(10.04.22 20:56)梨ノ木 schrieb: ...
Der Vorteil, wenn man sich auf einen bestimmten Pitchaccent beim Lernen konzentriert - sei es nun Kansai, Tokyo etc. dürfte sein, dass man in sich "stimmig" klingt. Wer ständig pitch und Melodie aus verschiedenen Regionen mischt, dürfte vermutlich ähnlich seltsam klingen, wie jemand der Hamburgerisch, Berlinerisch und Bayrisch mischt...
Tokyoter picht-accent hat den riesigen Vorteil, dass es dafür +- unbegrenzt Hörmaterial und leicht verfügbare Wörterbücher gibt. Wenn man schon ein neues Wort lernt, dann kann man es auch gleich mit dem richtigen Pitch lernen - mit Yomichan etc. ist der Mehraufwand dafür ziemlich gering.
...
梨ノ木, danke Dir für die interessante Antwort. Mir gefällt das Argument mit dem Gemisch aus Akzenten, vielleicht sogar Dialekten. Als gebürtiger Unterfranke, seit über 15 Jahren in Oberfranken, frage ich mich, was für einen Akzent ich spreche. Wohl eine Mischung, mit massivem Gewicht auf Standarddeutsch. Wieviel Akzent/Dialekt ich tatsächlich spreche, merke ich vor allem im direkten Kontakt mit Deutschlernenden. Eine Offenbarung zum Thema standarddeutsche Aussprache hatte ich zweimal im Bezug auf das stimmhafte s am Wortanfang. Sowohl bei unserer japanischen Gaststudentin, als auch bei einem Amerikaner ist mir dieses betont stimmhafte s aufgefallen. Der Franke spricht dieses s stimmlos. Ein Blick in den Langenscheidt hat mir diese Nuance erst bewusst gemacht.
Mein amerikanischer Phonetiklehrer von der Uni ist mein Sparringpartner für Japanisch. Obwohl er in deutscher Literatur promoviert hat, sprechen wir fast ausschließlich Englisch miteinander. Er spricht sehr sauberes General American mit mir. Ich wiederum kippe, wenn ich mich nicht gezielt kontrolliere, leider munter zwischen den verschiedensten Akzenten hin und her. Ein wichtiger, an mir selbst beobachteter, Einfluss ist sicher die ursprüngliche Quelle für ein Wort - Musik, Gespräch mit Muttersprachlern, oder, ganz schlimm, reading pronunciation von Wörtern die man nur aus der Schrift kennt. Das passiert auch Muttersprachlern, wie Ted in HIMYM S6E19 anhand von "chameleon" demonstriert.
Das Japanische ist, was die Phonetik angeht, deutlich übersichtlicher, als Englisch oder Deutsch. Jedoch - und da stimme ich Dir voll zu - ist es für einen muttersprachlichen Gesprächspartner sicher deutlich angenehmer, wenn man einen konsistenten Akzent spricht.
Ich hatte, wie so viele, nun leider seit Anfang 2020 keine Gelegenheit mehr mit Muttersprachlern zu sprechen. Bei nächster Gelegenheit werde ich mich dem Thema jedoch vor Ort stellen.
Anekdote: Im Uni-Sprachkurs gab es eine benotete Sprechprobe zur Hausaufgabe. Ein bestimmter Text sollte mit tokyoter Akzent aufgenommen werden. Als absolut unmusikalischer Mensch und Sprachanfänger konnte ich mit dem Text überhaupt nichts anfangen. Ich habe das dann unserer japanischen Austauschstudentin aus Sakai/Osaka hingelegt, komplett mit Pitchakzentnotierung. Sie hat ein paarmal vergeblich versucht das auszusprechen und schließlich gesagt - "ich kann das so nicht sprechen!"
Ich habe den Text dann Google Translator gefüttert. Das was ich dort zu hören geglaubt habe, hat mich an die Notierung in der Vorlage erinnert.
(11.04.22 12:00)MisakiSaeko schrieb: Ach du Schreck, ich habe alles schon installiert nur ist es in Vergessenheit geraten, da ich Yomichan nie richtig genutzt habe.
Wie praktisch, dass man Anki mit Yomichan nutzen kann, so spart man sich einiges an Arbeit.^^
...
Hier wollte ich Dir noch den Tipp geben, mal zu schauen, aus welchen Quellen Rikaichamp etc. ihre Pitch-Akzente beziehen.
(11.04.22 12:00)MisakiSaeko schrieb: ...
Was ich noch nicht ganz verstehe ist, dass im japanischen Wörter mit unterschiedlichen Betonungen andere Bedeutungen haben, das klingt irgendwie nach tonaler Sprache?
...
Das klingt nach einer Chimäre von einem Sprachsystem, das aus allerlei Sprachen zusammengeflickt wurde. Und insbesondere die Kompression der chinesischen Tonalität auf das japanische Lautsystem führte eben zu dieser unglaublichen Flut von (quasi) Homophonen. Pitch Akzent hilft hiergegen ein wenig, viel wichtiger ist aber der Kontext.
Deswegen wird ja oft empfohlen, die Ausprache von Schriftzeichen im Kontext zu lernen.
Nebenbei notiere ich mir, vor allem aus Interesse, die aktuelle chinesische Lesung von Kanji. Diese Info bieten u.a. jisho.org oder Halpern2013 - "The Kodansha Kanji Dictionary (KKD)". Hier sieht man oft sehr deutlich, wie die chinesischen Töne in der Japanischen On-Lesung abgebildet werden.