Beitrag #21

dann würde ich davon ausgehen, dass es nicht ein mit dem Kappa identisches Wesen ist, denn der Kappa ist ein freundlicher kleiner Wasserdämon und keine Gruselfigur vor der man Angst haben bräuchte
Aber am besten sollten es Experten erläutern die "Shibaten" kennen

Beitrag #22

Zitat: der Kappa ist ein freundlicher kleiner Wasserdämon und keine Gruselfigur vor der man Angst haben bräuchte

Ehrlich????? Wie jetzt??? Dann liegt mein Buch ja total falsch. Nein, Sekunde, auch auf den Internet-Seiten, die ich lesen konnte, wurde Kappa als ziemlich tödlich vor allem für kleine Kinder beschrieben. Ich zitiere mal eben ein paar Stellen aus dem Field Guide (der sich bis jetzt immer als sehr korrekt erwiesen hat):
"The Kappa, a life-sucking amphibian, usually lives in swampy pools ... is the size of a ten-year old boy; it has webbed hands and feet, a tortoise shell covering its back, the face of a monkey... [Das würde mit der Gestalt im Film in gewisser Weise übereinstimmen] .. The Kappa pulls its human victims into the water and sucks the life out of them (Auf Beschreibung der Tötungsarten wird von mir verzichtet. Das ist echt nichts für jedermann). Oh, das ist auch noch gut: "Often it challenges passersby to a game of pull-finger, whereupon it grabs at the victim and pulls him into its home. The Kappa always wins." Dann gibt es noch Beispielgeschichten und - meine Lieblingsstellen über alle Geschöpfe in dem Buch - hilfreiche Erklärungen, wie man seinem Schicksal entgehen kann. Meine Lieblingsmethode hier: Man verbeugt sich richtig lange, das Kappa-Geschöpf verbeugt sich aus Höflichkeit auch, das Wasser des Wassergeistes tropft auf den Boden, wodurch er kraftlos wird und dann - rennt man, so schnell wie man kann, weg.
Also, was stimmt nun?? Kleiner freundlicher Wasserdämon oder furchterregende Gruselfigur??? Vielleicht handelt es sich ja auch um etwas ähnliches wie Elfen, die in der abendländischen Vorstellung heute als freundliche, niedliche und liebevolle Wesen gehandhabt werden, aber im Ursprung doch sehr mit Vorsicht zu genießen waren. Oder wie bei Engeln, die heute hauptsächlich als Schutzwesen gesehen werden, in der Bibel aber teilweise im Blut waten.
Also bleiben zwei Fragen:
1. Kappa - gutes oder gefährliches Wesen??
2. Kappa und Shibaten - synonym oder total unterschiedliche Wesen??

Beitrag #23

Und noch ein Nachtrag, weils so schön war.
Der Link von zongoku zu den Fabelwesen aus aller Welt weist den Kappa auch als bösartiges Wesen aus. Jetzt würde mich mal interessieren, ob deine Infos (@JapanIry) vielleicht regional bedingt sind. Ich meine, ob vielleicht verschiedene Regionen unterschiedliche Auffassungen über den Kappa haben.

Beitrag #24

Also mir ist der Begriff Kappa zum ersten Mal in meinem Leben in Japan über den Weg gelaufen. Und in Fukuoka galt er als freundlicher Wasserdämon. In Japan steht er sogar als Maskottchen in Werbung und Fernsehen parat. Von daher ist zumindest heutzutage die Sicht auf diesen Wasserdämon eine doch zumindest teilweise positive Sicht.

Sag mal stirbt dein Fabelwesen, wenn das Wasser auf seinem Kopf verschüttet wird?
(diese kleine "Wasserpfütze" auf dem Kopf umrandet von einem lustigen Rand ist das Hauptzeichen des Kappa)

hm

würde mich nun auch interessieren, denn ich antworte hier wirklich nur besten Gewissens und Wissens und dazulernen kann man immer

Beitrag #25

Alles klar, konsultiere gleich mal mein schlaues Buch. (Vielleicht hätte ich doch einen neuen Thread eröffnen sollen!):
Also, diese 'Wasserpfütze' auf seinem Kopf wird auch erwähnt, und zwar als ungewöhnlichstes Charakteristikum. Diese klare, gallertartige Flüssigkeit ist die Quelle der Macht des Kappa. Oh, süß, der lustige Rand, den du erwähnst, ist laut meinem Buch schwarzes Haar, geschnitten in einer Art Pagenkopf-Schnitt. Wenn ich das richtig sehe, ist der Kappa so ziemlich unsterblich. Das Verschütten des Wassers bewirkt offenbar Kraftlosigkeit, aber nicht den Tod. Ich vermute, dass die Nähe des Wassers den Kappa am Leben erhält.
Warum er als Maskottchen verwendet wird, würde mich auch mal interessieren. Die Beschreibung im Buch würde mich nicht gerade zum Kauf von irgendwas animieren, aber wir haben in der Werbung ja oft auch unsere Horrorgestalten versüßt (s. Dracula). Vielleicht ist ähnliches mit dem Kappa passiert???
Die Funktion als 'gutes' Wesen rührt vielleicht von einer Eigenart her, die in meinem Buch auch beschrieben wird: In bestimmten Fällen kann man nämlich heilende Kräfte von ihm erhalten. Aber mein Buch warnt ausdrücklich: Um irgendetwas von einem Kappa zu erhalten (außer einem Platz in seinem Magen), muss man Heldenqualitäten besitzen.
Wenn du also mal einem Kappa außerhalb von Fukuoka begegnen solltest, weißt du ja, was du zu tun hast - verbeugen und nix wie weg!!!

