Leyata
Gast
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RE: In Japan bleiben oder nicht?
@chochajin: Irgendwie klingt es ziemlich danach, als als würdest du es total bereuen, nach Deutschland zurück gekommen zu sein.
Zum Thread: Letztendlich ist es wahrscheinlich eine Bauchsache. Ich kann mir persönlich zum Beispiel zurzeit nicht vorstellen, in Japan zu leben. Ich hab zwar letztendlich nur ein Jahr dort gewohnt, aber es hat gereicht, um mir zu zeigen, dass ich Japan zwar liebe aber höchstwahrscheinlich (man sollte niemals nie sagen) nicht dort leben möchte. Andere sehen das, wieder ganz anders und finden Japan viel besser als Deutschland zum Leben. Ich würde das auch niemals verneinen, immerhin hat jeder Mensch andere Punkte, die wichtig für ihn sind.
Lange Rede, kurzer Sinn: Niemand kann deine Lebenssituation so gut einschätzen wie du selbst. Klar kann man objektive Punkte aufzeigen und die eigene Meinung sagen, entscheiden wirst du aber letztendlich denke ich rein nach deinem eigenen Gewissen.
Zur Not....die Pro und Contra Liste, wenn das Bauchgefühl versagt.
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28.11.16 19:25 |
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Heimweh
Gast
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RE: In Japan bleiben oder nicht?
Hallo Chochajin,
Krankenversicherung:
Ich hatte in D nie Probleme einen Termin zu bekommen aber das mag daran liegen, dass ich aus einer ländlichen Gegend komme. Generell wären mir lange Wartezeiten aber trotzdem lieber als mit dem Risikio leben zu müssen, durch eine schwere Krankheit komplett finanziell ruiniert zu werden wie das in Japan ohne teure Zusatzversicherungen der Fall ist.
Rente:
Die steht in Japan was die Finanzierung betrifft ja auf noch wackligeren Füßen als in D und bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 80 Jahren kann man das schon in seine Überlegungen einfließen lassen.
Lebenskosten:
Hab jetzt so an Sachen wie Miete, Nebenkosten, Nahrungsmittel und Auto gedacht. Irgendwie kommt mir das in Japan alles teurer vor. Auch ist Ausgehen hier viel teurer. Wenn ich in Tokyo abends was unternehme sind durch Transport, Dinner und Drinks gleich mal 10.000 Yen und mehr weg.
Entspannte Leute:
Ich hab damit eher die Bereitschaft gemeint, mal "Fünfe gerade sein lassen" und pünktlich Feierabend zu machen. Das scheint mir in D ausgeprägter. Als ich noch in einer japanischen Firma gearbeitet hab, ist niemand vor seinem Chef nach Hause gegangen. Stattdessen hat man in einem winzigen Fenster Browser-Games gespielt und schnell mit Alt+Tab zu Excel oder Outlook gewechselt wenn jemand vorbeigelaufen ist um die Zeit totzuschlagen. Total bescheuert, imo.
mehr Urlaub und Krankheitstage:
Bei meiner japanischen Firma hatte ich 10 Urlaubs- und keinerlei Krankentage. Mittlerweile hab ich 15 Urlaubs- und 5 Krankentage. Meine Schwester die in D arbeitet hat 25 Urlaubs- und praktisch unbegrenzt Krankentage.
Weniger stressiges Leben:
Ich fühl mich in Japan ständig so gehetzt. Wenn man im Restaurant isst, wird erwartet, dass man zügig geht und den Tisch frei macht, wenn man fertig gegessen hat. Wenn man die Straße überquert wird erwartet, dass man so leicht rennt wenn abbiegende Autos auf einen warten, usw. Ich hab's halt lieber gemütlich und mag das alles nicht.
Außerdem fällt mir gerade noch ein, dass japanische Städte im Vergleich zu Europa für meinen Geschmack meistens sehr hässlich sind. Durchgehend hübsche Städte wie bspw. München oder Strasbourg gibt es hier nicht. Kyoto hat ein paar sehr schöne Viertel, ja, aber der Rest sieht auch nicht besser aus als Tokyo oder Nagoya.
