@angura
Zitat:Bei 黙 gibts nun ein Problem: Das eigtl. Zeichen ist 默
Deine Erklaerung ist natuerlich schluessig, und JETZT koennte ich sie auch geben... also NACHDEM ich das Zeichen gefunden habe. Das heisst: "Hinterher ist man immer schlauer". Wenn man erstmal weiss, wie die urspruengliche Form des Zeichens aussah, kann man viel erklaeren, aber - wie gesagt - das muss man erstmal wissen. Und dazu muss man es erstmal finden. Und wenn man einfach nur 黙 sieht, hat man noch keinen Schimmer davon, dass das Renga sich "eigentlich" nicht ueber die ganze Breite erstreckt. Wie soll man das erkennen koennen? Kann man schlichtweg nicht! Und deswegen sucht man unter dem Renga, und unter Sato und unter Inu. Und auf die Idee zu kommen, dass es unter Kuroi steht... nun ja...
Und genau das ist es, was hier jemand "Radikale-Raten" genannt hat. Meines Erachtens voellig zu recht.
@angura
Zitat:Ich kann natürlich nicht wissen, was in den verschiedenen Japanologien in Zwischenprüfungen gefordert wird, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß ein durchschnittlich guter Student darin erstmal 20 Zeichen nachschlagen muß. Die Anforderungen werden wohl kaum allzu hoch sein in dieser Hinsicht.
Nein, natuerlich nicht 20... VIEL MEHR! Zumindest in Muenchen... Die Zwischenpruefungstexte sind hier Texte zu Gesellschaft, Politik etc. - meist aus japanischen Highschool-Lehrbuechern. Und angesichts der Tatsache, dass man in den Sprachkursen der vier Semester vorher auf ein Niveau gebracht wird, das dem JLPT, Stufe 3, entspricht, ist das schon eine heftige Anforderung! Etwas (aber wirklich nur "etwas"!) ueberspitzt formuliert: Vor vierzehn Tagen noch hat man im Unterricht den Kausativ behandelt, und nun soll man einen Text aus einem japanischen Gesellschaftskundebuch uebersetzen. ... Ich selbst wuerde mich durchaus als "durchschnittlich guten Studenten" bezeichnen und hatte in den Klausuren zu den Sprachkursen auch nichts als Eins-komma-Nullen, aber ohne Woerterbuch und Kanji-Lexikon waere ich mit einem Zwischenpruefungstext auch jetzt noch aufgeschmissen - zumal die Aufgabenstellung ja nicht lautet, so in etwa zu verstehen, worum es wohl im Grossen und Ganzen geht, sondern eine deutsche Uebersetzung des Textes anzufertigen.
@hara
Zitat:Bei einer Prüfung kann es doch nur darum gehen, bestimmte Fertigkeiten zu prüfen. Mit welchem Wörterbuch jemand seine Zeichen und Komposita findet, ist doch völlig egal, oder?
Tja, das denkt man mit gesundem Menschenverstand... die Wirklichkeit in Pruefungsaemtern sieht - sehr auch zu meinem Leidwesen - jedoch anders aus. Und ob da jemand verstaubte Ansichten hat, braucht man nicht zu fragen, das ist m. E. schlichtweg wahr, aendert aber nichts an der Situation fuer die Prueflinge. Ich waere auch sehr dafuer, dass es den Prueflingen freistehen wuerde, die Hilfsmittel zu benutzen, mit denen sie persoenlich am besten klarkommen - Hauptsache, die Loesung ist richtig. Aber so ist das leider nur in wenigen Studiengaengen... (In der Uebersetzungswissenschaft in Leipzig z. B. darf man ALLES nutzen; die sperren fuer die Pruefungen da naemlich eine Zweigstelle der Bibo, und dann stehen den Prueflingen saemtliche Buecher dort zur Verfuegung, sie duerfen ihren eigenen Laptop mitbringen, um eigene elektronische Listen und Woerterbuecher nutzen zu koennen usw. - eben Bedingungen, wie sie spaeter in der Berufswirklichkeit auch bestehen... Aber solche lebensnahen Pruefungsbedingungen sind leider die grosse Ausnahme.)