Beitrag #26

Na, dann will ich mal auch meinen Senf dazugeben. Das Folgende stammt aus meiner Mitschrift zur Vorlesung "Einführung in den japanischen Volksglauben", die Peter Pörtner im WS 2003/2004 an der LMU München gehalten hat:

Kappa
- zweibeiniger Wasserbewohner
- in Teichen, Flüssen; besonders auf Kyûshû
- Größe eines 10-12jährigen Kindes
- Schnabel, runde (!) Augen, Panzer auf dem Rücken, Schuppen, Schwimmhäute
- hat eine mit einem Stachelkranz umgebene Vertiefung auf dem Kopf, die "sara" (Teller) genannt wird; das darin befindliche Wasser verleiht ihm übernatürliche Kräfte; trocknet es aus, wird er schwach und hilflos
- frißt alles, auch Menschen (saugt seinen Opfern die Eingeweide aus dem Anus); seine Lieblingsspeise sind aber Gurken, weshalb man Kindern, die ans Wasser gingen, Gurken mitgab (so konnten sie sich ggf. ihre Freiheit erkaufen; wegen seiner Gurken-Vorliebe heißen die mit Gurken gefüllten Sushi auch heute noch Kappa-Maki)
- liebt Sumo
- intelligent, unberechenbar, bösartig
- im Kommerz der Moderne verharmlost/verniedlicht; dieses Phänomen erklärt sich wohl v. a. aus der Kommerzialisierung (niedliche, liebenswerte Figuren lassen sich viel besser vermarkten als bösartige und widerliche); ist ein Zeichen für "Säkularisierung" dieser Figur des Volksglaubens (d. h. Umgestaltung/Verballhornung wird erst möglich, nachdem man die Vorstellung von der realen Existenz des Wesens abgelegt hat); ähnliche Tendenz z. B. bei den Oni (ursprüngl. in ihrer Mehrzahl bösartige Wesen, heute oft als niedliche "Teufelchen")

Hier noch ein Bild, das wohl ziemlich authentisch sein soll: http://www.onmarkproductions.com/assets/...-panic.gif

Soweit der Meister. Ich selbst habe auch ein großes Interesse an solchen Themen, und ich werde mich bei meinem Studienaufenthalt in Japan auch bemühen, darüber mehr zu erfahren, aber im Moment fehlt mir für intensivere Studien leider vorne und hinten die Zeit... Warum hat ein Tag nur 24 Stunden?!

Beitrag #27

Also das könnte noch ein interessanter Thread hier werden

Also es scheitn eindeutig zwei Versionen des Kappa zu geben, einmal eine schlechte und einmal eine gute (die modernere);

hier z.b. habe ich eine Seite gefunden, die wiederum behauptet, dass der Kappa gute Dinge für die Menschen tut mit einem "süßen" Kappa:

http://metropolis.japantoday.com/biginja...paninc.htm

und hier eine interessantere und informativere Seite, alles zur Geschichte des Kappas, guten und bösen, ich hoffe ihr möget verzeihen, dass die Seiten Englisch sind :

http://www.onmarkproductions.com/html/kappa.shtml

hm
haben nun Kappas verschiedene Charaktere, wie die Menschen auch?
Gibt es "gute" und "böse" Kappas, wie wir auch?
Und sind die verschiedenen Sagen aus verschiedenen Begegnungen mit diesem kami entstanden, d.h. manchmal tat er was Gutes und wurde geehrt, manchmal was schlechtes und wurde als Dämon verdammt

Ich war ja auf Kyushu, wo er angeblich am häufigsten vorkommen soll, und der Kappa ist hier alltäglich zu finden, aber ich habe niemals von ihm als negativen Dämon gehört...

