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Hentai Kanbun
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Ma-kun
Thronregent

Beiträge: 2.021
Beitrag #1
Hentai Kanbun
Ich habe eine Definitionsfrage zum Begriff "Hentai kanbun (変体漢文)

In Lewin, Bruno: Abriss der japanischen Grammatik auf der Grundlage der klassischen Schriftsprache wurde Hentai Kanbun als der Schreibstil für japanische Texte mithilfe chinesischer Zeichen, die rein nach dem Laut, nicht nach ihrer Bedeutung verwendet wurden erklärt.

Im Netz, auf der japanischen Wikipedia und auf einer Seite der Uni Osaka wurde der Begriff allerdings erklärt als ein Schreibstil für chinesische Texte: Der Chinesiche Text wurde der japanischen Sprache angepasst, das heißt, Wörter wurden z.B. umgestellt und als Hinweis dafür bestimmte Zeichen an den Rand geschrieben.

Da sich diese beiden Erklärungen nicht wirklich entsprechen augenrollen , würde ich mich freuen, wenn jemand wüsste, welche von ihnen stimmt oder ob ich vielleicht die Erkörungen fals interpretiere oder ob es vielleicht noch eine Definition gibt.

Vielen Dank.
06.08.04 17:30
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Daremo


Beiträge: 414
Beitrag #2
RE: Hentai Kanbun
Ich weiß es leider nicht 100%ig, aber ich würde eher Lewins Definition Glauben schenken. Die zweite Definition stimmt aber, soweit ich weiß, auch zum Teil. Für die Kommentierung - damit die Leute die Texte auch lesen konnten - wurden Katakana an den Rand geschrieben.
kratz Berichtigt mich, wenn ich falsch liege.

Zitat: das heißt, Wörter wurden z.B. umgestellt und als Hinweis dafür bestimmte Zeichen an den Rand geschrieben.

Was genau meinst du denn damit?
Die chinesischen Wörter wurden nicht umgestellt.
Ein Beipiel:
読まず wurde 不読 geschrieben.
Das erste Kanji war dabei die Negation und die Kombination wurde zwischen dem ersten und zweiten mit einem Häkchen für die Leserichtung versehen.

物知り 物知らず
06.08.04 17:48
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Botchan


Beiträge: 642
Beitrag #3
RE: Hentai Kanbun
Ich würde sagen, die Definition, die Lewin liefert, beschreibt "Hentai kanbun" durchaus korrekt. Ich denke, mich auch daran zu erinnern, daß das japanische Texte sind, die man mit chinesischen Zeichen geschrieben hat, bei denen der Lautwert im Vordergrund steht. Der Haupttext des Kojiki ist z. B. in Hentai-Kanbun; die Einleitung jedoch Kanbun.

Die andere Definition, die Ma-kun gefunden hat, sieht in meinen Augen stark nach einer für das 'richtige' Kanbun aus. Dabei handelt es sich prinzipiell um chinesische Texte (entweder von Chinesen oder von Japanern geschrieben), bei denen die Wörter der Sätze - um sie japanisch lesen zu können - selbstverständlich umgestellt und mit Endungen und Partikeln usw. versehen werden müssen. Ein Beispiel: Im Chinesischen (also auch in Kanbun-Texten) ist die normale Abfolge der Satzglieder im Satz "Subjekt-Prädikat-Objekt"; im Japanischen dagegen "Subjekt-Objekt-Prädikat". Man muß also das Prädikat regelmäßig an den Schluß verschieben. Das ist nur EIN Beispiel. Es gibt eine ganze Palette von Zeichen, die neben die Kanbun-Kanji notiert werden (können), um deutlich zu machen, was wohin verschoben werden muß. In den senkrecht geschriebenen Texten notiert man diese Umstellungszeichen links neben die Kanji; rechts können in Katakana alle die Silben/Partikeln/... hingeschrieben sein, die man ergänzen muß, damit aus Kanbun-Chinesisch Japanisch wird. Um also aus einem Kanbun-Satz einen japanischen Satz zu basteln, heißt es erstens "Wörter umstellen" und zweitens " 'Fehlendes' ergänzen". Ich habe gerade ein Semester Kanbun-Kurs hinter mir... und ich kann Euch sagen: Das schlimmste an der ganzen Sache ist diese ständige Um- und Umdreherei!
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.08.04 19:54 von Botchan.)
06.08.04 18:54
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Koorineko


Beiträge: 913
Beitrag #4
RE: Hentai Kanbun
Der Gebrauch von Kanji in Korea und Japan war, aufgrund der unterschiedlichen Silbenstrukturen im Vergleich zum Chinesischen etwas schwierig oder sogar unpassend.
Während man zu Beginn im Stil der chinesischen Literatur schrieb, wurde später versucht, chinesische Literatur in eine japanische Interpretation umzuwandeln, das sogenannte "Hentai Kanbun", es folgte nicht mehr der chinesischen Grammatik bzw. Regeln.

Als Übersetzungen Kanji zugewiesen wurden, war es praktisch der Anfang der ON- und kun-Lesungen.

Für "Extra"-Silben (z.B. für Deklinationen) wurden Kanji hinzugefügt, aus denen später Kana hervorgingen, später also ein Mix aus 3 Schriften (Kanji, Hiragana, Katakana).



Es wurde immer Kontakt zu China gehalten, die Verwaltung in China änderte sich und mit der Zeit gab es auch neue Lesungen für Kanji, teilweise durch verschiedene Dialekte der jeweiligen Verwaltung.

So wurde GO-on (Wu-Dynastie, 6. Jahrhundert) importiert, Kan-on aus der Han-Dynastie und To-on von der Tang-Dynastie.
[Bild: 2-02.jpg]
Beispiel: Azuma Kagami

Zusammengestellt im frühen 14. Jahrhundert von Shogunat Kamakura, ist Azuma Kagami (Spiegel des Ostens) eine Aufzeichnung in Tagebuchform von Ereignissen in Japan zwischen 1180 und 1266.
Dieses Werk wurde erst für die Allgemeinheit lesbar, nachdem 1626 die Schrift mit Furiganan versehen wurde. (Eigentum des Nationalarchives von Japan)
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.08.04 19:11 von Koorineko.)
06.08.04 19:10
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Ma-kun
Thronregent

Beiträge: 2.021
Beitrag #5
RE: Hentai Kanbun
Danke für die Erklärungen. m(-_-)m
Jetzt sehe ich um einiges klarer.
07.08.04 21:31
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Koorineko


Beiträge: 913
Beitrag #6
RE: Hentai Kanbun
どう致為まして!  grins
07.08.04 23:15
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Hentai Kanbun
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