Kenne mich mit dem Thema nicht besonders aus, aber ich denke es müsste relativ klar sein, dass sich der Kehlkopf und die Muskulatur von allen möglichen Sprachgruppen unterscheiden. Das hat auf keinen Fall mit irgendeiner genetischen Anlage zu tun, auch nicht bei den Japanern, sondern kommt einfach vom Training der entsprechenden Muskeln durch das Sprechen der Muttersprache von klein auf. Das ganze kann nicht genetisch sein, jedenfalls ist das Englisch der in den USA/Australien aufgewachsenen Japaner die ich kenne einwandfrei. Ich habe teilweise das Gefühl, dass dieser Unterschied insbesondere zu dem teilweise sehr kehligen amerikanischen Englisch sehr groß ist. Vielleicht kennt ja auch der eine oder andere einen(/eine) Amerikaner(in) der(die) zwar perfekt Deutsch spricht, also sehr flüssig und grammatikalisch einwandfrei, man aber trotzdem sofort weiß wo er(sie) herkommt. Das ganze kann natürlich auch umtrainiert werden. Ich habe z.B. eine Tante die schon etwas älter ist (Mitte 60) geborene deutsche Muttersprachlerin, die aber mit Mitte 20 in die USA ausgewandtert ist und jetzt eben genau diesen starken amerikanischen Akkzent hat wenn sie Deutsch spricht (was sie leider an sich auch ein bisschen verlernt hat).
Also diese Angelegenheit bitte nicht wieder in die Kategorie ach die Japaner sind ja sooooo anders schieben, ich denke von den körperlichen Beschaffenheiten haben sie die gleichen Vorraussetzungen wie andere Nicht-Englisch-Muttersprachler, auch wenn es natürlich Sprachen gibt deren Lautsystem ähnlicher ist, die also gewissermaßen einen kleinen Vorsprung haben.
Viel wichtigere Erklärungen zu den saumäßigen Englischkenntnissen sind eher andere Punkte wie: die Japanische Sprach ist an sich sehr anders, insbesondere eben das etwas "arme" Lautsystem der Muttersprache liefert wohl schlechte Startbedingungen (siehe Katakana-Englisch). Japan ist eine Insel und ein großer Teil der Bevölkerung hat diese noch nie verlassen, und wenn sie z.B. mal in Europa waren, dann vielleicht mal für eine paar Tage komplett durchgeplanten Gewaltrundtrip a la "10 Länder in 5 Tagen" japanischen Reiseführer samt kleines Fähnchen inklusive
(da beißt sich die Katze natürlich in den Schwanz, da wenn man die Sprache absolut nicht kann, nimmt man wohl eher an so einer organisierten Tour teil) Wir Europäer die schon als Kind fast jeden Sommer irgendwo im Ausland waren und zumindest Tourienglisch gewohnt sein dürften sind da schon sehr verwöhnt. Dazu kommt, dass es immer noch relativ wenige (v.a. nicht-asiatische) Ausländer in Japan gibt mit denen man sich austauschen könnte v.a. wenn man nicht in gerade in Tokio wohnt. Außerdem ist nach dem was ich gesehen habe der Englischunterricht auch unter aller Kanone, da können ja teilweise nicht mal die Lehrer richtig Englisch (v.a. nicht die Aussprache). Hinzu kommt auch das gefühlsmäßig sehr wenige Studenten während ihres Studiums ins Ausland gehen (hätte gerne Zahlen dazu), während der Schulzeit, was ja z.B. in D schon relativ populär ist, erst recht nicht. Interessanterweise habe ich das Gefühl, dass sogut wie nur Mädchen ins Ausland gehen. Wenn diese dann zurückkommen sprechen sie meistens super Englisch oder Deutsch oder wo auch immer Sie halt waren.
Woran das liegt das es hauptsächlich Mädels sind weiß ich auch nicht genau. Ein Punkt ist bestimmt, dass es auch oft einfach Sprachstudenten sind, unter denen ja auch bei uns der Frauenanteil sehr hoch ist (was wiederum an der besseren Veranlagung von Frauen zum Sprachenlernen liegen mag), ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass viele Mädels so die einzige Chance sehen der japanischen Chauvi-Gesellschaft ein Stück zu entfliehen, denn wer mal in einem der internationalen Unternehmen arbeiten will, in denen Frauen wohl viel bessere Karrierechancen haben als in den traditionellen japanischen Unternehmen, sollte auch Englisch können und schonmal im Ausland gewesen sein. Bei den japanischen Unternehmen scheint das noch kein wichtiges Kriterium zu sein.
So auch wenn das Thema relativ interessant ist, jetzt aber genug OT und genug geschrieben... Wobei mir noch eine OT-Frage einfällt die mit der von Bodo eng verwandt ist: Viele Japaner behaupten immer stolz, die Japaner legen so viel Wert auf Essen und haben eine so ausgeprägte Esskultur, da sie einen viel feineren Geschmackssinn als der gemeine Ausländer haben. Die japanische Zunge soll wohl mit mehr Geschmacksknospen aufwarten als die Wessi-Zunge. Weiß jemand ob da was dran ist? Hört sich für mich ein wenig nach Urban Legend an