Weiß nicht so recht, wo ichs reinpacken sollte, wahrscheinlich ists eh so irrelevant, daß es bald wieder weg ist. Aber egal... nachdem ich gerade einen kurzen Blick auf die Leseprobe des 2. Heisig-Bandes in dt. Übersetzung geworfen habe - siehe
http://www.kanji-lernen.de/KLB2_Leseprobe.pdf - und schon beim zweiten Satz in schallendes Gelächter ausbrauch, das mich am Weiterlesen hinderte, schreib ich den Kram einfach mal hierhin. Auch wenn ein Hinweis an den Übersetzer (der hat es offenbar verbrochen, da es sich nicht um einen übersetzten Teil von Heisig handelt) vielleicht besser wäre.
Jedenfalls findet sich im Vorwort auf Seite 7f. folgende Ansammlung von Worthülsen:
"Lesen, aber nicht vorlesen zu können, ist auf Dauer kein überzeugender Kenntnisstand beim Erlernen einer Sprache. Dies gilt auch für das zu einem erheblichen Teil idiographisch geschriebene Japanisch. [...]"
Ob das nun ein packender Beginn ist, mag jeder selbst entscheiden, aber was mich doch erstmal etwas stutzig machte ist der Gebrauch des Wortes "idiographisch" hier. Als Auffrischung vielleicht folgenden Auszug aus dem _Großen Wörterbuch der deutschen Sprache_ des Dudens:
"idi|o|gra|phisch <Adj.> [zu griech. idiógraphos = eigenhändig geschrieben] (Fachspr.): das Eigentümliche, Einmalige, Singuläre darstellend."
Eigentümlich, einmalig... ja, das klingt schon sehr nach dem Sprachenexot Nr. 1, auch bekannt als Japanisch. Aber ich werde das Gefühl nicht los, daß der Autor da irgendwas durcheinandergebracht hat. Es mutet doch schon so an, als ob er eigtl. "id
eographisch" meinte; es folgt die Def. aus selbiger Quelle:
"ide|o|gra|phisch <Adj.>: die Ideographie betreffend, auf ihr beruhend."
...und zu dieser für viele wohl eher wenig hilfreichen Definition auch noch:
"Ide|o|gra|phie, die; -, -n <Pl. selten> [→ -graphie] (Sprachw.): aus Ideogrammen gebildete Schrift; Begriffsschrift."
...und...
"Ide|o|gra.mm, das; -s, -e [ -gramm] (Sprachw.):
Schriftzeichen, das nicht eine bestimmte Lautung, sondern einen ganzen Begriff vertritt; Begriffszeichen
(z. B. bei Hieroglyphen)."
Klingt schon wahrscheinlicher als "idiographisch", denke ich. Zumal man im Zusammenhang mit der chin. Schrift (leider) des öfteren von Ideographie liest. Sonderliche Firmheit in der schrifttheoretischen Terminologie beweist der Autor zumindest an dieser Stelle jedenfalls nicht, was doch bei einem Buch, in dem es in erster Linie doch um Schrift geht, etwas verwundert.
Mal ganz davon abgesehen, daß das Chin. nicht über eine ideographische Schrift verfügt und dies auch nie tat. Dementsprechend kann es die ins Japanische entlehnte Abart selbiger Schrift ebensowenig sein, wie auch keine Schrift der Welt, ob noch in Gebrauch oder nicht, die zur Aufzeichnung von Sprache(n) dient (!), ideographisch sein kann. Warum nicht, naja, das wurde schon an anderen Orten lang und breit dargelegt. Mit Bezug zum Chin. ist z.B. der Kram in DeFrancis 1984 (_The Chinese Language: Fact and Fantasy_) halbwegs lesenswert. Wer das Teil nicht hat, kann das hierfür relevanteste Kapitel wie ich grad sehe sogar online begutachten:
http://www.pinyin.info/readings/texts/id..._myth.html
Letztlich scheint es also so, daß weder die Terminologie beim Autoren sitzt, noch daß er sich wirklich bewußt ist, was denn hinter dem (nunmehr korrekt geschriebenen) Begriff "Ideographie" eigtl. steckt und warum dieser weder auf die chin. Schrift im Chin. noch auf selbige im Jap. angewendet werden kann.
Prost Mahlzeit, auf den Rest des Buches hab ich nach diesen mörderisch beeindruckenden 2 Sätzen schon keine Lust mehr. Zum Glück hab ich mir die Zeichen (mitsamt Lesungen... ein Extrabuch hab ich dafür auch nicht benötigt) schon längst eingeble[/ä]ut.
Tja... das wars für den Moment. Jedenfalls kein sonderlich ruhmvoller Einstieg in ein m.E. ohnehin zweifelhaftes Werk.