen jedes Mal aufs neue faszinieren kann?

Wieso ausgerechnet als Lehrer, das verstehe ich nicht.
06.03.14 14:16
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Lingua


Beiträge: 4
Beitrag #6
RE: Lehrer in Japan werden
Weil du mit Menschen vieler Altersgruppen und Interessen zu tun hast. Was lernt man als Ingeneur über Kultur?
Als Lehrer kann man sich ja weiterbilden, und auch irgendwann die Ganze Geschichte von Japan Lernen, Lehren und verstehen.

Als Postmaterealist bringt es mir einfach keine Erfüllung, für eine Industrie zu arbeiten, die es bloß auf Geld und Kulturverlust aus ist.
Aber das ist ein anderes Thema..
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.03.14 14:25 von Lingua.)
06.03.14 14:24
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Hellstorm


Beiträge: 3.925
Beitrag #7
RE: Lehrer in Japan werden
(06.03.14 14:05)Lingua schrieb:  
Hellstorm schrieb:Ich habe dort niemanden gesehen, der nur bruchstückhaft Deutsch konnte.

Meine Lateinlehrerin ist Spanierin, die vor 2 Jahren hergekommen ist, was man auch hört. Sie verweselt im Deutschen gern mal den Genus von Wörtern, wenn sie diese denn findet.
So schwer kann es wohl auch nicht mit der Zulassung der ausländischen pädagogischen Ausbildung sein, wenn das geht?

Gut, kann sein, dass das an meiner Schule anders war. Naja, Latein ist aber doch auch Mangelfach, oder?

(06.03.14 14:05)Lingua schrieb:  Wie gesagt, die Kultur reicht mir schon als Grund. Wenn ich dort rüber schaue, merke ich erst, wie gezwungen und versteift in Deutschland alles ist.

Tut mir leid, aber dann kennst du Japan kein bisschen. Wenn ich ein Land als gezwungen und versteift bezeichnen würde, dann ist das Japan zwinker

(06.03.14 14:05)Lingua schrieb:  Mir kommt es vor, als würde hier jeder in einem Schneckenhaus leben, wo man in Japan zeigt, was man ist und aus Allem ein Ritual macht. (So nehme ich das jedenfalls wahr)

Also ich sehe in Japan vor allem, dass es den Leuten vor allem ums Shopping geht. Einkaufen, einkaufen, einkaufen. Das ist für dich als Anti-Materialist vielleicht nicht gerade das Paradies zwinker


(06.03.14 14:24)Lingua schrieb:  Weil du mit Menschen vieler Altersgruppen und Interessen zu tun hast. Was lernt man als Ingeneur über Kultur?

Ich würde sagen, genau so viel wie als Lehrer: So viel wie man in seiner Freizeit lernt. Bücher lesen, unter Leute kommen. Der Beruf, den man hat, bestimmt doch nicht das eigentliche Interesse. Als Lehrer (an einer normalen Schule) hat man doch gerade nur mit Kindern zu tun. Als Ingenieur kommt man doch viel eher unter Leute.


(06.03.14 14:24)Lingua schrieb:  Als Lehrer kann man sich ja weiterbilden, und auch irgendwann die Ganze Geschichte von Japan Lernen, Lehren und verstehen.

Wie gesagt, das kannst du als Ingenieur auch machen. Als Lehrer (Was genau für einen Lehrerberuf stellst du dir eigentlich vor? An normalen Schulen (Grundschule, Mittelschule, Oberschule)? Oder an Unis, oder in der Erwachsenenbildung (Eikaiwa)?) musst du für so etwas doch auch nur lesen, aber das steht doch nicht nur dir als Lehrer offen. Wer an etwas Interesse hat, macht das einfach.

Hier gibt es im Forum viele, die einen ganz anderen Beruf haben, aber zum Spaß Japanisch angefangen haben. Wieso sollten sie das nicht machen können? Andersherum gibt es hier sicherlich auch einige Japanologen, die in ihrer Freizeit was ganz anderes machen, was nichts mit Japan zu tun hat.


(06.03.14 14:24)Lingua schrieb:  Als Postmaterealist bringt es mir einfach keine Erfüllung, für eine Industrie zu arbeiten, die es bloß auf Geld und Kulturverlust aus ist.
Aber das ist ein anderes Thema..

Naja, du willst ja unbedingt nach Japan. Da gibt es vor allem das Problem mit dem Visum, und das erhält man halt am einfachsten als jemand, der für eine Industrie arbeitet, die nur auf Geld und Kulturverlust aus ist (oder du suchst dir eine japanische Frau/Mann und heiratest) zwinker Außerdem muss man auch was zu Beißen haben. Du machst hier auch die Industrie etwas grundlos schlecht. Du hast deinen Beitrag hier ja sicherlich nicht auf einem Brief geschrieben, und nach Japan läufst du ja auch nicht zu Fuß, sondern fliegst mit dem Flugzeug. Du konsumierst die Produkte der bösen Industrie in deinem täglichen Leben deswegen genug.

Ist nicht böse gemeint, aber ich wollte dir eben nur die „einfachste“ Möglichkeit sagen, ins Ausland zu kommen (ist nicht nur auf Japan beschränkt, einfach auf jedes Land). Ingenieur ist natürlich nicht der tollste Berufswunsch, aber wohl aktuell der mit den besten Berufschancen. Es gibt natürlich andere Jobs, mit denen man mit viel Glück in Japan auch Spaß haben kann: Vielleicht als Regisseur, oder als Fernsehmoderator o.ä.

やられてなくてもやり返す!八つ当たりだ!
06.03.14 14:56
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Hachiko
Gast

 
Beitrag #8
RE: Lehrer in Japan werden
[quote='Lingua' pid='114729' dateline='139411114




Wie gesagt, die Kultur reicht mir schon als Grund. Wenn ich dort rüber schaue, merke ich erst, wie gezwungen und versteift in Deutschland alles ist.
Mir kommt es vor, als würde hier jeder in einem Schneckenhaus leben, wo man in Japan zeigt, was man ist und aus Allem ein Ritual macht. (So nehme ich das jedenfalls wahr)
[/quote]

Ich möchte dir ja nicht alle Illusionen nehmen, aber frag mal einen/eine Japaner/in. der/die schon länger in Deutschland lebt, der/die wird
dir das genaue Gegenteil attestieren.
06.03.14 15:30
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Lingua


Beiträge: 4
Beitrag #9
RE: Lehrer in Japan werden
Ich habe mich falsch ausgedrückt. Ich meine mit gezwungen nicht das Gegenteil von spontan, sondern das unterdrücken von Möglichkeiten, "einzwingen". Dass das Verhalten dort gezwungen ist, ist mir klar. Aber meistens im guten Sinne. Und man gewöhnt sich ja auch dran..
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.03.14 17:43 von Lingua.)
06.03.14 16:43
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Yano


Beiträge: 2.920
Beitrag #10
RE: Lehrer in Japan werden
Dein Enthusiasmus ist lobenswert, und dort im Lande werden Deine Vorstellung über das, wie das so ist, realistischer werden.
Als 20-jähriger Jugendlicher einfach so rübergehen und schaun, was geht? - Ich hab das so gemacht, mit 21, ist lange her, bin lange geblieben, und es war schwierig.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.03.14 21:42 von Yano.)
06.03.14 19:41
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