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Berufliche Zukunft!? - Brauche euren Rat!
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wanderlust
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Beitrag #1
Berufliche Zukunft!? - Brauche euren Rat!
Hallo Leute!

Ich wollte hier schreiben, weil ich dachte, vielleicht kann mir ja jemand von euch einen Rat geben.
Bin ziemlich am Verzweifeln, da ich mir ziemlich unsicher bin, was meine berufliche Laufbahn angeht. Im Grunde vergeht kein Tag, wo ich nicht darüber nachdenke, was aus mir wird.

Zurzeit mach ich eine Ausbildung im handwerklichen Bereich (habe davor mein Abi gemacht), die ich im Januar abschließen werde.
Bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass der Job auf Dauer nichts für mich wäre.
Wenn ich überlege, dass ich diesen Beruf noch über 40 Jahre ausüben werde, dann möchte ich am Liebsten nur gegen die nächste Wand rennen.
Nicht nur der psychische Druck macht mir zu schaffen, sondern auch die gesundheitsgefährenden Faktoren, denen ich täglich ausgesetzt bin.

Naja, auf jeden Fall will ich nicht bis zu meinem Lebensende in diesem Beruf bleiben.
Mein größter Wunsch ist es was in Richtung Sprachen zu machen.
Schon in der Schule haben mir die Sprachen immer am meisten Spaß bereitet.

Meine Eltern kommen aus Japan, ich bin also Japanerin und beherrsche die Sprache einigermaßen (Verstehen kann ich sehr gut, Lesen auch, beim Sprechen hapert's ein bisschen, aber ich kann mich verständigen). Bin auch mit der Kultur vertraut und war einige Male in Japan.

Meine Frage ist jetzt, ob man als Dolmetscher, Übersetzer oder Fremdsprachenkorrespondent überhaupt berufliche Chancen hat. Wie groß ist die Nachfrage? Und wie sehr kann ich mich weiterbilden?
In welche Berufe kann man einsteigen? Habt ihr vielleicht ein paar Anreize?
Irgendwas mit Sprachen ist da ja so ein bisschen vage formuliert... Könnte mir vorstellen, dass Dolmetscher was für mich wäre – möchte aber nicht unbedingt nur trockene Bürearbeit verrichten...
Empfiehlt sich eine Ausbildung oder eher ein Studium? Wie verläuft die Ausbildung/das Studium?
Japanologie will ich nicht studieren... Es geht mir ja nicht wirklich um die Geschichte oder die Literatur oder die Kunst dort. Bezweifel auch, dass ich damit gute berufliche Einstiegschancen habe.

Wäre es besser, wenn ich in Richtung Wirtschaft oder Marketing gehe?
Wirtschaftsjapanologie will ich nicht unbedingt studieren... Hab hier im Forum ja nicht wirklich Positives gelesen. Außerdem bin ich ja kein blutiger Anfänger was Japanisch angeht, ist ja schließlich meine „Muttersprache“.
Würde dann lieber den Schwerpunkt auf BWL oder Marketing legen.

Es kommt hinzu, dass ich nicht die Jüngste bin, weil ich halt durch die Ausbildung viel Zeit „verloren“ habe. Nächsten Sommer werde ich schon 23.
Würde mich wirklich dann aufs Studium konzentrieren wollen, es strikt durchziehen und dann nach dem Bachlor ins Berufsleben.

Kann ich dennoch eventuell in so einen Beruf einsteigen ohne studiert zu haben oder fehlen da einfach die Qualifikationen?
Vielleicht mit einem Praktikum?
Ich würde am Allerliebsten gerne was in Richtung Marketing (Messen/Veranstaltungen) machen, auch gern als Assistentin oder auch was in Richtung Management und mich dann mit meinen japanischen Kenntnissen spezialisieren.
Wäre dann einem längeren Auslandsaufenthalt in Japan oder generell nicht abgeneigt.
Ich weiß nicht, ob das grad komplett utopisch klingt traurig

