Sieh mal, wenn du ein Romaji-Wort gelernt hast, das noch einen Zusatz in Klammern hat (atarashi(i)), ist das schon mal in jedem Fall die kun-Lesung. Das ist ja schon mal bei Verben und Adjektiven der Fall.
ON-Lesungen sind meistens ein- oder zweisilbig. Oft nach diesem Schema:
SHIN, GIN, KIN, MIN, NIN etc
A, TA, SHI, KYOU etc.
BAN, BUN, FUN, KAN, etc.
kun-Lesungen dagegen haben in ca. 70% der Fälle mindestens zwei Silben:
atarashi(i), mi(ru), kami, sakana, otoko, ashi etc.
Das meinte nanashi mit "offensichtlich".
Wenn hier nicht gerade ein Chinesisch-Kundiger unter uns ist, denken wir doch alle bei Chinesisch an kurze, einsilbige Worte, die mit n oder yo aufhören...
Min hua shao zhyo.... (Keine Ahnung, was das heißt
)
Aber das ist doch dieses typische Klischee-Chinesisch... Und bei Japanisch denken alle Japanisch-Unkundigen an eine Aneinanderreihung der Silben, wobei viel "harte" Buchstaben wie t und k vorkommen und natürlich das "y" in allen Variationen:
kanitakya yotomashi oshawarikyu... (<- Das heißt (hoffentlich) auch nichts, aber das ist das, was sich Unkundige unter Japanisch vorstellen! Wirklich!!!)
Chinesisch also die einsilbigen und "weichen" Wörter, Japanisch die langen, aber abgehackten, "harten" Wörter.
Diese Vorstellung hatte ich früher natürlich auch mal und hat sich bis jetzt gehalten. Wurde aber zu einer echten Hilfe, weil ich kun und ON so ganz gut auseinanderhalten kann auch
ohne, dass ich das auswendig lernen muss.
Und das ist auch ein bisschen dass, was hier als "Sprachgefühl" angesprochen wurde. Sprachgefühl bedeutet, man muss z.B. keine dicken Wälzer lesen, um diese "typische" japanische (oder sonsteine...) Aussprache zu verstehen und auch nachahmen zu können. Sprachgefühl bedeutet auch, dass man nicht lange überlegt "Welche Partikel gehören denn jetzt in den Satz???" sondern denkt "Hey, das widerspricht zwar allem, was ich gelernt habe, aber ein normaler Japaner würde jetzt wahrscheinlich "ha" sagen". Man hat es einfach im Gefühl.
Bye
Warai