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Freitod
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Yano


Beiträge: 2.920
Beitrag #1
Freitod
Ich erzähle mal hier, ist mir ein Bedürfnis.

Die kleine Schwester meines Schwiegervaters ist eine alte Frau, ihr gleichaltriger Ehemann liegt seit Wochen im Koma. Sie aber ist im Gebirge verschollen.
Sie hat im Haus alles aufgeräumt und geputzt, kein Geld mitgenommen; man hat ihr Fahhrad gefunden, in dieser der Gegend (Nio) haben auch Hubschrauber usw. nichts sehen können, auch das Meer ist nicht weit.
Nach nunmehr zwei Wochen wurde die Suche offiziell beendet. Wir können ein Ososhiki machen - in sieben Jahren.
14.10.12 22:47
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Horuslv6


Beiträge: 1.829
Beitrag #2
RE: Freitod
Tragische Geschichte. Ich weiß ehrlich gesagt nicht ganz, was ich dazu ergänzen soll, aber ich denke, dass es angebracht ist, zu kondulieren...
Das muss ein Thema sein, dem man in Japan doch nicht ganz so selten begegnet, allerdings drängen sich mir jetzt viele solcher Fragen auf, wie beispielsweise:

Hat sie niemandem etwas gesagt, oder sich etwas anmerken lassen?
Gibt es in der Gegend einen typischen Ort für selbstmord? Oder woher wüsste sie, wo hin?

Ich habe selber keine Erfahrungen mit dem Thema, von daher bin ich genau so distanziert, wie auch interessiert, auch wenn sich das ziemlich falsch anfühlt.
15.10.12 06:48
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Hachiko
Gast

 
Beitrag #3
RE: Freitod
Alte Menschen sind sehr oft verwirrt und können nicht selbst steuern was sie tun. Es kommt öfters vor, dass sich
ein Senior verirrt und dann doch gefunden wird. Aber nach 2 Wochen könnte es ziemlich duster aussehen nach
2 Wochen ohne jegliche Versorgung.
Merkwürdig ist jedoch immer, dass niemand eine Persönlichkeitsveränderung, eine Nebenerscheindung der Alters-
Demenz, bemerkt haben will.
Mir fehlen hierzu zwar nicht die Worte, aber es ist immer und überall ein heikles Thema in alternden Gesellschaften.
15.10.12 09:26
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Yano


Beiträge: 2.920
Beitrag #4
RE: Freitod
Ja, das Phänomen des "Sausens" seniler Menschen kann man ab und zu beobachten. Manche sehen ein, daß sie sich in ihrem Heimatort nicht mehr auskennen und gehen nicht mehr alleine aus. Andere möchten das nicht wahrhaben, können in dem Zustand gar noch autofahren und werden womöglich hunderte Kilometer woanders verwirrt herumtapsend aufgegriffen, solche Abenteuer können selber auch die Ursache für einen weiteren Demenzschub sein usw.
Solche aber findet man zumeist wohlbehalten.
Wir haben einen Abschiedsbrief, und zum Sterben ins Gebirge gehen, wäre sehr japanisch.
15.10.12 09:42
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Hachiko
Gast

 
Beitrag #5
RE: Freitod
Yano

das stimmt, es ist sehr japanisch, einen Abschiedsbrief zu hinterlassen, das erinnert mich an den Film "Letters from
Iwo Jima", obwohl hier kein direkter Zusammenhang mit den Geschehnissen besteht, aber die Briefe, die vielen Briefe...!!.
15.10.12 09:46
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Narutoforever


Beiträge: 123
Beitrag #6
RE: Freitod
Sehr, sehr heikles Thema.

Habe lange überlegt, ob ich etwas dazu schreiben sollte oder nicht.

Ich denke nicht, dass diese Art, sich zu verabschieden, typisch für Japan ist.

Mein Vater (ein Bulgare) redet manchmal darüber, dass er zum Sterben ins Gebirge gehen möchte, wenn es so weit ist.

Menschen, die sich mit dem Gebirge verbunden fühlen, denken vielleicht so.

Für die Hinterbliebenen ist es immer eine Tragödie.
15.10.12 17:29
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Nia


Beiträge: 3.793
Beitrag #7
RE: Freitod
Wenn es einen Abschiedsbrief gibt, dann wusste sie vermutlich wirklich nicht mehr weiter. traurig
Ansonsten hätte man ja wirklich noch hoffen können, das sie einfach los ist und ihr alles zu viel wurde und sie den Rückweg nicht gefunden hat.
Es hat ja schon oft genug 'Wunder' gegeben, und man hat Menschen nach längerer Zeit, retten können.
Ich glaube, das in solchen Momenten die Ungewissheit mit am schlimmsten ist.
Da geht euch bestimmt sehr viel durch den Kopf. traurig
In solchen Situtationen, die richtigen Worte zu finden, ist immer sehr schwer.
Aber ich denke, du weißt, dass jeder der hier antwortet und sicherlich auch viele die es lesen, und nicht schreiben dir Kraft und alles was du brauchst, um deiner Familie beizustehen, wünschen.

Eine sehr traurige Geschichte.

“A poet is a musician who can't sing.”
― Patrick Rothfuss, The Name of the Wind
15.10.12 17:56
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Yano


Beiträge: 2.920
Beitrag #8
RE: Freitod
Im Gebirge sterben, weil man die Berge liebt, ist unjapanisch, da hast du ganz recht.
Die Liebe der Japaner zu ihren Bergen ist sehr wenig ausgeprägt, kein Vergleich mit den Bayern.

Aber in alter Zeit war es nicht unüblich, oben am Berg zu sterben, sich gar dafür hinauftragen zu lassen.

Sie ist noch nicht gefunden. Das Gelände in der Höhe ist zwar unwegsam, alpin sozusagen, mit Legföhren. Aber noch sind alle Gipfel von Shikoku aper.
15.10.12 18:06
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Hachiko
Gast

 
Beitrag #9
RE: Freitod
Yano schrieb: Im Gebirge zu sterben ist sehr unjapanisch.

Möchte ich nicht unbedingt so stehen lassen, denn ich weiss von vier japanischen Bergsteiern, die in den 60er Jahren
an den Drei Zinnen in Südtirol zu Tode kamen.
Und ich weiss auch, dass Japaner sehr oft passionierte Bergsteiger sind.
Das trifft sicherlich nicht auf die jüngere Schwester des Schwiegervaters zu, aber vielleicht herrscht doch noch
ein kleiner Hoffnungsschimmer.
15.10.12 18:41
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Horuslv6


Beiträge: 1.829
Beitrag #10
RE: Freitod
Yano schrieb: Wir haben einen Abschiedsbrief, und zum Sterben ins Gebirge gehen, wäre sehr japanisch.

Ich meine ja nur...
15.10.12 20:52
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Freitod
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