(09.02.15 09:01)Woa de Lodela schrieb: Es kann doch wohl nicht sein, dass man den GröFaZ als 'großen Staatsmann, der nur Frieden wollte' bezeichnet???!!!
Nein, das kann ich mir jetzt auch nicht ernsthaft vorstellen. Ich hatte spontan vermutet das sich das vielleicht auf den Kanzler der Einheit bezog.
Ich glaube das der Westen bis zum Ende des kalten Krieges sehr viel richtig gemacht hat, weshalb dieser auch einen so unerwartet positiven Ausgang genommen hat, das es mir bis heute kaum fassbar erscheint. Ich lebte in der ehemaligen DDR und war stets ein heimlicher Fan von USA, Westen, Nato und Europäischer Gemeinschaft. Ich wusste das die Stärke der USA das einzige war, was die Kommunisten von der Errichtung der Weltherrschaft abhalten konnte. Im DDR Schulatlas gab es auf der ersten Innenseite eine Weltkarte auf der die Ausbreitung des Kommunismus von der Oktoberrevolution bis zur Gegenwart dargestellt wurde. Kommunistische Staaten ware rot, kapitalistische blau, sogenannte "junge Nationalstaaten" (ehemalige Kolonien) wurden grün eingezeichnet und es wurde suggeriert das diese sich früher oder später sicher freiwillig dem Kommunismus anschließen würden. Das sich stark verbreitende Rot sollte andeuten, das die Weltherrschaft des Kommunismus nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. In den ersten Klassen sollten wir im Zeichenunterricht oftmals malen, wie wir uns denn den Kommunismus vorstellen, den wir sicher erleben würden wenn wir erwachsen wären.
Ich bekam schon als Kind das gruseln bei dieser Vorstellung. Mein Vater war anitkommunistisch eingestellt und hat mich auch zum kritischen Denken erzogen. "Das wird bestimmt noch beschissener als es jetzt im Sozialismus schon ist" ahnte ich schon damals. Dann gibt es kein "Westfernsehen" mehr und auch keine "Westpakete" mit Matchboxautos und Kaugummis mit Cowboy-Sammelbildern mehr, weil es ja keinen Westen mehr gibt. Nur noch Fahnenappelle, Strammstehen, Uniformen und verfallene Häuserfassaden.
Ich schweife mal wieder ab.
Worauf ich eigentlich hinaus will: Bis zur Wende und vielleicht noch bis Mitte der 90er Jahre hat der Westen vieles richtig gemacht, danach setzte in der Politik eine merkwürdige Form der allgemeinen Verblödung ein, vermutlich weil die 68er ihren "Marsch durch die Institutionen" nun langsam beendet hatten und wichtige Schlüsselpositionen in Politik (und besonders in den Medien) in Beschlag genommen hatten so das sie ihr verqueres Weltbild nun in großem Maße propagieren konnten.
Mittlerweile ist es zu einer Umkehrung der Werte gekommen. Obwohl der Westen den kalten Krieg offiziell gewonnen hat, könnte man langsam glauben es wäre umgekehrt gewesen und die Bundesrepublik hätte sich der DDR angeschlossen. In dem Maße sich der Westen in Richtung EUdSSR und die Bundesrepublik in eine Art "DDR 2.0" zu entwickeln beginnt, bin ich auch wieder zu einem Kritiker des Zeitgeistes geworden. Eine zweite DDR möchte ich nicht erleben, aber es scheint wieder in die Richtung eines totalitären Systems zu laufen.