(20.10.09 16:02)irgendwer schrieb: 1.) Onsen! Hier kann man es sich für einige Stunden oder auch einen Tag für wenig Geld gut gehen lassen.
Gut gehen lassen stimmt, für wenig Geld stimmt eher nicht, meist ist ein Ryokan dabei (außer kleinere Onsens oder wilde Onsens mitten in der Pampa, wo dann aber wieder Anreisekosten mitreinspielen etc.)
Als Onsen-Fan muss ich hier mal eine Lanze für die Onsen brechen
Ich kann hier natürlich nur von meinen eigenen Erfahrungen sprechen und was ich für günstig halte, muss es nicht unbedingt für einen anderen sein. Natürlich liegt es immer im Geldbeutel des Betrachters, was er nun als teuer betrachtet und was nicht.
Aber ich besuche während meiner 3 - 5 wöchigen Japan-Urlaube, die ich ein bis zwei Mal im Jahr durchführe, regelmäßig verschiedene Onsen, sowohl in der Nähe von Tokio als auch etwas weiter weg, mal nur einen Tag (also ohne Übernachtung), mal mit mehreren Tagen Aufenthalt und fand es bis jetzt immer bezahlbar. 5 - 6 Onsen pro Japan-Aufenthalt sind es mindestens, oft mehr - und immer sind es andere.
Man kann in der Umgebung von Tokio wunderschöne Onsen finden, die inklusive Mittagessen so bei 1.000 bis 3000 Yen pro Tag liegen (nicht für 2 oder 3 Stunden, wie in Deutschland) und die Hin- und Rückfahrten kamen in unserem Fall so auf ungefähr 1.500 - 2.500 Yen. Im günstigsten Fall hatten wir einen schönen Tag inklusive Verkehrsgebühren und einem ausreichenden Mittagessen für 2.500 Yen, was umgerechnet knapp 20,- sind. Nicht zu teuer, finde ich. Und für Tokio finde ich eine 1 - 3-stündige Anreise keineswegs als Pampa, wenn ich mir überlege, dass ich von der Wohnung bis zur nächsten Metrostation zu Fuß schon 20 Minuten, und wiederum zu Fuß von dort zur nächsten JR-Station 15 Minuten, und von der JR-Station bis zum Bahnhof von Tokio mit dem Zug nochmals 30 Minuten benötige.
Und was die Ryokans angeht...nun, auch da gibt es Möglichkeiten, für relativ wenig Geld ein oder mehrere Nächte in einem ausgesuchten Ryokan mit einem reichhaltigen Onsen-Angebot zu verbringen. Wenn ich mir vorstelle, was mir so ein einigermaßen gutes Ryokan für 10.000 - 20.000 Yen pro Nacht so bietet...da sollten sich so einige Hotels in Deutschland mal ein paar Scheiben abschneiden (reichhaltiges Frühstück und Abendessen; vielfältiges Onsen- und Entspannungs- sowie Wohlfühl-Angebot; schönes Ambiente; schönes Tatami-Zimmer im japanischen Stil; freundliche, zuvorkommende Behandlung durch die Bediensteten; diverse Handtücher, Hausschuhe, Yutaka; Seife, Shampoo, Bodylotion, Nass-Rasierer etc. alles vorhanden; Duschtoiletten; teilweise, je nach Lage, herrliche Natur...). Wenn das Angebot keine Verkehrsgebühren beinhaltet, kommen die natürlich noch dazu. Aber es muss ja nicht immer der
Nozomi sein.
Man muss halt, wie eigentlich in Deutschland auch, zunächst nach Angeboten in einschlägigen Katalogen bzw. auf den Webseiten suchen. Selbst Ryokans, deren pro Nacht-Preise normalerweise deutlich höher liegen, als ich es mir leisten könnte, haben teilweise Sonderangebote zu sehr attraktiven Preisen.
Oft liegen diese Sonderangebote in Zeiten, in denen die Ryokans nicht so gut besetzt sind, wie z. B. unter der (Arbeits-)Woche. Als Urlauber hat man ja den großen Vorteil, nicht von einer Arbeitswoche abhängig zu sein und am Wochenende bzw. an Feiertagen gehen zu müssen. So schließen sich natürlich auch Termine, wie z. B. Weihnachten, kurz vor Neujahr und die "Goldene Woche" von selbst aus, da die Preise an diesen Terminen horrend hoch sein können. Einige Ryokans bieten sogar Komplettangebote inkl. Fahrtkosten für die Hin- und Rückfahrt an, so günstig, dass man sich kaum vorstellen kann, dass sich das noch rechnen könnte. Trotzdem wurde ich fast immer positiv überrascht und hatte nicht den Eindruck, nur eine Schmalspurversion des eigentlichen Angebotes bekommen zu haben (eigentlich war nur ein einziger Fehlgriff dabei, das Angebot war allerdings einfach zu günstig...).
Noch mehr Geld kann man sparen, indem man eine scheinbar urtypische Eigenart der Japaner nutzt: Gruppenreisen. Ok, die Fahrt dauert manchmal ein wenig und man fährt fast ausschließlich mit den älteren Semestern durch die Gegend - aber das ist mir am Zielort vollkommen egal. Im Gegenteil: Mit älteren Japanern kann man oft wunderbar ins Gespräch kommen (wie im Übrigen mit älteren Menschen Deutschland ja auch). Auf jeden Fall sind diese "Touren" unschlagbar preiswert. Natürlich suchen wir uns auch hier diejenigen aus, die in gering belegten Zeiträumen liegen. Und es macht kaum einen Unterschied, ob man per Bus, Shinkansen oder Flugzeug anreist. Tatsächlich können Flüge sogar günstiger sein als eine Reise per Shinkansen. Wir haben uns in diesem Jahr noch nicht entschieden, aber z. B. prüfen wir gerade ein Angebot für knapp 40.000 Yen für 4 Übernachtungen inkl. sämtlicher Kosten (Hin- und Rückflug von Tokio nach Kyûshû, Busreisen zwischen den Onsen-Aufenthalten in Kyûshû, Übernachtungskosten, Frühstück, Abendessen, inkl. aller weiteren Angebote...).
Na ja, und last but not least spielt auch die Jahreszeit eine Rolle. Im Sommer ist es halt im Allgemeinen teurer als im Winter...aber auch im Winter haben Ryokans ihren Reiz. Und als wir im letzten Jahr kurz vor Weihnachten Angebote von Onsen-Ryokans auf der Izu-Halbinsel genutzt hatten, schien die ganze Zeit die Sonne und die Außentemperatur lag um die +/- 15°C (einmal sogar fast 20°C!)
Ich konnte es mir früher nicht vorstellen, dass ich mich so dafür begeistern würde, da ich lieber dusche als lange in einer Wanne mit heißem Wasser zu sitzen. Aber seit ich Onsen kenne, hat sich das grundlegend geändert. Also ich kann es nur jedem empfehlen. Und ja, das vermisse ich in Deutschland sehr!