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Leben in Japan 1: Steuern und Abgaben
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MM


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Beitrag #1
Leben in Japan 1: Steuern und Abgaben
ich würde gerne mal ein Thema anschneiden, dass den Rahmen von angefragten Tatoos, Musikgruppen und richtige Lehrbücher sprengt:

Wie sieht das Leben in Japan rechnerisch aus?

Als erstes dieses "Zyklus" möchte ich die Abzüge des Gehaltes vergleichen:

Der deutsche Angestellte wird im Allgemeinen so abgerechnet:

Arbeitnehmer - LSt-Kl III (verheiratet, 2 Kinder)

Gehalt - 5000,00
Rentenversicherung - AN - 9,95% - 497,50
Arbeitslosenversicherung - AN - 1,4% - 70,00
Pflegeversicherung - AN - 1,1 % - 45,93
Krankenversicherung - AN - 7% - 262,50
Krankenversicherung - Zuschlag - 0,9% - 33,75
- Lohnsteuer - 750,33
- Soli-Zuschlag - 41,26
- Kirchensteuer - 67,52
Abgaben 35,38% - 1768,79
Netto 64,62% - 3231,21

Arbeitgeber
Rentenversicherung - AG - 9,95% - 497,50
Arbeitslosenversicherung - AG - 1,4% - 70,00
Pflegeversicherung - AG - 1,1 % - 45,93
Krankenversicherung - AG - 7% - 262,50
Zusatzabgaben 17,52% - 875,93

Summe Abgaben 52,89 - 2644,72

(Staatliche Vergünstigungen habe ich der Einfachheit halber weggelassen)

Hinzu kommt noch das Kindergeld:
1. Kind - 184,00
2. Kind - 184,00

Jetzt wäre es mal interessant, wie die Rechnung in Japan aussehen würde!
Es gibt da doch mit Sicherheit auch Internetseiten, wo man das berechnen kann.
23.03.10 00:13
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Gast
Gast

 
Beitrag #2
RE: Leben in Japan 1: Steuern und Abgaben
Kindergeld gibt es nicht. Ab kommenden Monat soll es zwar 1.6万/月 geben. Dafuer steigen jedoch die Steuern.

Bei sozialer Absicherung (Rente, Krankenversicherung, Sozialvesicherung etc.) ist Japan ein Entwicklungsland. Bei einem Gehalt von 5000 Euro und weniger ist es (rechnerisch) besser in Deutschland zu bleiben.
Zitat entfernt. Zitate bitte der Übersichtlichkeit halber auf ein notwendiges Minimum beschränken.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.03.10 12:05 von Shino.)
29.03.10 01:45
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MM


Beiträge: 174
Beitrag #3
RE: Leben in Japan 1: Steuern und Abgaben
Erstmal danke an den @Gast!
Ich war schon enttäuscht, dass das Thema entweder gar keinen interessiert oder tatsächlich niemand weiß, wie die finanziellen Dinge dort ablaufen.
Hab' mir schon einen bekloppten Spruch für ein Tattoo ausgedacht, um wenigsten über irgendwas diskutieren zu können ... hoho (Scherz...)

Danke auch an @shino,
für das zielsichere Radikal-Löschen, inklusive des Links, den der Gast gepostet hat ;-)
und den ich mir jetzt mühsam aus dem Cache herausgewuehlt habe:
http://allabout.co.jp/finance/gc/13060/3/

In der Zwischenzeit konnte ich auch die Einkommensteuer-Progression ausfindig machen:
http://www.jetro.go.jp/de/invest/setting...page7.html

Danach ergibt sich folgendes Bild, falls...
- ich die Steuerklassen richtig gedeutet habe (erste 1.950 Mio. Yen sind generell 5%, dann ... etc.)
- ich Präfektur- und Gemeindesteuer richtig gedeutet habe
- der AG die gleiche Summe der Sozialversicherung zahlt (mein Japanisch ist nicht perfekt)
- es tatsächlich kein Splitting gibt
- ich sonst keine Fehler gemacht habe ... ;-)

Abgaben in Japan
-----------------
Gehalt - 5000,00
Rentenversicherung - AN - 7,321% - 366,05
Arbeitslosenversicherung - AN - 0,8% - 40,00
Krankenversicherung - AN - 4,1% - 205,00