Bin wirklich am Verzweifeln. Habe das Gefühl, ich krieg nichts auf die Reihe...
Meine Freunde sind fröhlich am Studieren und scheinen alle total zufrieden zu sein und ich bin einfach super unzufrieden mit meiner jetzigen Situation und total unsicher, mich jetzt wieder auf was Neues festzulegen.
Was ist, wenn das Nächste doch nicht so toll ist, wie ich es mir vorgestellt habe?!
Mag meine Eltern auch nicht mit meinen Bedenken und Sorgen quälen, die machen sich schon genug Sorgen um meine Zukunft :/

Vielleicht kann mir jemand von euch helfen. Oder zumindest einen Ratschlag erteilen.
Wird sicher schwierig, weil ich manchmal selbst nicht weiß, was ich will...

Allerliebst.
31.07.11 21:07
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Hellstorm


Beiträge: 3.925
Beitrag #2
RE: Berufliche Zukunft!? - Brauche euren Rat!
Also ich denke, mit deinen Japanischkenntnissen bist du besser als 99,999% der Japanischstudenten. In der Uni wird man dir da auch nichts mehr zu beibringen können, und ich würde dir da auch beipflichten, kein Japanologie zu studieren.

Von daher würde ich einfach sagen, studier das, was dir Spaß macht, komplett ohne Japanbezug. Den Japanbezug kannst du dir ja schon selber aufbauen, bzw. ist ja sowieso schon vorhanden. Sowas ist sicherlich besser als sowas kombiniertes, auch japanische Wirtschaft o.ä.

Inwieweit BWL jetzt für dich was ist, ist wieder eine andere Frage. Du kannst ja auch was komplett anderes machen. Mit Japan kombinieren ist wohl immer irgendwie drin. Ein sprachliches Studium ist auch immer die Frage... also ich höre dort auch nicht wirklich positive Sachen von. Man kommt wohl im Endeffekt irgendwo unter, aber (das ist auch wichtig), in vielen Fällen hat man dann eventuell gar nichts mehr mit der Sprache zu tun, die man studiert hat.

Übrigens: Viele fangen erst nach der Ausbildung in der Uni an zu studieren. 23 ist ein ganz normales Alter. Teilweise wird das sogar gern gesehen, soweit ich weiß. Hier ist es ja nicht so wie in Japan, wo du mit 23 schon mit der Uni fertig sein und arbeiten musst zwinker Viele Leute werden erst mit 30 fertig (ok, dann ist aber wirklich schon Höchstgrenze, denke ich).

Also: Ich würde schon sagen, dass Uni vielleicht interessant ist, aber mach am besten wirklich nicht den Fehler, und studiere irgendwas mit Japanologie. Man wird dir dort einfach nichts neues mehr beibringen können. Ich kann jetzt nicht viel zu den anderen „schönen Künsten“ sagen, aber ich denke schon, dass man mit etwas in Richtung Mathematik bessere Berufschancen hat - allerdings ist dann auch immer die Frage, ob man da später auch glücklich mit wird.

やられてなくてもやり返す!八つ当たりだ!
01.08.11 14:26
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L4D


Beiträge: 385
Beitrag #3
RE: Berufliche Zukunft!? - Brauche euren Rat!
(01.08.11 14:26)Hellstorm schrieb:  Also ich denke, mit deinen Japanischkenntnissen bist du besser als 99,999% der Japanischstudenten. In der Uni wird man dir da auch nichts mehr zu beibringen können, und ich würde dir da auch beipflichten, kein Japanologie zu studieren.

Von daher würde ich einfach sagen, studier das, was dir Spaß macht, komplett ohne Japanbezug. Den Japanbezug kannst du dir ja schon selber aufbauen, bzw. ist ja sowieso schon vorhanden. Sowas ist sicherlich besser als sowas kombiniertes, auch japanische Wirtschaft o.ä.

Würde ich auch so sagen. Studier ein Fach, das Dich interessiert aber nichts mit Japanisch zu tun hat, verbesser nebenher Deine Sprachkenntnisse und mach die JLPT-N1-Prüfung.

