(16.01.13 17:58)Hellstorm schrieb: Das Problem ist aber doch, dass du in Japan zwar Generalisten hast, weil du in der Firma ausgebildet wirst. Aber dieses „typische“ Idealbild vom japanischen Angestellten mit lebenslanger Anstellung und Seniorität steht sowieso nur den männlichen Absolventen einer guten Uni offen (Soweit ich weiß irgendwie 20% eines Jahrgangs).
Wenn du dich für die Finanzbranche interessierst, würd ich dir empfehlen, BWL zu studieren
Ich persönlich wäre unglaublich skeptisch mit der Aussicht so einen Job in Japan zu bekommen, dorthin zu reisen.
(16.01.13 18:42)irgendwer schrieb: - Was ist das Fach X? Ich meine, hast Du noch 'was außer Japanisch studiert? Zum Beispiel BWL, besser noch Informatik, Elektrotechnik, Bauingenieur, etc.? Irgendwas "handfestes"? Wenn ja, steigen Deine Chancen automatisch. Aber auch nicht übermäßig, denn am Anfang wird man sowieso eher wie ein Trainee behandelt und startet bei Null.
- Was heißt JLPT 1 oder 2? [...] stell Dich auf so Dinge wie Gruppendiskussion auf Japanisch, 1:1 Interviews auf Japanisch ein, bei denen Du glänzen musst. Auf dem Level muss das funktionieren. Ein befreundeter Taiwaner, der absolut fließend Japanisch und Englisch spricht, ist daran oft gescheitert. Also Du musst Dich _auf_ Japanisch präsentieren können. Da kommen dann natürlich auch noch kulturelle Dinge hinzu, bei denen Du ohne echte Lebenserfahrung in Japan wahrscheinlich scheitern wirst. [...] Übrigens selbst wenn Du dann in so eine Firma kommst, wirst Du mit großer Wahrscheinlichkeit trotzdem alle Übersetzungen der Firma machen müssen etc., also in einem Bereich für "Ausländer" eingesetzt werden.
Die andere Möglichkeit wäre halt einen Job zu suchen, bei dem man seine Funktion als Ausländer ausnutzt. Übersetzer, Lehrer, Forscher, Experte in $X etc. Allerdings - Berufserfahrung ist dann alles, und einen frischen Uniabgänger stellt dann kaum jemand so ein. Vorstellen könnte ich mir z.B. einen Informatiker, der in einem bestimmten Bereich sehr gute Kenntnisse hat, und dann dort einen Job bekommt. Oder eine deutsche Niederlassung einer Firma die den japanischen Kunden einen deutschen Ingenieur präsentiert. Anwaltskanzelei, die international arbeitet. usw.
Meine Empfehlung wäre: Erstmal nach Japan auf anderem Wege (Working Holiday, Uniaustausch, Masterstudium über Monbusho etc.), Japanisch fließend sprechen lernen und einen echten Eindruck von Japan gewinnen. Dann weitersehen.
Soo, ich habe die (für mich) wichtigen Dinge mal rausgepickt und versuche die mal vielleicht etwas genauer zu erläutern.
Zunächst @Hellstorm:
Dass das nur für die besten Abgänger der guten Universitäten gilt, dessen bin ich mir bewusst! Kurz zur Uni: die europäische fällt ja nun mal komplett aus dem Rahmen, aber ich nehme dabei dann jetzt einfach mal meine Austausch Uni: Die Tsukuba ist vielleicht nicht die absolute Spitze, steht laut einem Internationalen (ich weiß, das müsste ein Knackpunkt sein) Ranking derzeit aber immerhin vor Rikkyo und der Jóchi (beide immerhin Teil der 東京六大学), ist zumindest schon einmal eine gewisse Referenz.
Zu den "20% Besten": Ist natürlich ebenfalls schlecht vergleichbar, aber mehr als mir den "Hintern aufzureißen" kann ich nicht, und das hat mich immerhin schon mal in die Sektion der besten 3% des Semesters in meinem Studiengang gebracht (und damit im Endeffekt auch das Stipendium für das Austauschjahr). In der Hinsicht kann ich also nur mein bestes geben...
Bezüglich der Studienempfehlung: Ich belege bereits sogenannte Importmodule "VWL" und "BWL", hatte mir im übrigen auch ein zweites Wirtschaftsstudium nach dem jetztigen vorgestellt, aber aufgrund der Funktionsweise des japanischen Arbeitsmarktes Hoffnung geschöpft, dass ich mir dies im Endeffekt vielleicht sparen könnte.
Und skeptisch sein ist natürlich erlaubt, und ich sehe das auch realistisch genug um zu wissen wie schwierig das ist, aber bei allem Realismus bleibe ich doch von Grund auf ein alter Optimist, und damit der Meinung dass man mit sehr viel Anstrengung auch noch sehr viel erreichen kann.
(und ja, ich habe blaue Augen
)
@irgendwer:
1."Fach X" sollte nur stellvertretend für ein beliebiges Studienfach (Stichwort "Generalisten") stehen, damit das Thema nicht nur speziell auf mich bezogen bleibt, sondern eine gewisse Allgemeingültigkeit für derlei Ausgangssituationen wahrt, damit es auch für andere Personen interessant bleibt.
2. Der JLPT ist natürlich immer nur ein grober Richtwert von dem Können eines einzelnen. Ich bin darauf eingegangen, da ich davon ausgehe, dass ich bei Ende des Bachelors minimum den JLPT2 schaffe, ob der 1er durch tägliches Lernen alleine erreichbar ist, weiß ich nicht, deshalb die vage Angabe.
Ansonsten bezieht es sich einfach zunächst primär auf die allgemeinen Kommunikationsfähigkeiten des Studierenden. (Wie du schon meintest: Partizipation bei Gruppendiskussionen, etc.)
3. Natürlich ist die Übersetzerrolle, etc. natürlich der wahrscheinlichere Weg, keine Frage, aber mir geht es jetzt speziell um den (für japanische Uni-Abgänger) "normalen" Weg. Da hab ich derzeit diesbezüglich einen sehr starken Ehrgeiz entwickelt. Wie es im Endeffekt laufen wird kann ich dann mal in 10 Jahren berichten
4. Bzgl. deiner Empfehlungen: Denen leiste ich schon seit ein paar Monaten folge. Hab mich, wie oben ja schon angedeutet, für ein Austauschstipendium beworben, und bin dann ab nächsten Sommer für 1 Jahr drüben. --> halt mit dem ganz konkreten Ziel "erst mal fließend Sprechen lernen" und einen langfristigen Eindruck vom Land zu gewinnen (auch wenn es nicht mein erster Aufenthalt dort ist, aber mein mit Abstand längster).
Ich hoffe ihr könnt meiner Fragestellung und den Gedanken dahinter jetzt einigermaßen folgen. Ich weiß dass dieser Gedanke wahrscheinlich noch um einiges exotischer ist, als es ein Gaijin in Japan alleine schon ist, aber ich habe mich nunmal mit diesem Gedanken angefreundet und freue mich deswegen weiterhin auf Erfahrungen oder realistische Einschätzungen.
Mfg