Beitrag #5
RE: Grundschule in Takase
Das ist ein weites Feld.
Englisch ist dem Japanischen bekanntlich sehr viel unähnlicher als dem Deutschen, und auch kaum ein deutscher Abiturient beherrscht die englische Sprache in Wort und Schrift. Es stimmt aber, daß die Englischlehrer auf den japanischen Gymnasien oft selber nur sehr wenig Sprachkenntnis haben/hatten, aber seit etwa 25 Jahren wird dieser Mißstand angegangen; inzwischen trifft man immer häufiger auf Japaner, die Englisch ausgezeichnet beherrschen.
Auf dem Gymnasium ist als zweite Fremdsprache Kanbun obligatorisch. Bei vielen Studiengängen auch eine dritte Fremdsprache, und da kommt öfters Deutsch ins Spiel.
Die Schuluniformen unterstreichen den Charakter des Zusammenlebens der Schulfamilie, der stärker paramilitärisch geprägt ist als in Deutschland und entsprechend kameradschaftlicher ist. Die Uniformen sind unterschiedlich, die einzelnen Schulen haben eine je strengere, oder lockerere Kleiderordnung. In diese Sparte fallen auch die Schulgesetze, die das Verhalten außerhalb der Schule betreffen. Ein Beispiel: ich bin gegen Ende des Gymnasiums des öfteren mit dem Auto zur Schule gefahren, habe mit ein paar Klassenkameraden den (schrecklichen) Sportunterricht geschwänzt, um zum Biergarten zu fahren. Auf einem typischen japanischen Gymnasium wäre ich mit einem solchen Verhalten nicht mehr tragbar gewesen: vier Todsünden auf einmal.
Eine andere Facette ist die Rolle der Eltern. In Deutschland ist ein Elternabend so, daß der Lehrer den Eltern verklickert, was Sache ist und Anweisungen erteilt und Fragen zuläßt. In der japanischen Schule setzen sich die Eltern erst einmal ein, zwei Stunden hinten ins Klassenzimmer und beobachten den Unterricht. Und dann kommt die Konferenz, wo die Eltern recht hemmungslos Kritik äußern. Für den Lehrer ist das nicht nur wie an der deutschen Schule ein lästiger Termin, sondern die haben richtig Bammel davor; ich hab schon welche vor Angst zittern sehen.
Und die Frage nach meinem Sohn; ich habe ja etliche Kinder. Mein Ältester war zusammengenommen gut zwei Jahre auf einer japanischen Schule, dem hats gefallen, der wird bald ein japanisch-deutscher Rechtsanwalt sein. Der kleine Bub hat gutes Brot und Wurst, besonders Gelbwurst, in Japan vermißt - in dem Alter kann man Bildungssysteme noch nicht differenziert beurteilen.
Ach so, ja: die vierte bzw. fünfte Todsünde war die Zigarette.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.09.12 16:44 von Yano.)
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