Ich hab Japanologie studiert und würde es in Deinem Fall wirklich nicht empfehlen.

And so castles made of sand fall in the sea - eventually ...
01.08.11 18:04
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Michster


Beiträge: 73
Beitrag #4
RE: Berufliche Zukunft!? - Brauche euren Rat!
Es ist aufjedenfall keine so dumme Idee, irgendetwas in Sachen Marketing zu machen, heutzutage kommt man da garnicht mehr herum, irgendwann einmal mit Japan zu tun zu haben(Geschäftsreisen etc.) und daher sind da auch Japanischkenntnisse gefragt, denk ich mal.
Ist leider aber auch schon alles, was ich sagen kann, Ich will ja nichts falsches sagen :-) , es geht hier ja schließlich um deine Zukunft.

Grüße,
Michster
02.08.11 20:21
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Hellstorm


Beiträge: 3.925
Beitrag #5
RE: Berufliche Zukunft!? - Brauche euren Rat!
(02.08.11 20:21)Michster schrieb:  Es ist aufjedenfall keine so dumme Idee, irgendetwas in Sachen Marketing zu machen, heutzutage kommt man da garnicht mehr herum, irgendwann einmal mit Japan zu tun zu haben(Geschäftsreisen etc.) und daher sind da auch Japanischkenntnisse gefragt, denk ich mal.

Naja, wenn du nach dem Schema gehst, müsste man eigentlich Chinesisch lernen zwinker

Japanisch ist nicht „wichtiger“ geworden, als es die letzten 20 Jahre auch war. Das was du meintest, passt ja eher zum Ende der 80er Jahre.

やられてなくてもやり返す!八つ当たりだ!
03.08.11 10:45
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wanderlust
Gast

 
Beitrag #6
RE: Berufliche Zukunft!? - Brauche euren Rat!
Danke für eure Antworten - war sehr aufbauend und hilfreich grins
Und ihr könnt nichts Falsches sagen - letzendlich ist es mein Leben und ich muss meine eigenen Entscheidungen treffen!
03.08.11 17:57
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konchikuwa


Beiträge: 951
Beitrag #7
RE: Berufliche Zukunft!? - Brauche euren Rat!
Zitat:heutzutage kommt man da garnicht mehr herum, irgendwann einmal mit Japan zu tun zu haben(Geschäftsreisen etc.)

Vielleicht werden weit entfernte Länder wie China oder Japan bald gar nicht mehr wichtig sein. Das Öl geht aus. Wie soll man dauernd Geschäftsreisen nach Asien machen, wenn man nicht mehr fliegen kann, weil es einfach zu teuer ist? Die Nachbarländer und noch mehr die unmittelbare Region werden bedeutend sein. Das mit dem Öl ist keine Spinnerei, sondern die bittere Realität, auch wenn kaum jemand darüber redet. Ich würde mir meinen Beruf auch unter diesem Aspekt auswählen. Es muss auch nicht jeder studieren. Ein Abschluss in Japanologie ist nicht besonders hilfreich, wenn man eine Arbeit sucht. Mit einer normalen Berufsausbildung hat man wesentlich mehr Chancen. Die meisten Japanologen (es gibt selbstverständlich Ausnahmen) können auch nicht ausreichend Japanisch, um diese Sprache irgendwie beruflich einsetzen zu können.

Zitat:Meine Frage ist jetzt, ob man als Dolmetscher, Übersetzer oder Fremdsprachenkorrespondent überhaupt berufliche Chancen hat. Wie groß ist die Nachfrage? Und wie sehr kann ich mich weiterbilden?

