Die Frage ist natürlich, was ist wichtig? Bei tieferer Befassung mit dem Thema wirst Du schon erkennen, dass gewisse Kompromisse unumgänglich sind. Wenn man alle Vokabeln eines bestimmten Standards (z. B. JLPT 1, etwa 10.000 Vokabeln) haben will, haben viele Kanji hoffnungslos lange Wortlisten, die nicht sinnvoll alle mit dem Kanji abgefragt werden können. Und trotzdem wirst Du feststellen, dass viele Kanji in den 10.000 Vokabeln überhaupt nicht vorkommen und erst recht noch mehr spezielle Lesungen fehlen werden.
Die Erstellung von Kanjilisten mit Vokabeln hat demzufolge ziemlich zwangsläufig zur Folge, dass sehr viele gebräuchliche Wörter fehlen werden (Wörter mit häufig vorkommenden Kanji), und trotzdem sehr viele "seltsame" Wörter enthalten sind (seltene Kanji, seltene Lesungen). Zu einem gewissen Grad bin ich also der Meinung, dass eine (durchaus häufig vorkommende und auch leicht in diesem Forum zu findende) Kritik an der Wahl des Vokabulars von Kanjilisten (egal welche) ungerechtfertigt und nicht wirklich durchdacht ist.
Meines Erachtens ist es für Kanjilisten mit Vokabeln nur wichtig, gute Beispielwörter für die Lesungen zu haben, um das Lernen der Lesungen zu unterstützen. Es ist unrealistisch, über Kanjilisten gleich das komplette Vokabular mitlernen zu wollen. Dafür sollte man eher generelle Vokabellisten wie etwa die Vokabeln des JLPT 1 bis 4 zusätzlich zu den Kanjilisten heranziehen. Sowohl Kanjilisten wie auch Vokabellisten habe ich erstellt und auf
einer Webseite zur Verfügung gestellt (in einem Format für die Programme JWPce und JFC, sie können aber mit jedem Programm gelesen und editiert werden, welches japanische Codierungen beherrscht).