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Fragen zur Schrift
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Gast

 
Beitrag #1
Fragen zur Schrift
Hallo,

wie vielleicht schon aus meinem Benutzernamen zu sehen ist, war die japanische Schrift einer der Hauptgründe, warum ich anfing diese Sprache zu lernen.

Ich habe jetzt aber zwei Fragenkomplexe bezüglich der Anwendung der Schrift:

1. Wie schreiben Japaner, wenn es schnell geht? Wenn man sich z.B. Notizen über das vom Lehrer gesagte machen will, reicht die Zeit ja bei weitem nicht aus, um wirklich alles penibel genau aufzuschreiben. Benutzen sie dann nur Hiragana, vereinfachen sie die Primitive (z. B. 言 = !) oder wie geht das von statten? Und bei den ganzen Homophoben? Wird dann bei einer Zusammensetzung nur ein Kanji zu Papier gebracht und der Rest in Hiragana?


2. Welcher Logik folgt die Kalligraphie im Japanischen? Bei uns heißt ja schöne Schrift, dass man versucht so sauber und leserlich wie möglich zu schreiben. Und ich dachte, dass man im Japanischen dann als schöne Schrift die klare Computerschrift anstrebt. In Wirklichkeit sind die Zeichen aber schon ziemlich rot naja hingeschmiert. Jüngstes Beispiel hier im Forum ist ja "Kanji des Jahres 2014".
Bei so einer wichtigen Angelegenheit war mir jetzt wahrscheinlicher, dass sich der Typ Mühe gibt das Kanji "sauberer" aufzumalen.
Gelten die so aufgemalten Zeichen in Japan jetzt als schön oder vorbildlich?

Ich hoffe, dass ihr meine Fragen beantworten könnt
17.12.14 12:34
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Hellstorm


Beiträge: 3.925
Beitrag #2
RE: Fragen zur Schrift
(17.12.14 12:34)Zeichen schrieb:  1. Wie schreiben Japaner, wenn es schnell geht? Wenn man sich z.B. Notizen über das vom Lehrer gesagte machen will, reicht die Zeit ja bei weitem nicht aus, um wirklich alles penibel genau aufzuschreiben. Benutzen sie dann nur Hiragana, vereinfachen sie die Primitive (z. B. 言 = !) oder wie geht das von statten? Und bei den ganzen Homophoben? Wird dann bei einer Zusammensetzung nur ein Kanji zu Papier gebracht und der Rest in Hiragana?

Jenachdem. Zuallererst wird sehr vereinfacht, d.h. nicht so ordentlich wie in der Druckschrift. Du hast das ja schon mit 言 ungefähr vorgemacht. Das hängt sehr von der Person ab.
Oft werden (glaube ich) auch Katakana anstatt Hiragana benutzt, einfach weil es schneller geht. Z.B. wenn ein Verkäufer sich den Namen des Kunden notiert, wird das oft in Katakana gemacht.

(Übrigens: Homophobe mag es in Japan auch geben, aber was du meinst, sind Homophone hoho)

(17.12.14 12:34)Zeichen schrieb:  2. Welcher Logik folgt die Kalligraphie im Japanischen? Bei uns heißt ja schöne Schrift, dass man versucht so sauber und leserlich wie möglich zu schreiben. Und ich dachte, dass man im Japanischen dann als schöne Schrift die klare Computerschrift anstrebt. In Wirklichkeit sind die Zeichen aber schon ziemlich rot naja hingeschmiert. Jüngstes Beispiel hier im Forum ist ja "Kanji des Jahres 2014".
Bei so einer wichtigen Angelegenheit war mir jetzt wahrscheinlicher, dass sich der Typ Mühe gibt das Kanji "sauberer" aufzumalen.
Gelten die so aufgemalten Zeichen in Japan jetzt als schön oder vorbildlich?

Ich hoffe, dass ihr meine Fragen beantworten könnt

Bedeutet Kalligraphie wirklich sauber und leserlich? Nicht eher schön? Kalligraphie ist doch viel eher mit Kursivschrift verbunden anstatt mit einfachen Druckbuchstaben. Eine hübsche verbundene, aber trotzdem gute Schreibschrift ist doch wesentlich besser, als vergeblich versuchen, eine Druckschrift zu imitieren, was man sowieso nicht hinbekommt.

Japanische Kalligraphie wirkt für mich aber trotzdem, im Gegensatz zur chinesischen Kalligraphie, in Teilen doch irgendwie etwas „unsauber“. Insbesondere die Hiragana wirken oft extra eckig, ich weiß nicht, für mich sieht das unschön aus. Außerdem sind manche Hiragana riesig, andere wiederrum sehr klein.

