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In Japan bleiben oder nicht?
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Mark
Gast

 
Beitrag #1
In Japan bleiben oder nicht?
Hallo alle zusammen,

erstmal, ich weiß nicht ob solche Themen hier ständig rein kommen, wenn ja dann sorry wirklich.

Ich bin nun seit knapp 9 monaten in Tokyo in Japan. Das hat sich eher zufällig ergeben, ich hatte zuvor längere Zeit remote/home-office von Deutschland aus für ein japanisches Unternehmen gearbeitet. Letztes Jahr kam ich dann halt mal für ein paar Wochen zu Besuch und da es so gut lief hieß es dann, ob ich nicht mal für ein Jahr rüber kommen möchte um Japan besser kennenzulernen und natürlich auch um besser zusammenzuarbeiten. Da dachte ich dann halt klar, warum nicht, Japan hatte mich ja schon immer interessiert.

Dieses eine Jahr is nun bald rum. Ich stehe jetzt vor der Entscheidung weiter hier zu bleiben bzw. wirklich mal anzufangen hier zu leben oder aber zurück nach Deutschland zu gehen. Bisher habe ich das ganze nämlich eher wie einen lustigen einjährigen Ferien/Business Trip angesehen. Was das Visum angeht gibts auch keine Probleme.

Mein Problem ist, dass ich mich einfach nicht entscheiden kann. Ich weiß das mir hier keiner eine genaue Antwort geben kann, letztlich muss ich es ja selbst wissen, aber vielleicht könnt ihr mir ja ein paar Ratschläge aus eurer Erfahrung geben. Vielleicht stand der ein oder andere von euch ja selber einmal vor so einer Entscheidung.

Wahrscheinlich reicht einfach meine Erfahrung noch nicht aus, ich bin erst 26. Jünger werde ich aber trotzdem nicht, eine Frau habe ich auch noch nicht. Ich Frage mich, ob ich mich hier wirklich gut integrieren könnte. Meine bisherigen Erfahrungen sind zwar überdurchschnittlich gut, sprich:

Guter Job mit besserem Gehalt als in D, viele Urlaubstage(20), 8 Stunden Arbeitszeit, von der Firma bezahlte japanisch Stunden, interessante Projekte und sehr netten Kollegen. Privat lebe ich in einem sehr guten Share-House, mit sehr netten Leuten(Auch Japanern). Die Firma hätte mir auch ne Wohnung besorgt aber ich wollte nicht alleine sein.

Klingt ja alles super könnte man meinen, aber es gibt eben auch Probleme und Sorgen die ich habe und wo ich nicht sichern bin, ob sich das mit der Zeit gibt oder nicht. Z.B:
  • Ich kann immer noch kein japanisch sprechen oder verstehen, nur nen ganz bisschen. Außerhalb meines Share-Houses kann ich quasi mit niemanden reden. Ich meine gut, dass gibt sich sicher.
  • Ich kann auch kein japanisch lesen oder schreiben, abgesehen von den Kana, aber die sind alleine ja fast nutzlos. Wenn ich im super-markt stehe, ich kann nie lesen was ich da eigentlich kaufe sofern es nicht selbsterklärend ist. Oder in einem traditionellen japanischen Restaurant essen gehen, oder coole/interessante Dinge die ich manchmal sehe ausprobieren, weil ich kann es ja eh nicht lesen. Kann man als Ausländer das Schriftsystem wirklich meistern? (Und damit meine ich nicht erst nach 10 Jahren)
  • Zum Arzt gehen kann ich auch nie alleine, immer brauche ich einen Übersetzer(Meist ein Kollege aus meiner Firma, was auch nicht immer so leicht ist weil die meisten nicht ganz zu gut mit englisch umgehen können)
  • Ich frage mich, ob ein die Gesellschaft hier eigentlich gut akzeptiert, vorausgesetzt ich könnte sehr gut japanisch. In meiner Firma gibt es auch ein paar Ausländer, die sind alle mit Japanerinnen verheiratet und haben Kinder. Da denke ich mir immer, so schlecht kannst ja dann nicht sein. Aber bin mir eben unsicher. Bisher habe ich jedenfalls nur gute Erfahrungen mit Japanern gemacht, auch mit denen die kein englisch können. Gaijin-Hunter durfte ich allerdings auch schon kennenlernen.

