RE: Kinderbücher
Persönlich halte ich nicht viel davon, die ersten weiterführenden Schritten in einer Sprache mit Kinderlesestoff zu tun. Neben der Tatsache, dass Kinder nun einmal völlig anders lernen als Erwachsene, sollen Kinderbücher – zumindest die besseren unter ihnen – den Kleinen etwas beibringen, sie sollen eine Botschaft transportieren; sei es wie man richtig seine Zähne putzt oder dass man nicht immer dem augenscheinlich netten Onkel vertrauen kann. Ich finde es daher schon fragwürdig, als Erwachsener sich dieser Art Lektüre zuzuwenden. Die erworbene Bildung, obgleich die je nach Person unterschiedlich ausfällt, sollte einen dazu befähigen, über das Affektive Lernen hinauszublicken. Es ist eminent, das Spektrum der Texte breitgefächert zu gestalten. Dank des Internets ist die Auswahl fast unbegrenzt. Eine Schwierigkeit besteht freilich in der richtigen Wahl des Anspruchs. Da hilft wohl nur die Methode des trial and error. Ist ein Text zu anspruchsvoll, probiert man eben den nächsten. Dadurch stellt sich ein positiver Nebeneffekt ein: man bekommt ein Gefühl für den Schwierigkeitsgrad. Auf Empfehlungen von Außenstehenden (Lektoren usf.) ist auch nicht immer Gewicht zu legen, weil man selbst am besten weiß, was am geeignetsten ist.
Die von Zongoku verworfene Idee einen Text über Physik zu lesen, halte ich für gar nicht so abwegig, solange das allg. Verständnis des Einzelnen noch Schritt halten kann. In den üblichen Zeitungen und Zeitschriften findet man hin und wieder mal einen Artikel zu div. Themen der Physik oder sonstigen Naturwissenschaften. Ohne Kenntnis des Vokabulars wird es mühsam, sich durch diesen zu arbeiten. Man muss sich ja nicht gleich in die Multiversum-Theorie in all ihren Details und mathematischen Implikationen vertiefen. Zudem sind viele wissenschaftl. Themen, von Sprachmonstrositäten wie Hegel & Co einmal abgesehen, wesentlich einfacher zu dechiffrieren als eine Lektüre mit literarischem Anspruch. Allg. Wirtschaftstexte beispielsweise sind mit ein wenig kanji-Recherche - falls man noch nicht soweit ist und alle 50.000 Zeichen beherrscht - in jedem Fall zu meistern, auch wenns mal länger dauert.
Den Sprung aus dem Lehrbuch zur „echten“ Sprache sollte man möglichst früh wagen, spätestens dann, wenn die Grammatik-Basis errichtet ist, was i.d.R. und speziell im Japanischen nicht dermaßen viel Zeit in Anspruch nehmen sollte, vorausgesetzt man verwendet das richtige Buch. Mir ist klar, dass die Frustgrenze am Anfang rapide nach unten schnellt und der Drang der verflixten Sprache den Dolchstoß zu verpassen exponentiell steigt, aber mit einem Schuß zur Selbstkasteiung bei Wasser und Brot im stillen Kämmerlein sollte das zu überwinden sein. Mit diesem ungewollten Reim zum Schluß schließe ich mein Plädoyer an die Vernunft, das ebenfalls in dieser Form nicht geplant war. Ein Selbstläufer eben…
|