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29.11.16 02:08 |
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Hachiko
Gast
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RE: In Japan bleiben oder nicht?
@Heimweh
Wenn man die von dir vorgetragenen Aspekte berücksichtigt, lohnt es sich sicherlich in Deutschland zu bleiben,
leben bzw. dorthin zurückzukehren.
Aber wie chochajin bereits bemerkte wird das alltägliche Leben in D immer riskanter, die Diebstähle
nehmen zu, die Wohungseinbrüche sind rasant gestiegen, Überfälle bei hellichtem Tag auf Passanten
nehmen zu und niemand wähnt sich mehr auf der Strasse und in öffentlichen Verkehrsmitteln sicher.
Tendenz steigend.
Da lohnt sich schon die Überlegungung in welchem Land man bleiben möchte.
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29.11.16 02:27 |
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Heimweh
Gast
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RE: In Japan bleiben oder nicht?
Ja, Japan ist deutlich sicherer, das stimmt.
Persönlich hatte ich in D aber bisher noch nie Probleme (was wiederum auch daran liegen mag, dass ich vom Land komme) und deshalb empfinde ich das nicht als ausschlaggebend in meinem Fall.
Ah, außerdem wurde bei mir in Japan auch schon eingebrochen - obwohl zu dem Zeitpunkt Frau und Sohn zu Hause waren. DAS hat mir gehörig Angst gemacht.
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29.11.16 02:36 |
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Hachiko
Gast
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RE: In Japan bleiben oder nicht?
(29.11.16 02:36)Heimweh schrieb: Ja, Japan ist deutlich sicherer, das stimmt.
Persönlich hatte ich in D aber bisher noch nie Probleme (was wiederum auch daran liegen mag, dass ich vom Land komme) und deshalb empfinde ich das nicht als ausschlaggebend in meinem Fall.
Hier nur ein Beispiel. Ich wohne in einer Stadt mit ca. 300.000 Eiwohnern, gute Infrastruktur, wenige soziale
Brennpunkte, bisher. Und dennoch sind vergangene Woche im gesamten Stadtgebiet mehr als 40 Einbrüche in
Wohnungen und Einfamilienhäuser registriert worden, Autos in einem gediegenen Wohngebiet wurden
der auszubauenden Navigationsgeräte wegen aufgebrochen und beschädigt, eine Tankstelle überfallen,
in Supermärkten Kunden gezielt abgelenkt um an ihr Portemonnaie zu kommen usw.usw. Und in der jetzigen
Vorweihnachtszeit ist in der Innenstadt besondere Vorsicht angesagt, da haben meist minderjährige "pickpockets"
Hochkonjunktur.
Desweiteren sind auch aus dem ansonsten gediegenen Umland derartige Vorkommnisse zu verzeichnen und gar
nicht mehr neu.
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29.11.16 03:04 |
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Leyata
Gast
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RE: In Japan bleiben oder nicht?
Hm... ich wohne in einer 500.000 Einwohnerstadt und ich habe diese tiefschürfende Angst irgendwie nicht, obwohl ich sogar in einem fragwürdigen Viertel wohne (niedrige Mieten und so )
Dass man sich Nachts mulmig fühlt, okay ja, das gebe ich zu. Aber tagsüber habe ich keine Angst. Vielleicht liegt das an der geographischen Lage, aber bei uns ist irgendwie alles ziemlich entspannt. Ich kann diese tiefgreifende Angst, die so viele hier scheinbar haben, irgendwie nicht so ganz nachvollziehen.
Japan ist definitiv sicherer als Deutschland, das ist ganz klar. Aber diese Panik, ich weiß nicht.
PS: Bzw. hat ja Heimweh eigentlich so gesehen gegenteiliges beschrieben. Vielleicht kann man das alles gar nicht so in Statistiken ausdrücken, oder sollte den Statistiken nicht so viel Gewicht geben. In Japan ist die Statistik extrem niedrig und trotzdem haben wir hier einen im Forum, bei dem eingebrochen wurde. Blöd gesagt: Wem's passiert, dem passierts. Wem nicht, dem nicht. Statistiken geben da leider wenig Prävention.
