RE: Hiroshima-Gedenktag
Nagasaki war wie allgemein bekannt nur ein Verlegenheitsziel, aber Hiroshima spielte in der japanischen Kriegsindustrie eine grosse Rolle da viele kriegswichtigen Unternehmen angesiedelt waren.
Es ist vielleicht die verhaengnisvollste "Errungenschaft" der Moderne aber mit der Etablierung des totalen Kriegs, in dem jeder Aspekt auch des zivilen Lebens dem militaerischen Ziel untergeordnet wird, verschwimmt die Grenze zwischen Zivilist und Frontkaempfer im Vergleich zu vormodernen Konflikten, in denen das Konzept "Nation" auch noch keine grosse Rolle spielte.
Mit Ausnahme der Kinder waren die Menschen in Hiroshima eben keine blossen Zivilisten, sondern Arbeiter fuer das was man auf Englisch den "war effort" nennt.
Ich schreibe das nicht, weil ich das in irgendeiner Form gut finde aber in den Kriegen seit dem amerikanischen Buergerkrieg spielte die Vernichtung des industriellen Potentials des Gegners eine mindestens genauso grosse Rolle wie Siege ueber das feindliche Militaer. Denn wie wir alle wissen, hat z.B. Deutschland den Krieg nicht in Stalingrad oder sonst wo in Russland verloren, sondern in Stuttgart, dem Ruhrgebiet, Muenchen usw, wo die deutsche Wirtschaft nicht mit der Produktion der UdSSR mithalten konnte.
Es ist Tatsache, dass Staedte unter anderem aus diesen Gruenden bombardiert wurden.
Und was die Atombombe betrifft so steht zwar ausser Frage, dass sie eine Erfindung ist, die uns besser erspart geblieben waere - es ist allerdings ebenfalls Fakt, dass die schlimmsten Massenvernichtungswaffen unserer Zeit Handfeuerwaffen sind. Erst neulich haben die UNO ein Papier mit solchem Inhalt veroeffentlicht. Das Leid, das Handfeuerwaffen angerichtet haben und anrichten bewegt sich in einer vollkommen anderen Dimension als die beiden Atombomben.
Ich finde es ehrlichgesagt schwer zu verstehen, was soviel besser daran sein soll, eine Stadt mit Millionen von Brandbomben auszuloeschen als mit einer Atombombe.
Ich habe schon frueher geschrieben, dass in Deutschland ungefaehr doppelt so viele Menschen an alliierten Bombardements gestorben sind als in Japan und was ist daran jetzt so viel menschlicher und besser?
Die Empoerung, mit der manche hier argumentieren finde ich vollkommen unangebracht, da AUCH die Entscheidung, die Bomben nicht zu werfen, den Tod von abertausenden bedeutet haette. Was ist es denn genau, was das Leben derer, die anstatt der Bevoelkerung von Hiroshima und Nagasaki gestorben waeren, weniger wert macht?
Ich sag es nochmal, die japanische Regierung hatte schon Bambusspeere (!) fuer die Bevoelkerung bereitgestellt, um gegen die amerikanischen Teufel zu kaempfen. Das waere ja so viel besser gewesen, genau.
Und ja, das japanische Kaiserreich war damals sowas wie ein Kidnapper, sogar noch schlimmer, ich ich muss hier doch hoffentlich nicht ernsthaft aufzaehlen, warum die Japaner so schnell wie moeglich gestoppt werden mussten?
EDIT:
Um nicht missverstanden zu werden: Ich finde den Abwurf der Bomben keinesfallsfalls gut oder alternativlos, wohl war er aber eine moegliche und im damaligen Zeitkontext verstaendliche Entscheidung.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.08.08 05:40 von L4D.)
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