Das Kanji des Jahres fand ich aber eigentlich recht gut geschrieben kratz

やられてなくてもやり返す!八つ当たりだ!
17.12.14 13:05
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Gast

 
Beitrag #3
RE: Fragen zur Schrift
(17.12.14 13:05)Hellstorm schrieb:  (Übrigens: Homophobe mag es in Japan auch geben, aber was du meinst, sind Homophone hoho)

rot Dann verschreibt man sich mal und es ist genau der eine Buchstabe, an genau der einen richtigen Stelle, der so einen riesigen Unterschied macht hohorot
17.12.14 13:15
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junti


Beiträge: 1.565
Beitrag #4
RE: Fragen zur Schrift
Bei Namen und so werden zum schnellen notieren mal Katakana benutzt, sonst habe ich das aber noch nie gesehen.
Sonst finde ich generell, dass die meisten die "Grundkanji" doch recht normal schreiben. Natuerlich etwas "schraeger" und eben "kursiv", aber kaum abgekuerzt, bis auf die wirklich wenigen Zeichen, fuer die es relativ bekannte Abkuerzungen gibt. Und sonst eben dann viel in Hiragana oder eben bei Komposita auch oft in gemischt Hiragana+Kanji.

http://www.flickr.com/photos/junti/
17.12.14 13:28
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Yano


Beiträge: 2.920
Beitrag #5
RE: Fragen zur Schrift
Hier sieht man Beispiele für die vier Grundschriften (jeweils in Klammern). Am wenigsten leserlich und bestimmt am meisten die Individualität des Künstlers reflektierend und am meisten auf Übung angewiesen ist 草書, in D als Grasschrift bekannt.
17.12.14 14:20
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Gast

 
Beitrag #6
RE: Fragen zur Schrift
(17.12.14 14:20)Yano schrieb:  Hier sieht man Beispiele für die vier Grundschriften (jeweils in Klammern). Am wenigsten leserlich und bestimmt am meisten die Individualität des Künstlers reflektierend und am meisten auf Übung angewiesen ist 草書, in D als Grasschrift bekannt.

huch Und Japaner könnten 草書 tatsächlich erkennen? Wirklich jeder einzelne jedes einzelne Zeichen? Bist auf das 好 und 吋 sieht mir nichts geheuer aus.


Müssen Japaner auch noch extra lernen, wie dasselbe Zeichen so niedergeschrieben wird? Dann wären ja etwa 6000 Zeichen nötig, um alles Grundlegende lesen zu können...
17.12.14 14:29
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Yano


Beiträge: 2.920
Beitrag #7
RE: Fragen zur Schrift
(17.12.14 14:29)Zeichen schrieb:  Müssen Japaner auch noch extra lernen, wie dasselbe Zeichen so niedergeschrieben wird? Dann wären ja etwa 6000 Zeichen nötig, um alles Grundlegende lesen zu können...
Achwo, Grasschrift wird doch nicht zur Übermittlung von Informationen eingesetzt! Wenn du einen der Thumbnails anklickst, sieht man über dem größeren Bild den Textinhalt und unter dem Bild eine Erläuterung der Bedeutung auf modernem Japanisch, daran siehst du genau, daß Übersetzung und Exegese für erforderlich gehalten werden.
Kanji bestehen aus 6 verschiedenen Arten von Strichen, z.B. mit Seriphen usw.; Schulkinder werden dazu angehalten, diese Unterschiede wenigstens anzudeuten, soweit das bloß mit einem weichen Bleistift möglich ist. Uns Ausländern hat man das gar nicht erst beigebracht, wir durften an der Uni mit Groteskschrift arbeiten.
Wollte ich so einen Text wie 好雨時節知 korrekt mit dem Pinsel schreiben, so müßte ich mir jedes Kanji erst mal neu anschauen und unter den Augen eines Meisters wohl 100mal schreiben, bevor ich beginnen darf, zuhause alleine weiterzuüben. Es bis zu einer ausgeschriebenen Handschrift zu bringen, dauert meiner Erfahrung nach auf Japanisch nicht länger als auf Deutsch, nur daß man als Deutscher meist (früher: immer) später damit anfängt als ein Schulkind. Um hingegen eine schöne und ausdrucksstarke Grasschrift zu entwickeln, braucht es jahrzehntelange Übung, Talent und Persönlichkeit. Kenner sehen das der Schrift an (ich übrigens nicht so).
17.12.14 17:02
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Koumori


Beiträge: 403
Beitrag #8
RE: Fragen zur Schrift
Noch meine 2 Cents:

Also, in China gibt es ja nur die Kanji, und auch da schaffen es die Schüler auch, im Unterricht mitzuschreiben - weil sie einfach handschriftlich mit den Kanjis schneller sind als jemand, der sie gerade noch lernt.
Tatsächlich habe ich es oft erlebt, dass ausländische Studenten, die mit chinesischen Studenten zusammen Unterricht hatten, die Mitschriften ihrer chinesischen Kommilitonen ausgeliehen haben. Ein Grund war, dass diese schneller mitschreiben konnten. Ein anderer war, dass die Professoren nicht selten stark Dialekt gesprochen und extrem geschmiert haben, so dass es für Ausländer schwerer war, dem Unterricht zu folgen.

Und was die Kalligraphien betrifft: Ja, da geht es um einen schönen Schwung, um die unterschiedliche Dicke der Striche, um das Ki (Qi) der Schrift. zwinker Lesen kann man es in vielen Fällen nur, wenn man sowieso schon weiß, was da steht. zwinker Gerade Sinologen oder Japanologen werden in ihrem persönlichen Umfeld gerne zu Schriftzügen auf Gemälden befragt. Wenn ich nicht gerade das Gemälde kenne oder ein klassisches Gedicht oder ein Klassiker-Zitat erkenne (so gut wie nie), dann hätte statt der Kalligraphie da auch eine EKG-Aufzeichnung abgedruckt sein können, das würde mir genausoviel sagen. Sieht aber meist nicht so hübsch aus, und darum geht es ja bei Kalligraphie.

^^;~;^^
18.12.14 12:04
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Fragen zur Schrift
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