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29.11.16 07:52 |
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Yano
Beiträge: 2.920
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RE: In Japan bleiben oder nicht?
Das mit der Krankenversicherung ist auch so eine Sache, ich weiß nicht, wie das ist, wenn man in J chronisch krank ist, z.B. dialysepflichtig.
In D ändern sie es zwar alle naselang, aber ich hatte in D durchaus so meine Probleme. Die AOK nimmt nicht jeden, es kommt auch auf das Alter an, und für die private Krankenversicherung habe ich längere Zeit Monatsbeiträge bezahlt, die durchaus an den Monatslohn eines Arbeiters gemahnen.
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Was man (mit wenig Einschränkung) sagen kann: Zweisprachige Kindererziehung geht in D -- und in J nicht.
Ein brauchbarer Studienabschluß ist in J viel teurer als in D. In J bringst du ein durchschnittlich begabtes Kind nicht ohne Juku auf die Uni, und dann wirds noch teurer. In D mußt du außer den Lebenshaltungskosten des Kindes eigentlich nur den Kindergarten zahlen und schon hat dein Baby den M.A.
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Mit der ethnischen Homogenität hängt nicht nur die bessere öffentliche Sicherheit in J zusammen sondern auch mehr politische Freiheit, die Bevölkerung wird in J nicht in "Menschen" und "Pack" eingeteilt.
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29.11.16 08:48 |
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Heimweh
Gast
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RE: In Japan bleiben oder nicht?
Die Homogenität hat auch ihre Nachteile, so hat mein Sohn schon im Kindergarten und auf Spielplätzen von anderen Kindern hören müssen, dass er kein Japaner sei. Das macht ihm schon zu schaffen.
Und ich werde mich wohl nie daran gewöhnen, teils völlig offen angestarrt zu werden.
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29.11.16 10:12 |
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Yano
Beiträge: 2.920
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RE: In Japan bleiben oder nicht?
(29.11.16 10:12)Heimweh schrieb: Die Homogenität hat auch ihre Nachteile, so hat mein Sohn schon im Kindergarten und auf Spielplätzen von anderen Kindern hören müssen, dass er kein Japaner sei. Das macht ihm schon zu schaffen.
Und ich werde mich wohl nie daran gewöhnen, teils völlig offen angestarrt zu werden.
Ein wenig ungerecht, das so zu sagen.
Es ist nicht in jeder Gegend gleich, in Tokyo wirst du als Gaijin bestimmt nicht angestarrt, ich empfinde selbst in meiner Kleinstadt auf Shikoku dieses Problem nicht, obwohl mein Bekanntheitsgrad da bestimmt mehr als die Hälfte der Bevölkerung nicht erreicht hat.
Und in Deutschland kannst du je nachdem in welcher Gegend als Kind durchaus Probleme bekommen, wenn du weder Türke, noch Araber noch wenigstens Neger bist.
Ich habe beruflich mit Vorschulerziehung in D zu tun.
Meine Kinder sind alle nicht richtig in J in Kindergarten/Schule gegangen, aber durchaus immer wieder mal für ein paar Wochen, Monate oder so. Sie haben nie von Feindseligkeiten berichtet sondern dicke Freundschaften geschlossen. Mitten in der Pampa, wie gesagt, aber natürlich waren bei uns die Voraussetzungen anders und überhaupt hatten wir Glück.
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29.11.16 11:30 |
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Heimweh
Gast
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RE: In Japan bleiben oder nicht?
Ich lebe im erweiterten Einzugsbereich Tokyos und angestarrt werden gehört für mich zur Tagesordnung.
Meine Kinder sehen sich halt als Japaner (sie können auch nur Japanisch) und deshalb verletzt es sie, wenn andere Kinder ihr Selbstbild verneinen, selbst wenn die das nicht böse meinen und Freunde haben sie natürlich auch.
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29.11.16 12:17 |
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