Nachdem ich hier so viele unterschiedliche Kritiken gelesen habe, musste ich mir "Der mit dem Wolf tanzt auf japanisch" natürlich auch ansehen. Ich habe übrigens nicht geheult, weil ein Freund neben mir saß, der diese Knatscherei bei Filmen ziemlich albern fand. Ich versuche´s mir dann zu verkneifen und manchmal klappt´s.
Diesen fürchterlichen Verriss aus der Zeitung - würde ich gerne mal lesen - kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man aus Büchern viel über ein Volk lernen kann, dass dies aber nicht genügt, um ein Buch oder einen Film über ein fremdes Volk zu machen. Aus diesem Grund habe ich in meinem eigenen Buch über Australien über die Aboriginies nur aus meiner eigenen Sicht geschrieben, denn gerade wenn man von einem Volk oder einer Gruppe spricht, das oft verfälscht wird, zu denen auch die Samurai gehören, dann sollte man nur über das schreiben oder erzählen, was man wirklich kennt, sonst läuft man sehr schnell Gefahr sich an Vorurteilen zu orientieren.
Nach der ersten viertel Stunde des Films sagte ich: "Na ja, schon ziemlich amerikanisch. Die Japaner sind die Dummen und die Amerikaner sind die großen Lehrmeister, die allen anderen noch etwas beibringen." Diesen Eindruck hatte ich nicht wegen der ziemlich unqualifizierten Äußerung: "Die Japaner haben beschlossen, ein zivilisiertes Volk zu werden." Diese Aussage sollte lediglich die äußerst arrogante Ansicht bestimmter Personen ausdrücken. Davon abgesehen denke ich, dass Japan damals sehr viel zivilisierter war als das weiße Amerika und irgendwie ist das heute wieder der Fall....
Wie auch immer, die Darstellung der Bauern, aus denen man Soldaten machen wollte, war mir ein bisschen zu einfach. Das zitternde Männchen, das zu dumm ist ein Gewehr zu laden entsprach mir zu sehr dem Bild das früher gerne vermittelt wurde, nämlich das Bild vom buckelnden Japaner der die Amerikaner bewundert und überhaupt alles tut, was man ihm sagt.
Überhaupt kränkelt der Film eigentlich nur ein wenig an seinen Charakteren. Da ist der Leidende, der wider Erwarten den richtigen Weg findet, der skrupellose Geschäftsmann, dem sein Geld alles bedeutet, der etwas naive Schriftsteller, der junge Mann, noch fast ein Kind, der erst am Ende feststellt, dass er die ganze Zeit auf die falschen Leute gehört hat, und selbst der Schweigsame fehtl nicht, der immer im Hintergrund steht und erst am Ende sein teuflisches Ego zeigt.
Als die japanischen Soldaten gegen den Befehl ihres obersten Kommandanten aufhörten zu schießen, musste ich an eine Geschichte denken, die sich im 2. Weltkrieg tatsächlich zugetragen hat: Eine Gruppe amerikanischer Kriegsgefangener floh und machte sich auf den beschwerlichen Weg durch den Regenwald. Nachdem die Überlebenden diesen Wahnsinnsmarsch hinter sich gebracht hatten (einer von ihnen überlebte nur, weil die Maden die Infektion in einer offenen Wunde wegfraßen, andere mussten sie zum Sterben zurücklassen), wurden sie verraten und gelangten zurück ins japanische Kriegsgefangenenlager. Eigentlich bedeutete dies die sichere Exekution, aber man ließ sie am Leben, teils weil man ihren Mut und ihre Tapferkeit bewunderte. Dies unterscheidet wohl tatsächlich die Amerikaner von den Japanern.
Insgesamt wird der Film dem japanischen Volk und insbesondere den Samurai durchaus gerecht, finde ich. Die einseitigen Charaktere findet man auf beiden Seiten, so dass dies keine Wertung eines bestimmten Volkes darstellt. Einige Szenen zeigen, dass Disziplin und Ehre oberstes Gebot ist, dass es sich aber trotzdem um Menschen handelt die fühlen, die mal ihre Meinung sagen und deren Kinder nicht nur eiserne Disziplin lernen, sondern auch mal spielen, auch wenn dieses Spiel dem Lernen dient.
Einleitung und Ende sind meiner Meinung nach gelungen. Die Geschichte der Entstehung der japanischen Inseln kannte ich noch nicht, und das Ende des großen Kriegers, das mit dem Ende der Kirschblütenzeit zusammenfällt, fand ich einfach nur schön. Den Zusammenhang zwischen Hanami und Samurai verstehen zwar sicher nur Eingeweihte - meinem Freund musste ich es erklären - aber die Szene war sicher auch für diejenigen sehr "tränenträchtig", die diesen Zusammenhang nicht kennen.
Insgesamt ein gelungener Film, den man sich auf jeden Fall mehrmals ansehen kann. Auch wenn die englische Aussprache der Muttersprachler so katastrophal ist, dass man die englisch sprechenden Japaner besser versteht.