Die Wahl fällt mir auch deshalb schwer, weil ich hier in Japan im Vergleich zu D vieles viel besser finde, z.B
  • Viel mehr vom Brutto, da weniger Steuern
  • Mehr Gehalt, zumindest für mich
  • Ärzte nehmen sich viel mehr Zeit für einen und sind viel freundlicher. (Gut dafür zahlt man auch 30 prozent)
  • In Einkaufsläden, Restaurants, Behörden, oder wo auch immer, sind die Menschen viel freundlicher und höflicher, der Service ist wirklich sehr gut. Ich hab noch nie ne genervte Kassier/In getroffen. Aber gut das ist wahrscheinlich auch alles nur aufgesetzt.
  • Allgemein kommt es mir hier sehr viel friedlicher und sauberer vor, ich meine ich bin in Tokyo, in der Hauptstadt(!). Ist mit D gar nicht zu vergleichen, zumindest da wo ich her komme(Niedersachen). Aber auch in anderen Regionen in Japan die ich besucht habe war es ähnlich.
  • Vieles hat immer geöffnet, egal ob Sonntag oder nicht.

Mir würde sicher noch mehr einfallen, aber vllt. kommt mir das auch nur so vor. Jedenfalls muss ich quasi diesen Monat eine Entscheidung treffen. Wenn ich manchmal lese, dass jemand nach 5 oder 10 Jahren in Japan wieder nach D zurück kehrt frage ich mich immer: Warum? War es doch nicht gut genug? Gibt es Schattenseiten die ich noch nicht kennenlernen durfte?

In meinem Share-House bekomme ich nur begrenzt Ratschläge, meist heißt es da immer nur, wie schlecht ja Deutschland, Frankreich, oder wo auch immer die Person her kommt, ist, die Flüchtingskrise, etc. und wie toll es ja hier in Japan ist und dass sie nie daran denken würde in ihr Land zurück zu kehren. Aber die sind wahrscheinlich noch extrem "gehyped", war ich auch in den ersten Wochen/Monaten. Mit Ausnahme von Koreanern, die sind scheinbar mehr von ihrem eigenen Land überzeugt. Und meine Firma naja, die wollen natürlich das ich hier bleibe, einen unabhängigen Rat kriege ich da auch nicht.

Vielleicht könnt ihr mir ja ein paar Ratschläge oder Erfahrungen da lassen, ich würde mich sehr freuen.
20.11.16 14:44
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Viennah
Banned

Beiträge: 129
Beitrag #2
RE: In Japan bleiben oder nicht?
Ich spiele heute mal den "bösen Cop", die Mit-Schreiber können dann den "guten Cop" spielen:

Wenn Du 9 Monate lang verpennt hast (=Faulheit?), auch nur annähernd japanisch zu lernen, wird das auch in den nächsten 9 Jahren nix mit der Sprache. Und das Schriftsystem zu meistern ist eine halbe Lebensaufgabe.
20.11.16 15:30
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DigiFox


Beiträge: 188
Beitrag #3
RE: In Japan bleiben oder nicht?
Ich komme auch aus Niedersachen und ich lese bei dir fast nur positives.
Auch überhaupt einen Job zu finden, wo die Firma will dass du bleibst und wo du auch das Gefühl hast, gebraucht zu werden, hat für mich viel Wert.

Japanisch lernen?
Firma bezahlt dir sogar Stunden zum lernen?
Also die Frage ist dann, ob du es wirklich lernen willst.
Du verpasst halt auch viel, wenn du fast nix verstehst.

Ich frag mich halt was du in der Freizeit machst, wenn du fast nix verstehst.

Sonst denk mal an eine eventuelle Rente in der Zukunft und Frau und Kinder kann man eh nicht beeinflussen.
Wenn du aber die Sprache nich kannst, wird es nich einfach...

