Beitrag #1
Baugrundstücke in der Provinz
Als ich zuletzt geschaut habe, waren an meinem Wohnort Baugrundstücke ca. um den Faktor 300 teurer als landwirtschaftliche Nutzflächen.
In Kagawa u.a. ist das anders. Ich habe gerade mit meiner Frau darüber gesprochen.
Auf der Insel Awajima haben meine Schwiegereltern ein kleines, vordergründig schönes, altes Haus gekauft. Das wurde im Laufe von vielleicht zehn Jahren so von Termiten ausgehöhlt, daß aufgrund der Einsturzgefahr das Ordnungsamt den Abriß angeordnet hat. Da man auf so einer kleinen Insel nicht mal so eben ein ganzes Haus wegwerfen darf, sondern das ganze Material erst zum Hafen runter und dann mit dem Schiff usw. abtransportiert werden muß, hat die Entsorgung fast soviel gekostet, wie vor zehn Jahren der Kaufpreis war.
Die Parzelle ist erschlossen, es gibt Wasser, Kanal und Strom, und die Straße ist nagelneu, da kannst du aber in der Mitte einen Tapetentisch und Stühle zum Frühstücken aufstellen, ein Auto kommt da nicht vorbei. Aber egal, da gäbe es jetzt Bauland für ein freistehendes Einfamilienhaus, wobei hinsichtlich der Wohnfläche die Gemeinde bestimmt mit sich reden lassen würde. 600qm, so etwas würde in Ebersberg eine Million € kosten. Meine Schwiegereltern würden es wohl für ein Hundertstel davon abgeben. Hätte jemand Interesse?
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In dem Danchi, wo ich immer wieder bin, wird auch immer mehr Bauland oder zur Nutzung z.B. als Parkplatz erlaubtes Land der landwirtschaftlichen Nutzung übergeben. Die Bahn JR Nishinihon hat vor einigen Jahre ein Parkplatzgrundstück gleich beim Bahnhof Takuma im Rahmen einer Tombola verschenkt, mein Schwager bekam den Zuschlag. In Takuma verkehrt zwar nur die Tosan-Linie aber auch zahlreiche Buslinien halten am Bahnhofsvorplatz, es gibt auch ein (tristes) Hotel, eine Polyklinik ist direkt um die Ecke, will sagen: das ist (für heutige Verhältnisse) durchaus belebt.
Mein Schwager wollte den Parkplatz (vielleicht für 60 Autos) vermieten, hat ihn für 250 man asphaltieren und markieren lassen und dann keinen Mieter gefunden. Heute ist der Asphalt wieder weg, und auf der Fläche wird Gemüse angebaut.
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Es gibt auch vereinzelt Leute, die die Spottpreise für erschlossenes Bauland bezahlen und sich ein topmodernes Anwesen hinstellen...
Edit:
Es stimmt nicht, daß nur die Tosan-Linie fährt. Man kann kommt auch nach Norden bis Okayama, wo man in den Shinkansen umsteigen kann, sowie nach Süden bis Kotohira mit seinem Kompirasan. Wie diese Bahnlinien heißen, weiß ich aber gerade nicht auswendig.
Mein Schwiegervater muß die Bahnlinie überqueren, um zu dem Gemüseacker zu kommen, der mal ein Parkplatz war. Man kann die Geleise auch im Banhof überqueren, da gibt es jetzt eine Fußgängerbrücke. Noch vor nicht allzuvielen Jahren latschte man unter behördlicher Aufsicht direkt quer drüber. Diese Überführung ist ist gut hundert Meter entfernt vom Gemüsegarten und für meinen 83-jährigen Schwiegervater zu anstrengend. Wie gut, daß es einen illegalen Schleichweg gibt. Man quetscht sich durch einen lückenhafte Zaun, tappst dann über die Schienen. Ich habe das auch schon gemacht, hatte aber ein mulmiges Gefühl dabei. Aber Samurai machen sowas. Sein Großvater war noch bekannt als Samurai gewesen und ist in ebenjenem Alter tödlich verunglückt, als er seiner Frau einen gigantischen Rettich ins Krankenhaus bringen wollte, mit dem Moped, einhändig fahrend.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 07.07.21 23:09 von Yano.)
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