Lohnsteuer - 726,00
Präfektursteuer 4% - 200,00
Gemeindesteuer 6% - 300,00

Abgaben 37% - 1837,05
Netto 63% - 3162,95

Arbeitgeber
Rentenversicherung - AN - 7,321% - 366,05
Arbeitslosenversicherung - AN - 0,8% - 40,00
Krankenversicherung - AN - 4,1% - 205,00

Zusatzabgaben 12% - 611,05

Summe Abgaben 49% - 2448,72

Resumee nach meinen eigenen, laienhaften Recherchen (+ Gast):

1. Die Abgaben für einen Verheirateten sind in Japan ca. 70 Euro höher,
(für den Single in Deutschland 400 Euro höher)
2. Die Sozialversicherung in Japan ist billiger,
- verstehe ich bei der AL-Versicherung, da nicht so viele Arbeitslos sind wie hier
- verstehe ich bei der Krankenversicherung, da Japaner 30% der Behandlung selbst zahlen müssen huch
- verstehe ich nicht bei der Rentenversicherung, mehr Alte, früher in Rente, höhere Lebenserwartung
3. Steuern sind (dafür) höher

Gut. Kann man das wirklich vergleichen oder sind das die berühmten Äppel und Birnen .... ?
29.03.10 23:45
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KAT (GAST)
Gast

 
Beitrag #4
RE: Leben in Japan 1: Steuern und Abgaben
(29.03.10 23:45)MM schrieb:  Kann man das wirklich vergleichen oder sind das die berühmten Äppel und Birnen .... ?

Ich glaube mit der Meinung bist du auf dem richtigen Weg. Vergleichen ist schwer. Allein die Abgaben und Leistungen zu werten bringt auch reichlich wenig. Schulgebuehren, Lebenshaltungskosten, privates Vesicherungssystem (in Japan sehr schlecht), Arbeitszeiten, Leistungen des Arbeitsgebers etc. Bereits der Vergleich eines Haushalts aus Aomori und Tokyo ist kaum moeglich. Ganz andere Welt.

Ich lebe schon einige Zeit in Japan und es sind nicht die Abgaben, die nerven, sondern die Art der Verwendung. Die ist in Deutschland diskussionsbeduerftig, in Japan eine Katastrophe. Stichwort: "Autobahnen auf dem Land die keiner nutzt und dafuer kaum Kindergarten in Ballungsgebieten".

Die Leistungen aus der ALV sind deutlich niedriger und kuerzer in Japan. Weniger Arbeitslose gibt es vermutlich nicht, weniger die sich melden oder aus dem System fliegen schon. Leistungen aus der ALV enden meist nach 6 Monaten. Dann geht es sehr schnell in Richtung Sozialhilfe.

Die 30% Selbstbehalt bei der KV taeten auch Deutschland sehr gut. Da wuerden so manche Unstaende ans Licht kommen (Verguetung der Aerzte usw). Da es Hoechstgrenzen pro Jahr gibt und niedrige Einkommen geschuetzt sind, keine schlechte Sache. Der Mensch faengt erst an zu denken, wenn er direkt selbst zahlen muss.

Die Rente in Japan ist mit der in Deutschland weniger zu vergleichen. Die steuerlichen Zuschuesse sind enorm, das System im Grunde bankrott. Viele Nichtzahler, Probleme bei der Datenerfassung und verlorene Daten etc.

Das Problem in Japan faengt bereits mit der Sozialversicherungspflicht an. Die ist relativ einfach geregelt: Fuer Arbeitgeber gibt es keine. Aus diesem Grund sind viele (zwangsweise) selbst versichert. Das heisst man zahlt die Beitraege zu 100% selbst obwohl man Vollzeit arbeitet. Gut fuer den Arbeitgeber, schlecht fuer den Angestellten und mittlerweile ein grossen gesellschaftliches Problem in Japan.





.
30.03.10 02:27
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atomu


Beiträge: 2.677
Beitrag #5
RE: Leben in Japan 1: Steuern und Abgaben
(29.03.10 23:45)MM schrieb:  ...
Ich war schon enttäuscht, dass das Thema entweder gar keinen interessiert oder tatsächlich niemand weiß, wie die finanziellen Dinge dort ablaufen.
Hab' mir schon einen bekloppten Spruch für ein Tattoo ausgedacht, um wenigsten über irgendwas diskutieren zu können ... hoho (Scherz...)
...
Gut. Kann man das wirklich vergleichen oder sind das die berühmten Äppel und Birnen .... ?

