Beitrag #3
RE: Die Manga aus der Feder Miyazakis
Miyazakis (im Deutschen gibt es nebenbei nur einen Gentivapostroph, wenn das Wort schon im Nominativ auf "s" bzw. "sch" endet) Manga sind tatsächlich interessant. Kritiker sehen ihn als Nachfolger von Tezuka und Otomo. Beiden sagte man nach, sie würden eigentlich Romane schreiben, nur in Mangaform.
Tatsächlich ist das Japanisch bei Miyazaki sehr gehoben. Interessant sind daher die Werke, die vor dem Film da waren, wie das siebenbändige Original von Kaze no tani no Naushika (mein Lieblingsmanga) oder das nichtverfilmte Shuna no tabi. Denn in Miyzakis Filmen wird allgemein sehr wenig geredet, und die Filmmanga haben daher auch relativ wenig Text.
Seine Filme allgemein sind hochinteressant. Ich habe noch nie so perfekt gezeichnetes Wasser und so perfekte Wolken gesehen. Auf Details, wie die Maserung von Steinen oder Reflexionen von Licht auf Wasser, Farbveränderungen durch Nebelstreifen wird sehr viel Wert gelegt. Beim Studio Ghibli arbeitet eine Frau für die Farbkorrektur, die angibt mehr als 1000 Grüntöne zu unterscheiden (wenn man sich Mononoke Hime unter diesem Gesichtspunkt ansieht, möchte man fragen "nur?"). Die Grundzeichnungen werden alle noch mit der Hand gemacht, die großen Landschaftsbilder meist von Miyazaki selbst. Erst dann werden sie in den Computer gezogen. Auch die Details in Bewegungsabläufen werden ganz genau erfasst, im Gegensatz zu gewissen amerikanischen Produktionen, die alles gleich am Computer berechnen (vor allem die Bewegungen).
Miyazaki ist ein großer Geschichtenerzähler. Leider schämen sich bei uns viele, sich ein Märchen anzuschauen, nur weil es schön erzählt ist. Wenn man sich amerikanische Kritiken ansieht, stellt man fest, daß meist gemäkelt wird, daß manches einfach zu einfach ist (Tenkuu no shiro Rapyuta) oder, daß sich der Erzähler zuviel Zeit nimmt (Sen to Chihiro. Der Kritiker fand es blöd, daß sogar gezigt wurde, daß das Auto wartet, bevor es abbiegt) oder daß nicht so Großartiges passiert wie die Stampede im König der Löwen (Mononoke Hime). Miyazakis Filme leben aber meiner Meinung nach gerade von den stillen Bildern und von der Zeit, die seine Erzählung benötigt.
Ein wichtiger Punkt hierbei ist, daß er durch diese Langsamkeit die Stimmungen beschreibt, wodurch es möglich ist, die Dialoge zu reduzieren. Die Figuren sprechen also nicht jeden Gedanken aus; der Zuschauer muß mitdenken (es sei denn, man sieht sich die Disney-Synchro an, die man nur noch als geschwätzig und bestenfalls als kreativ bezeichnen kann). Überhaupt empfehe ich, sich die Filme im Original anzuschauen. Die Sprecher sind jedesmal exzellent und verstehen es mit ihrer Stimme zu arbeiten. Miyazaki ist auch dort perfektionistisch; die Sprecherin von Chihiro, ein Kinderstar, hat er wohl ziemlich getriezt, wenn man den Interviwes glaubt. Vielleicht klingt deswegen ihr Weinen so echt.
Für manche Anspielungen auf Geschichte und Geschichten (wie bei Mononoke) muß man ein wenig in der Materie bewandert sein.
Naja, kurz und gut (Schluß mit dieser verbalen Blasenschwäche!): Miyazaki ist ein Meister.
Übrigens: hotaru no haka (Die letzten Glühwürmchen) ist von Takahata Isao, Mitbegründer des Studio Ghiblis.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.10.03 21:28 von Ma-kun.)
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