Die Zwischenpruefung in der Japanologie in Muenchen ist - was das Verwenden von Buechern angeht - so schwer nicht: Schinzinger und Spahn-Hadamitzky sind z. B. erlaubt. Da ist das also kein Thema. Aber z. B. fuers Staatsexamen Lehramt Japanisch, das ich demnaechst ablegen werde *bibber, bibber*, gibt's nur ein einsprachiges Woerterbuch, und seit neuestem (erzwungen durch die heftigen Proteste seitens unseres Institutsleiters) darf man bei einigen (nicht bei allen!) Pruefungsteilen auch ein Kanji-Lexikon verwenden. (Nelson oder Spahn-Hadamitzky stehen zur Auswahl; SKIP-Woerterbuecher "natuerlich" nicht...) Ob man irgendwann einmal soweit kommen wird, dass z. B. auch Denshijisho zugelassen sind? Im Moment noch voellig unvorstellbar... Die Begruendung fuer das alles ist weniger, dass die Dozenten "zu ihrer Zeit" das auch nicht hatten, als vielmehr das Problem der Vergleichbarkeit der Pruefungsleistungen, wenn die Teilnehmer alle mit verschiedenen Hilfsmitteln arbeiten. Man argumentiert eben damit, dass fuer alle dieselben Bedingungen herrschen muessen... Und wenn der eine dann Hilfsmittel hat, mit denen man schneller etwas findet (Denshijisho/SKIP-Kanjilexikon/...), und der andere hat sie nicht...
Kurz noch als Kontrastprogramm: Im Lateinlehrer-Staatsexamen, das ich 1997 in Leipzig gemacht habe, durften wir bei saemtlichen Pruefungen KEINERLEI Woerterbuecher verwenden... alles hatte im Kopf zu sein. (Damals blickte ich immer neidisch auf die angehenden Englischlehrer, die zur Pruefung ihre saemtlichen Waelzer anschleppen durften...) Verglichen dazu, ist das, was mir jetzt bevorsteht, ja regelrecht ne Badekur... andererseits ist Japanisch fuer mich doch eine Winzigkeit schwerer als Latein...
@atomu
Zitat:SKIP-System habe ich nie verwendet und kann deshalb nichts darüber sagen. Außer vielleicht, dass ich es nie vermisst habe...
Das klingt mir nach einem Fall von "Was der Bauer nicht kennt..." Ich haette noch 1993 auch nicht gedacht, dass ich irgendwann mal der Ansicht sein koennte, dass das Internet wirklich so eine tolle Sache sein soll... Einige meiner Kommilitonen schworen drauf, aber fuer mich waren das damals hypermoderne Spinner, die irgend einem Hype aufgesessen waren... und nun?
Zum Thema SKIP... Ich wuerde sagen, wer's nicht haben will, muss es natuerlich nicht nutzen. Aber wer's mal ernsthaft testet, wird mehr oder weniger zwangslaeufig erleben, dass man damit ohne "Radikale-Raten" zu Ergebnissen kommt und noch dazu wirklich schneller als mit anderen Papier-Lexika - elektronische Systeme sind wieder eine andere Geschichte. (Genauso, wie es mit elektronischen Woerterbuechern - ob nun Denshijisho oder Wadoku oder was auch immer - schneller und bequemer geht, Sachen nachzuschlagen als mit Papier-Woerterbuechern. ... Es faellt mir altem Buechernarren zwar auch schwer, das einzugestehen, aber es ist nunmal eine Tatsache...) Ich bin gern zu einem "Wer findet Kanji schneller? - SKIP gegen XY"-Duell bereit. Wann? Wo?
Uebrigens: Hier im "International Student Center" der Hokudai wird in einigen der Japanisch-Kurse, die hier fuer die verschiedenen Beduerfnisse der auslaendischen Studenten stattfinden, im Unterricht mit dem SKIP-Woerterbuch gearbeitet... nur so als Info, weil ich das letztens gesehen habe.