Sonst halt wieder in DE mit Rentensystem, arbeiten für "andere" und finanzieren von älteren, sowie jüngere oder halt Flüchtlingen.
Da haste auch wieder schlecht gelaunte Leute an der Kasse die für 8,50€ die Stunde arbeiten und schlechtes Wetter und keinen Hitzesommer, wie in Japan :-)
20.11.16 15:54
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Kikunosuke


Beiträge: 434
Beitrag #4
RE: In Japan bleiben oder nicht?
@Sprachthematik: Was Viennah schrieb. Das Lernen einer Sprache ist natürlich auch stark von persönlichen Eigenschaften abhängig und grad die Kanji dauern einfach und sind stupides Auswendiglernen, aber wenn dir die Firma deine Japanischstunden zahlt sollte da eigentlich schon bald einmal ein Erfolg kommen. Irgendwann kommt der Punkt, da schnackelt es im Kopf und dann gehts.

(20.11.16 14:44)Mark schrieb:  Ich frage mich, ob ein die Gesellschaft hier eigentlich gut akzeptiert, vorausgesetzt ich könnte sehr gut japanisch. In meiner Firma gibt es auch ein paar Ausländer, die sind alle mit Japanerinnen verheiratet und haben Kinder. Da denke ich mir immer, so schlecht kannst ja dann nicht sein. Aber bin mir eben unsicher. Bisher habe ich jedenfalls nur gute Erfahrungen mit Japanern gemacht, auch mit denen die kein englisch können. Gaijin-Hunter durfte ich allerdings auch schon kennenlernen.

Selbst mit perfektem Japanisch bist du immer noch Ausländer, da hilft nur eine Gesichtstransplantation. Zu der von dir beschriebenen Thematik gibt's im Internet ca. eine Zillion Beiträge, und jeder hat eine andere Meinung. Wie deine Kollegen nach Japan zu gehen weil man keine Asylanten mag - und deshalb lieber in Japan selber ein Asylant ist, auch wenn einem das dort mit einem falschen Dauerlächeln nie direkt gesagt wird - finde ich allerdings den absurdesten Grund. Allerdings kenne ich auch Japaner die nicht mehr aus Deutschland wegwollen da es hier a) keinen irren Kim mit Atombombe vor der Haustür, b) keinen stockkonservativen "Kriegstreiber" an der Regierung und c) vernünftige Arbeitszeiten ohne Raubbau am eigenen Körper gibt.

DigiFox schrieb:Sonst halt wieder in DE mit Rentensystem, arbeiten für "andere" und finanzieren von älteren, sowie jüngere oder halt Flüchtlingen.

Weil das japanische Rentensystem ja ein Ausbund an Stabilität ist... augenrollen

乱世の怒りが俺を呼ぶ。
20.11.16 17:28
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torquato


Beiträge: 2.823
Beitrag #5
RE: In Japan bleiben oder nicht?
(20.11.16 17:28)Kikunosuke schrieb:  Wie deine Kollegen nach Japan zu gehen weil man keine Asylanten mag - und deshalb lieber in Japan selber ein Asylant ist, auch wenn einem das dort mit einem falschen Dauerlächeln nie direkt gesagt wird - finde ich allerdings den absurdesten Grund.

Ich weiß nicht, ob das vom Thread-Eröffner ursprünglich so gemeint war, aber...
Ich mußte bei dieser Formulierung ja spontan an Lutz Bachmann denken. hoho

(20.11.16 17:28)Kikunosuke schrieb:  
DigiFox schrieb:Sonst halt wieder in DE mit Rentensystem, arbeiten für "andere" und finanzieren von älteren, sowie jüngere oder halt Flüchtlingen.

Weil das japanische Rentensystem ja ein Ausbund an Stabilität ist... augenrollen

Ich glaube, es ging DigiFox darum zu betonen, daß es in Japan nur private Altersvorsorge gibt, man da keine Steuern zahlt und die alten Menschen freiwillig in den Wald gehen, damit niemand unnötig zahlen muß. hoho

Das B in Rassismus steht für Bildung.
20.11.16 18:06
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Nia


Beiträge: 3.793
Beitrag #6
RE: In Japan bleiben oder nicht?
Ich war nie in Japan...
Aber du scheinst nicht großartig etwas aus deinem alten Leben zu vermissen. Auch keine Menschen, die dir sehr fehlen.
Jedenfalls lese ich das nicht heraus.
Dafür wirkt es so als wärst du im Moment relativ glücklich...

