Ich möchte euch dieses Buch vorstellen und freue mich über Kommentare:
Eine gewisse Farbe der Fremdheit
Aspekte des Übersetzens Japanisch-Deutsch-Japanisch
2001, iudicium Verlag, München, 316 S., geb., ISBN 3-89129-509-X, € 45,00.
(Monographien aus dem Deutschen Institut für Japanstudien der Philipp Franz von Siebold Stiftung; Bd. 28)
Das Buch stellt mehrere Aufsätze zum Thema Übersetzen vom Japanischen ins Deutsche und umgekehrt zusammen. Während die erste Hälfte der Beiträge sich damit beschäftigt,
was übersetzt wird und in welchem Umfang es im jeweils anderen Kulturkreis rezipiert bzw. verkauft wird, beleuchtet der hintere Teil des Bandes von verschiedenen Standpunkten aus,
wie Übersetzungen entstehen und wo die Grenzen der Übersetzbarkeit liegen. Weil mich die ganze Thematik sehr interessiert, fand ich ausnahmslos alle Kapitel informativ und die weitaus meisten ziemlich spannend, geht es doch schließlich im ganzen Buch um die „Kompatibilität“ zweier Kulturen: der japanischen und der deutschen.
Im einleitenden Essay
„Stille Post“ – Ein Rundgang führt die Herausgeberin gleich an die Kernprobleme des Übersetzens heran, was sich in Abschnittsüberschriften wie
Übersetzbar – Unübersetzbar, Die sogenannte Wörtlichkeit oder
Was heißt Äquivalenz widerspiegelt. Der darauf folgende Report von M. Koch liefert gut recherchierte Zahlen bzw. Statistiken, die den Umfang übersetzter Schriften in beide Richtungen quantitativ und qualitativ fassbar machen. Auch alle anderen Artikel im Buch beruhen auf sorgfältiger Recherche und profunden Kenntnissen. Fußnoten verweisen auf weiterführende Literatur im Anhang an jeden Abschnitt.
Natürlich hat jeder Verfasser seinen persönlichen Stil, manche lesen sich glatt, andere erfordern etwas mehr Anstrengung des Gehirns. Dadurch, dass gleichermaßen japanische und deutsche Autoren zur Sprache kommen ist in dieser Hinsicht für Abwechslung, aber darüber hinaus auch für hochinteressante vergleichende Einblicke gesorgt. Besonders beeindruckt hat mich, um nur einen herauszunehmen (was eigentlich ungerecht ist), der Aufsatz von Mishima Ken´ichi über
Deutsche Literatur in Japan. Er ist Sozialphilosoph, Verfasser zahlreicher philosophischer Schriften, Professor für Philosophie und Vergleichende Kulturwissenschaften an der Universität Osaka und hat unter anderem Nietzsche und Habermas übersetzt. Sein Text sprüht nur so von Witz und Gelehrsamkeit und war mir von allen vielleicht der unterhaltsamste. Unglaublich, dass Mishima ihn in Deutsch verfasst hat.
Es gäbe noch viel hervorzuheben, so etwa einen lesenswerten feministischen Ansatz von Übersetzung/Übersetzungskritik, Möglichkeiten und Grenzen von maschinellen Übersetzungen, Aspekte bei der Haiku-Übersetzung und und und... Aber am besten, ihr lest das Buch einfach selbst. Ich kann es empfehlen.
atomu