Anryo
Gast
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RE: Deshite... deshitara... etc
(01.01.15 17:57)Hellstorm schrieb: (01.01.15 17:10)Anryo schrieb: @Hellstorm
Doch doch, passt schon. Da doch heutzutage viele Japaner Probleme haben die richtigen Worte zu finden angesichts der Höflichkeit, wird です/ます immer als eine gute Lösung empfunden. So ist es auch ganz natürlich, nach einer unbeabsichtigteten, umgangssprachlich gewählte Fomren einfach ein です angehängt wird um dies wieder auszubügeln. Klar ist dies nur eine Notlösung und grammatikalisch natürlich auch unsinnig, funktioniert aber.
Ansonsten kommt man mit です und ます immer recht weit, wenn es auch Situationen gibt, bei welchem man etwas mehr bitten muss (In diesen war ich aber eher selten). Japaner geben uns Ausländer ja tendenziell das Gefühl, dass etwas an unserem Japanisch nicht zufriedenstellend ist, vielleicht ein Selbstschutz? Man möchte ja nicht gern zugeben, dass auch Ausländer ein verdächtig natürlich klingendes Japanisch erreichen könnte, da die japanische Kultur und Sprache unmöglich von Ausländer verstanden werden kann.
Ich weiß nicht. Wenn ich jemanden Fremden frage, wo er wohnt, dann klingt für mich どこに住んでいますか garantiert nicht natürlich. Oder wenn ich jemanden anquatsche und eine Frage habe, finde ich 質問を聞いてもいいですか eben auch nicht gut, sondern stattdessen お尋ねしてもよろしいでしょうか oder ähnliches besser.
Ich hatte immer jahrelang extreme Probleme, Fremde anzusprechen, eben weil mir das ganze Keigo nicht vertraut war. Und weil im Japanischen das „Sie“ als Personalpronomen nicht so direkt existiert, muss man das meiner Meinung nach mit Keigo ersetzen. Dann weiß der Gegenüber ganz genau, dass man ihn anspricht.
Ich lese ja oft, dass Japaner angeblich kein Keigo können, aber so einfache Sachen wie Passivform als leichtes Keigo oder mal ein いただく einstreuen kann ja wohl jeder Japaner. Und nur darum geht es mir. Richtig perfektes Business-Keigo was man in der Firma so benutzen würde, würde ich jetzt auch nicht von jedem Ausländer erwarten. Aber mit einer fremden Person mal ein normales Gespräch in leichtem Keigo führen zu können finde ich genauso wichtig wie dass ein Ausländer in Deutschland die Unterscheidung zwischen Duzen und Siezen beherrscht.
Gut, auch ich finde diese Sätze nicht gerade geeignet. Tendenziell mache ich es so: Wie älter bzw. wie höher stehend eine fremde Person ist, desto höflicher werde ich sein. Meistens (hier nenne ich meine Erfahrungen) beginnen die Gesrpäche bei mir in leichtem Keigo und rutschen dann nach und nach in etwas weniger höflichere, aber immer noch formelle Formen hinunter. Ansonsten fände ich die Benutzung von いただく、お/ご etc. auch vorteilhaft. Wenn wir gerade dabei sind, finde ich diese typischen してもいいですか Sätze sowieso als zu hoch bewertet. Trifft man in jedem Lehrbuch an, aber so oft braucht man die jetzt auch nicht. Oft gibt es bessere Formen zu nutzen als diese.
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01.01.15 18:30 |
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Yano
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RE: Deshite... deshitara... etc
(01.01.15 17:10)Anryo schrieb: Selbstschutz? Man möchte ja nicht gern zugeben, dass auch Ausländer ein verdächtig natürlich klingendes Japanisch erreichen könnte, da die japanische Kultur und Sprache unmöglich von Ausländer verstanden werden kann.
Ist absolut nicht mein Eindruck, das ist eine veraltete Ansicht in der veröffentlichten Meinung vor hundert Jahren - allen möglichen Schmarrn haben die damals propagiert.
Man muß halt die Sprache können, nicht nur die im Schulbuch sondern auch landschaftlichen Dialekt. Dann - so meine Erfahrung, eine beglückende Erfahrung - kann es soweit kommen, daß man nicht mehr als henna Gaijin angesehen wird. Ich habe z.B. in Takuma als Ladenschwengel gearbeitet, Sake ausgeschenkt (überteuert), aber 接待 gemacht (so Art wie Animierdame) und Sachen des täglichen Bedarfs verkauft. Im Winter wurde auch Oden serviert. Da kamen immer am Spätnachmittag etliche Stammgäste. Manchmal kam jemand (ein bißchen Laufkundschaft war auch) und frug, wieso habt ihr hier einen Gaijin, und die anderen sagten nö, wie kommst du denn darauf?
Da habe ich zu mir gesagt: jetzt bin ich hier angekommen.
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Und dann, es gibt ja auch Anime, wo ordentliches Japanisch gesprochen wird. Ich vergaß, als Beispiel Sazaesan zu erwähnen, heimeliges Anime, es gibt wohl hunderte Folgen, viele davon habe ich nicht gesehen, die kamen in einer Zeit, wo ich nicht mehr soviel fernsehschauen wollte.
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01.01.15 19:17 |
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