Beitrag #28

Okay, jetzt bin ich wieder dran.
@ Botchan: Die runden Augen habe ich nicht gefunden, aber das ist nicht die einzige neue Information für mich. Mein Buch sagt nichts über das Sumo-Ringen, eine Vorliebe, die auch JapanIrys zweiter Link bestätigt. Das bestärkt mich in meiner Überzeugung der Synonymität von Shibaten und Kappa, denn im Film hörte der kleine Junge, als er fast ertrank, eine Stimme, die ihn zum !Sumo-Ringen! aufforderte. Unter Wasser wohlgemerkt. Mein Buch berichtet auch von dem Aussaugen der Eingeweide über den Anus und fügt als Lieblingsspeise des Kappa die menschliche Leber an, und auch, dass er hin und wieder nur mal von seinen Opfern abbeißt. (Jetzt fehlt mir definitiv ein Ekel-Smiley.)
Zu der Gurken-Vorliebe habe ich als Ergänzung noch, dass man den Namen seiner Lieben drauf schreiben soll, sodass der Kappa diese dann wahrscheinlich (!) in Ruhe lassen wird. Nennt mich übervorsichtig, aber ich würde ganz sicher auf die Verbeugemethode zurückgreifen. Sieht man ein Stück Fleisch auf dem Wasser schwimmen, ist es wahrscheinlich, dass ein Kappa unter Wasser gerade speist.
@JapanIry: Zugegeben, dein erster Link betont vor allem am Anfang einen Schabernackcharakter des Kappa, rückt aber im Verlauf auch mit den böseren Seiten unseres Unterwasserfreundes heraus. Nach meiner Quelle tut er nur Gutes bzw. teilt seine Heilverfahren mit, wenn man ihn in der Hand hat. Dein zweiter Link hat eine solche Beispielgeschichte. In meinem schlauen Buch verliert er in beiden Geschichten seinen Arm und im Austausch dafür lässt er die Leute in Ruhe oder stattet sie mit Heilkräften aus.
Zum Aussehen kann ich noch deinem zweiten Link zustimmen (der mit meiner Quelle ziemlich übereinstimmt), dass er ziemlich schleimbedeckt ist und einen fauligen Geruch ausströmt. Ich vermute allerdings, dass die herzigen Marketingartikel diesen Aspekt eher weglassen.

Beitrag #29

Scheint so, als käme ich im Moment von den Fabelwesen nicht los. Vielleicht sollten wir den Link aus Übersetzungen in Kultur oder Anekdoten verschieben?????
Jedenfalls bin ich, als ich jetzt den Thread noch mal durchgelesen habe, auch über die Frage von JapanIry über Elfen und Elben gestolpert. Ich weiß zwar nicht, ob dich das noch interessiert, JapanIry, aber das Wort Elben ist keine Erfindung von Tolkien. Ich habe mich schwach erinnert, dass er dieses Wort nicht benutzt und zu Bestätigung mein vor Äonen (noch vor der Tolkienmanie) erworbenes und gelesenes gebundenes Gesamtwerk aus meinen Schrank gewuchtet: Tolkien schreibt eindeutig Elf/Elves. Die 'Schuld' liegt also beim Übersetzer, der dem ganzen wohl eine etwas altertümliche Schreibweise geben wollte, der aber auch ganz klar auf das existierende Wort Elb zurückgriff. Im Altnordischen, - französischen, - sächsischen und im angelsächsischen gebrauchte man 'alf', im Mittelhochdeutschen jedoch 'alp'. Das Wort Elb taucht bei Heinrich von Morungen und später auch bei Luther noch auf, wohl beschränkt auf Mittel- und Norddeutschland. Bei dem Wort Elb ist die Verwandschaft zum Alp noch klar erkennbar, denn die Elfen galten durchaus nicht immer als so süß. (Oops, hatte ich schon gesagt. Aber ich habe ein persönliches Interesse, weil sie immer meine Kugelschreiber, Schlüssel und vor allem meine Brille woanders hinlegen ). Elfen und Elben wurden synonym gebraucht. Ich schätze, dass die Trennung von Elben zu menschenähnlichen Wesen gerade erst durch Tolkien erfolgte, sodass eigenartigerweise ein fast schon verschwundenes Wort heutzutage für eine ganz neue Art von (Fantasy-)Wesen gebraucht wird. Ich finde dazu ziemlich empfehlenswert den Roman Lords and Ladies von Terry Pratchett, dass auch mit der Änderung von Sichtweisen auf Legenden spielt, wenn von kichernden Teenie-Mädchen die bezaubernden Elfen beschworen werden, die sich dann von ihrer bösesten Seite zeigen.
Äh, war jetzt nichts Japanisches dabei..... Öh, mal überlegen. Ah, ja: Also müsste das japanische Schriftzeichen für Elben und Elfen gleich sein, es sei denn in moderner Zeit hätte sich das geändert.

Beitrag #30

Daß die "elves" Tolkiens im Deutschen "Elben" heißen, war eine Idee von Margaret Carroux, die den Herrn der Ringe als erste ins Deutsche übersetzte. Sie hielt ständig Rücksprache mit Tolkien, der auch selbst gut Deutsch sprach. Ihre Idee, die Superwesen Mittelerdes Elben zu nennen (um sie auch so von den niedlichen Elfen der Sage zu unterscheiden), stieß bei ihm auf hemmungslose Zustimmung. Er soll sich sogar geärgert haben, daß er nicht selbst auf die Idee gekommen ist, den Namen abzuändern.