Ich finde das Thema hochinteressant, schreibe aber nix, weil ich darüber fast nix weiß. Es dürfte allerdings in der Tat sehr schwierig sein, die reinen Zahlen zu vergleichen und zu interpretieren. Lebensqualität lässt sich an solchen Zahlen allein nicht messen. Geld lässt sich bei so entfernten Kultur- und Gesellschaftsstrukturen nur sehr bedingt von einer Währung in die andere umrechnen. Ist wahrscheinlich denen, die hier geschrieben haben, völlig klar, aber vielleicht nicht allen Mitlesenden, deshalb möchte ich das betonen.

正義の味方
30.03.10 09:47
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irgendwer


Beiträge: 198
Beitrag #6
RE: Leben in Japan 1: Steuern und Abgaben
ist wirklich sehr schwierig zu vergleichen, weil die Lebensumstände so unterschiedlich sind.
Zum Beispiel Kindererziehung, da wird dann wohl wesentlich mehr für die Schulbildung (Jukus etc.) draufgehen als in Deutschland. Kosten für den Unterhalt eines Autos (in Tokyo z.B. keine?) vs Inaka (Benzin & Steuern preiswerter).

Dann kommt noch der Kaufkraftvergleich hinzu (z.B. Ein Hamburger bei McDonalds = 100 Yen = 1 Euro??)
30.03.10 10:06
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KAT
Gast

 
Beitrag #7
RE: Leben in Japan 1: Steuern und Abgaben
(30.03.10 09:47)atomu schrieb:  Geld lässt sich bei so entfernten Kultur- und Gesellschaftsstrukturen nur sehr bedingt von einer Währung in die andere umrechnen. Ist wahrscheinlich denen, die hier geschrieben haben, völlig klar, aber vielleicht nicht allen Mitlesenden, deshalb möchte ich das betonen.


Obwohl ich auch der Meinung bin, dass es zu einfach waere nur Abgaben und Leistungen als Grundlage fuer eine Bewertung heranzuziehen moechte ich mich von der Meinung atomus etwas distanzieren.

Ich glaube, dass die Kultur- und Gesellschaftsstrukturen Deutschlands und Japans nicht so weit auseinanderliegen, als dass keine aussagekraeftigen finanzielle Vergleiche moeglich waeren.

Wer laengere Zeit in Japan lebt wird erkennen, dass sich die Kulturen aehnlicher sind als es manche wahr haben (wollen). Der Lebensstandard der Gesellschaft, die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme und die Einstellung zu Arbeit, Familie und Finanzen aehneln sich weit mehr als es viele vermuten.

Sobald der Auslaenderbonus ausgelaugt und aus dem Sakurabaum einfach nur ein Baum wird, faengt der Alltag an. Und der ist gepraegt von Zahlen und Fakten.


Was kostet ein landesuebliches Durschschnittshaus ? Wie lange zahle ich ab zu welchem Zins ? Was verdiene ich im Beruf X ? Wieviel kostet ein Kind bis zum Uniabschluss ? Wie sieht die Rente aus ? Wieviele Urlaubstage habe ich ? Arbeitsstunden ?

Meine subjektive Meinung ist, dass eine junge Familie (doppeltes Einkommen, abhaengig beschaeftigt) mit 2 Kindern, in Deutschland besser haushalten kann und mehr Zeit hat. Ich glaube auch, dass sich dies bei hoeheren Einkommen aendert.
31.03.10 02:01
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MM


Beiträge: 174
Beitrag #8
RE: Leben in Japan 1: Steuern und Abgaben
Mir ging es im ersten Schritt erstmal darum, ob meine Berechnungen der Steuer und Sozialabgaben stimmte.
Da kein Veto vorliegt, setze ich jetzt vorläufig ein "ja" voraus.

Es ist klar, dass ein Vergleich machbar ist, zum einen mit Mühe behaftet, zum anderen vielleichtt ganz interessant für den einen oder anderen, der sich (aus welchen Gründen auch immer) mit dem Gedanken trägt, eine Weile oder länger dort zu bleiben.