Was, wenn du diese glückliche Zeit einfach erstmal etwas ausdehnst, und schaust was kommt?
Selbst wenn du in vier Jahren zurückkehrst, bist du dann auch erst 30 und hast eine Menge Auslandserfahrung, die dir zu Gute kommen kann...

Zitat:Und genau durch solche Maßnahmen stirbt dieses Forum.

1. Das Forum befindet sich nicht im Endstadium.

2. Das Hellstorm seine Tätigkeit als Moderator ernst nimmt, ist positiv nicht negativ. Wir können froh sein, dass wir ihn und Frostschutz haben! Sonst hätten wir vermutlich überhaupt kein JN!!

3. Wenn Hellstorm jetzt zuviel ausgeblendet hat, dann wird er sicherlich Japanbezogenes wieder einfügen. Nehme ich an.
Vielleicht war er ja auch noch gar nicht fertig? Und wenn doch, hat er ja jetzt den Hinweis durch Hachiko.

“A poet is a musician who can't sing.”
― Patrick Rothfuss, The Name of the Wind
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.11.16 23:42 von Nia.)
20.11.16 23:37
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Yano


Beiträge: 2.920
Beitrag #7
RE: In Japan bleiben oder nicht?
(20.11.16 23:37)Nia schrieb:  Was, wenn du diese glückliche Zeit einfach erstmal etwas ausdehnst, und schaust was kommt?
Selbst wenn du in vier Jahren zurückkehrst, bist du dann auch erst 30 und hast eine Menge Auslandserfahrung, die dir zu Gute kommen kann...
Foot loose and fancy free, bis man "erst 30" ist und dann aus der "Auslandserfahrung" Honig saugen? Dann kann man aber auch viel Anschluß verpaßt haben und das nicht nur in beruflicher Hinsicht, unser Forum kennt ein aktuelles Beispiel.
20.11.16 23:52
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Nia


Beiträge: 3.793
Beitrag #8
RE: In Japan bleiben oder nicht?
*schulterzuck*

Ich weiß jetzt nicht, auf wen du dich beziehst... Klar, kann auch alles schief gehen. In die Zukunft schauen, kann ja auch niemand...

Aber gerade dein Rat/deine Worte an den Fragesteller, würden mich interessieren.

“A poet is a musician who can't sing.”
― Patrick Rothfuss, The Name of the Wind
20.11.16 23:56
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Yano


Beiträge: 2.920
Beitrag #9
RE: In Japan bleiben oder nicht?
(20.11.16 23:56)Nia schrieb:  Ich weiß jetzt nicht, auf wen du dich beziehst...

Obwohl sogar der Klarname ohne Tricks über das Forum ermittelbar ist, sollte man es doch bleibenlassen, das hier extra noch hinzuschreiben.

Der Fragesteller ist männlich, 26 Jahre alt und "hat noch keine Frau". Erwachsenwerden oder Dauerjugendlicher bleiben -- was davon kann er in J besser oder in D?
21.11.16 00:16
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Nia


Beiträge: 3.793
Beitrag #10
RE: In Japan bleiben oder nicht?
Zitat:
Zitat:Nia schrieb:
Ich weiß jetzt nicht, auf wen du dich beziehst...


Yano schrieb:
Zitat:Obwohl sogar der Klarname ohne Tricks über das Forum ermittelbar ist, sollte man es doch bleibenlassen, das hier extra noch hinzuschreiben.

Das habe ich auch nicht gemeint. Ich wollte nur klarstellen, dass ich das nicht weiß.
Aber darum gehts ja auch gar nicht.

Dachte, du hättest mehr für den Threadersteller als deine Worte jetzt. Immerhin hast du ja auch einiges an Japanerfahrung.

Aber gut, ich halt mich raus und lasse die reden, die wirklich etwas über Japan erzählen können.

“A poet is a musician who can't sing.”
― Patrick Rothfuss, The Name of the Wind
21.11.16 00:24
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In Japan bleiben oder nicht?
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