Ich weiß nicht, ob ich so direkt deine Frage beantworten oder dir helfen kann. Du hast natürlich Recht, Sprachenlernen hat sehr viel mit Motivation zu tun und ohne diese ist es schwer ein Mammutprojekt wie Japanisch mal eben so durchzuziehen. Aber nur weil du dich bisher nicht mit buddhistischem/konfuzianistischem Denken anfreunden konntest, würde ich das Japanische nicht gleich aufgeben. Ich erzähl dir einfach mal was von meiner Motivation und vielleicht ist ja auch was für dich dabei.
Ich z.B. mag Anime und Manga, beides ist aber weder Grund noch Motivation für mich Japanisch zu lernen (gibt es doch alles noch am Tag der Erscheinung als Fansub oder Scanlation im Netz). Ich interessiere mich weder für japanische TV-Drama/Filme noch für japanische Musik (vll. habe ich auch nur noch keine Band gefunden; wer Empfehlungen hat, nur zu, da würde ich mich sehr freuen) oder Games und ich will auch ganz sicher keinen Japaner heiraten. Um Japanisch essen zu gehen oder mal dort Urlaub zu machen, weil ich es landschaftlich so schön finde, muss ich nicht Japanisch lernen.
Was mich motiviert, ist die Sprache selbst und das, nach dem was du erzählt hast, könnte auch was für dich sein. Die Sprache an sich ist überraschend vielschichtig, umso mehr du darin eintauchst und hat, wie ich finde, einen meditativen Charakter. Dazu kommen die Kanji, die für das westliche Auge zuerst einmal eine Ansammlung von Strichen darstellen, die aber in sich ein kleines Universum an Motiven und Elementen umfassen. Die Bilder hinter der Schrift zu „sehen“ wie es Japaner und Chinesen können, ich glaube, das wäre wie ein Blick durch ein Wurmloch in eine andere Galaxie. Dann wären da noch die Haiku, Gedichte, die für den westlichen Leser oft erst einmal primitiv daher kommen, denen in ihrer scheinbaren Einfachheit aber eine ganz eigene Art von Komplexität inne wohnt, deren Schönheit seltsam berührend ist und deren besonderer Charakter sich aus der Sprache selbst ergibt. Und als besonderes Schmankerl die Dialekte, die ich persönlich einfach nur anziehend und spannend finde. Diese ganzen Dinge möchte ich gerne auf einer tieferen Ebene verstehen, das motiviert mich und ich denke, gerade für den philosophisch interessierten Menschen sind da ganz neue Sichtweisen zu entdecken. Schwer, das zu beschreiben, weil es für mich eher eine Gefühlssache ist, aber ich glaube, du würdest dein Denken gerade in dem philosophischen Rahmen, in dem du dich gerne bewegst, schon allein durch das Erlernen dieser nicht-europäischen Sprache erweitern, du würdest neue Aspekte an vielleicht alten Ideen finden oder von einer anderen Perspektive bestimmte Dinge beurteilen können. Hm, schwierig für mich zu erklären, ohne wie ein Hippie auf Pot zu klingen. Ich hoffe, du verstehst, was ich meine.
Außerdem, wenn du dich nicht für Buddhismus und Konfuzianismus begeistern kannst, schau dir doch mal den Shintoismus mit seinen vielen Youkai an. Definitiv unterhaltsam.
Und letztlich: wenn deine Motivation nicht reicht, dann ist Japanisch eben nicht deine Sprache. Ist doch auch okay. Dazu zwingen, musst du dich doch nicht, oder?