Ich habe mir mal einen fiktieren "Mustermann" mit 5000 Euro brutto, verheiratet mit 2 Kindern im schulpflichtigen Alter herausgepickt. Das wäre schon einmal ganz interessant. Später kann man das ganze noch variieren, etwa im Gehalt oder im Familien-Status (z.B. als Single).
Einige Kostenfaktoren bleiben wahrscheinlich fix, ein Kindergartenplatz oder ein Kind in der Grundschule kosten einen Betrag X, egal ob der Vater 3000 oder 1600 Euro mit nach Hause bringt.
Soweit ich aus meiner "dünnen" Erfahrung in Japan berichten kann (2x 3 Monate), sind einige Faktoren vergleichbar mit den Deutschen, etwa Kleidung und Lebensmittel, zumindest habe ich keine gravierenden Unterschiede "gespürt".
Da ich immer (mehr oder weniger) kostenfrei wohnen konnte, habe ich keine Erfahrung mit Wohn- und Nebenkosten, nebst Telefon etc. Z.B. "hörte" ich, dass die Wasserkosten in Japan billiger sind als hier.
Auch hier wird es Unterschiede zwischen dem Wohnen in Ebisu hoho und bspw. einem Vorort mit 1 Stunde Fahrtzeit nach Shinjuku geben, genauso wie es Unterschiede zwischen München und bspw. Rosenheim geben mag.
Hier müsste man also noch weiter spezifizieren nach Wohnort, ob es wieder vergleichbar zu machen.

Falls ich im Web nichts finde (Familie Mustermann und ihre Ausgaben), muss ich die Daten mal irgendwie privat zusammenklabüsern und dann als 2. Schritt die Familie "Suzuki" danebenstellen... ;-)
31.03.10 11:23
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Robato


Beiträge: 169
Beitrag #9
RE: Leben in Japan 1: Steuern und Abgaben
Da gab es doch mal eine Fernsehsendung, in der die Lebenshaltungskosten an verschiedenen Orten in Japan vorgestellt/verglichen wurden. Die habe ich 2005 oder 2006 gesehen.
Es wurden Familien oder Paare vorgestellt und aufgelistet, was sie fuer die Miete, Verpflegung, Transport und so weiter pro Monat ausgeben. Teilweise konnte man da schon recht guenstig leben... ich glaube speziell in den laendlichen Regionen. Es war wohl auch so eine Art "Kochsendung", da auch etwas aus der regionalen Kueche vorgestellt wurde, wenn ich es recht in Erinnerung habe.
Kennt die einer von Euch?

Sports Bakka... wenn schon Sport, dann dieser *^-^*
01.04.10 05:17
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KAT
Gast

 
Beitrag #10
RE: Leben in Japan 1: Steuern und Abgaben
(01.04.10 05:17)Robato schrieb:  Teilweise konnte man da schon recht guenstig leben... ich glaube speziell in den laendlichen Regionen.

"Guestig leben" ist relativ. Wenn du damit meinst "weniger Tauschgeschaeft durch Geld" hast du sicher recht. Das hat aber nichts mit guenstig zu tun.

Die Leute, die du erwaehnst bauen ihr Gemuese selbst an, haben teilweise selbt Tiere oder beziehen sie direkt vom Bauern. Diese Arbeitsstunden werden nicht bezahlt und muessen in deiner Rechnung fiktiv angerechnet werden. Es muss auch beruecksichtigt werden, dass das Lohnnieveau auf dem Land niedriger ist und meist mehr Ausgaben fuer Fahrzeuge etc. anfallen. Wenn man das alles einbezieht ist das Leben auf dem "Land" meist finanziell nicht mehr oder weniger interessant als jenes in der Stadt.

Ich hoere auch immer wieder Leute sagen, dass die Grundsstueckspreise auf dem Land so billig waeren oder Bauland in Tokyo teurer als in Berlin. Das ist nicht richtig, da dem Bauland je nach Region ein ganz anderer Gegenwert gegenueber steht.

Immer daran denken: Guenstig ist nicht "weniger Geld" sondern "weniger Geld als der Durschnittsmarkt vorgibt".
02.04.10 01:07
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Leben in Japan 1: Steuern und Abgaben
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