RE: Japanisch lernen - Eure Beweggründe ?
Damit wir hier nicht zu sehr off topic geraten, werde ich mal versuchen, mit meinem Kommentar - den ich mir beim besten Willen nicht verkneifen kann - wieder auf den Punkt zu kommen. Entgegen gewisser Personen, die in gewissen Parteien in diesem Lande organisiert sind (ein Politiker brachte es mal auf den Punkt mit den Worten "NPD, Republikaner und Deutsche Union zu unterscheiden, das ist, als würde man Scheiße am Gestank unterscheiden"), halte ich sehr viel von der Vermischung verschiedener Kulturen und Menschen. Für mich ist dies ein wichtiger Beweggrund, Sprachen zu lernen.
Wenn man ein Land und seine Menschen tatsächlich kennenlernen will, dann ist es sehr nützlich, die Sprache zu sprechen, damit man nicht auf das angewiesen ist, was man aus zweiter oder dritter Hand hört. Je fremder diese Kultur ist, desto wichtiger ist es, die Sprache zu sprechen.
Was aber alle Kulturen gemeinsam haben, das ist die Tatsache, dass dort unterschiedliche Menschen leben, mit unterschiedlichen Ansichten. Das ist hier nicht anders als in Japan oder den USA. Und dass die Herren Politiker, die für solche Dinge verantwortlich sind wie z.B. die Suspendierung von Lehrern die sich weigern die Flagge zu hissen, nicht zwangsläufig die Meinung des Volkes vertreten, das wird gerade seit Beginn des Irak-Krieges ziemlich deutlich.
Zum Thema "Japanische Ansichten" kann ich nicht viel sagen, abgesehen davon, dass es sicher auch in Japan kritische Stimmen zu den bereits angesprochenen Themen gibt. Allgemein aber ist es so, dass gewisse Themen auch hier ganz gerne totgeschwiegen werden und vor allem wurden. In den 80er Jahren habe ich im Geschichtsunterricht ein halbes Jahr lang die Französische Revolution durchgekaut, aber das 3. Reich wurde (bewußt?) ausgeklammert.
Japan ist anders, und gerade diese Andersartigkeit macht es so faszinierend. Dass dort nicht alles rosig ist, das sollte uns natürlich klar sein. Dass es trotzdem zu einem echten Schock kommen kann, wenn man mit gewissen Dingen konfrontiert wird, ist trotzdem nicht auszuschließen, aber wir sollten dabei nie vergessen, dass man Dinge nicht ändern kann, indem man wegsieht. Vermutlich können wir wenig gegen die Mißstände in Japan tun, aber dafür sorgen schon diejenigen die sich weigern die Flagge zu hissen, auch auf die Gefahr hin, suspendiert zu werden. Denn diese sind genauso Japaner wie diejenigen, die uns mit einem Hitlergruß begegnen und sich dabei irre originell finden, oder die Nationalsozialismus und Fremdenfeindlichkeit für Tugenden halten.
Ich habe zu Recherchezwecken zahllose Bücher über die Geschichte Australiens gewälzt und war dabei mehr als einmal schockiert. Aber ich habe Australien vorher geliebt und ich tue es noch, und ich freue mich umso mehr, wenn ein ganzes Volk aufsteht und sich vor den Aboriginies entschuldigt, auch wenn die Herren Politiker sich bis zum heutigen Tage (wenn sie es inzwischen getan haben, nehme ich das hier zurück, aber soviel ich weiß, haben sie es nicht getan) weigern.
In diesem Sinne: Verurteilt nicht ein ganzes Volk für die Mißstände in ihrem Land, es könnte sein, dass sich der eine oder andere selbst schon dagegen auflehnt und dem täte man damit ziemlich unrecht. Wie ich aus vielen Kommentaren zu diesem Thema herausgelesen habe, tut man sich damit außerdem selber ziemlich weh und diesen Schmerz (Selbstzweifel können äußerst schmerzhaft sein) kann man sich vielleicht ersparen.
Eine fremde Sprache zu beherrschen knüpft ein Band zwischen den Menschen, das ohne dieses Wissen niemals existieren könnte.
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