Übersetzer für Japanisch-Deutsch sind nicht sehr gefragt.* Diese Sprachrichtung wird nicht häufig übersetzt, aber es gibt durchaus Nischen: Manga, Anime, Computerspiele, oder man spezialisiert sich auf etwas ganz anderes, z.B. Recht. Es gibt deutsche Juristen mit hervorragenden Japanischkenntnissen und Expertenwissen über das japanische Rechtssystem, die juristische Texte ins Deutsche übertragen. Nur um dir mal die Anforderungen vor Augen zu führen, die man für einige Texte benötigt. Sprachkenntnisse allein genügen beim Übersetzen jedoch nie, egal, in welchen Sprache(n) man arbeitet. Man benötigt immer auch Spezialwissen in einem oder mehreren Fachgebieten. Mangaübersetzungen sind übrigens – wie alle Literaturübersetzungen – sehr schlecht bezahlt. Wenn man nur das macht, sollte man verheiratet sein. zwinker Es gibt einige Übersetzer, die allein von Japanisch-Deutsch-Übersetzungen (gut) leben. Ich würde aber sagen, dass die meisten noch eine andere, gängigere Sprache übersetzen (z.B. Englisch). Weiterbilden muss man sich alleine, es gibt in Deutschland nur einen Masterstudiengang (keinen Bachelor) in Übersetzen Japanisch-Deutsch. Hier muss man aber vor Studienantritt (unsinnigerweise) noch eine zweite asiatische (!) Fremdsprache können, Kenntnisse von vier Semester sind dazu nötig. Und ob der Studiengang so toll ist, wage ich zu bezweifeln.

*Nachtrag: Es gibt allerdings auch nicht viele, die das anbieten.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04.08.11 07:25 von konchikuwa.)
04.08.11 07:24
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L4D


Beiträge: 385
Beitrag #8
RE: Berufliche Zukunft!? - Brauche euren Rat!
(04.08.11 07:24)konchikuwa schrieb:  Mangaübersetzungen sind übrigens – wie alle Literaturübersetzungen – sehr schlecht bezahlt.
Als Haupterwerb eignet sich das wohl wirklich nicht aber wenn man diszipliniert arbeitet, kommt man locker auf einen Stundenlohn von 25 Euro. Ob das so schlecht ist, kann jeder für sich entscheiden. Engpass ist hier eher die Zahl der Aufträge, nicht die eigentliche Entlohnung. Ich find´s jedenfalls fair.

Was man vielleicht noch zum eigentlichen Thema nachtragen könnte ist, dass tatsächlich nur wenige Firmen direktes Interesse an Japanischkenntnissen haben. Es ist dennoch etwas, das sich gut in einem Vorstellungsgespräch macht und man kann es als "interkulturelle Kompetenz" anpreisen, also z.B. als das nötige Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen, um reibungslos mit Menschen aus anderen Kulturkreisen zu arbeiten. Darauf achten Firmen mittlerweile schon eher.

And so castles made of sand fall in the sea - eventually ...
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04.08.11 09:31 von L4D.)
04.08.11 09:16
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konchikuwa


Beiträge: 951
Beitrag #9
RE: Berufliche Zukunft!? - Brauche euren Rat!
(04.08.11 09:16)L4D schrieb:  
(04.08.11 07:24)konchikuwa schrieb:  Mangaübersetzungen sind übrigens – wie alle Literaturübersetzungen – sehr schlecht bezahlt.
Als Haupterwerb eignet sich das wohl wirklich nicht aber wenn man diszipliniert arbeitet, kommt man locker auf einen Stundenlohn von 25 Euro. Ob das so schlecht ist, kann jeder für sich entscheiden. Engpass ist hier eher die Zahl der Aufträge, nicht die eigentliche Entlohnung. Ich find´s jedenfalls fair.

25 Euro... für Studenten vielleicht ein netter Nebenerwerb, aber für Selbständige (und das sind Übersetzer in den allermeisten Fällen) ein sehr schlechter Stundenlohn.
04.08.11 09:48
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wanderlust
Gast

 
Beitrag #10
RE: Berufliche Zukunft!? - Brauche euren Rat!
Kann ich denn diese JLPT-N1-Prüfung auch als "Quasi-Muttersprachlerin" machen? Ich hab japanische Staatsangehörigkeit...
19.08.11 21:51
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Berufliche Zukunft!? - Brauche euren Rat!
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