RE: Auswirkungen von Hiroshima / Geschichte
Entschuldigt, daß ich mich in diese wildwuchernde Zitiereritis einmische, aber langsam werden mir die Lao-Tseschen Nebel doch etwas zu dick.
Der gute Mann hat sehr viel geschrieben, aber es ist sicher nicht nötig, sein gesamtes Erbe hier vor uns auszubreiten. Schon weil wir den Kontext, in dem sie normalerweise stünden nicht kennen. Und recht wäre es ihm sicher auch nicht, wenn hier Worte der Weisheit feil gehalten werden, wie am Gemüsemarkt die frischen Tomaten.
Um auf Deinen, Andrej, Deinen Einstiegskommentar einzugehen: Es gibt theoretisch drei Gründe, weswegen die Leute hier zu diesem Thema schreiben: 1. Damit die Tastatur nicht rostet. 2. Damit wir armen Angehörigen der xten Generation X, die gerade die Weisheiten schätzt, die am Dunkelsten klingen, uns der Illusion hingeben können, soziale Kontakte zu haben. Oder 3. Weil es uns interessiert.
Auf diese letzte Gruppe sollte man Rücksicht nehmen.
Es gibt genügend chinesische Meister, die davon sprechen, wie wichtig es ist, den Anfang mit aller Konzentration zu machen, die Konzentration und die Liebe zum Detail die ganze Zeit aufrecht zu erhalten und sie auch am Ende nicht aufzeugeben. Warum? Weil ein Augenblick, ein Schritt, ein Atemzug (such Dir das passende Zitat raus), ausreicht, alles zu ändern. Dies führt zu dem Schluß: Vergangenheit (wenn wir das Ganze der Zeit zerteilen wollen) hat Auswirkungen auf die Gegenwart, hat Auswirkungen auf die Zukunft.
Wenn jemand also einen Artikel über Hiroshima schreibt (nur mal angenommen), dann wohl weniger, weil der Autor die Gegenwart aus den Augen verloren hat. Sondern gerade, weil er (oder sie) an die Gegenwart denkt. Er (oder sie) denkt an die Auswirkungen und Verknüpfungen der Vergangenheit. Das hat weniger mit Grenzen zu tun, von denen man nicht weiß, wo sie gezogen werden sollen, nichts mit lügenhafter Aufrichtigkeit.
Ist nicht gerade der Blick über die engen Grenzen des Zeitempfinden hinaus auf etwas Ganzes etwas, das auch dem hier nun schon genug geschundenen Herrn Lao gefallen hätte?
Noch eines am Ende. Ein Zitat von Tucholsky (der Mann ist noch nicht so ausgenudekt):
"Weltprobelme werden nicht gelöst, sondern von einer gelangweilten Menschheit beiseite geschoben."
In diesem Sinne: Wir haben noch ein paar Probleme auszudiskutieren!
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.06.03 22:39 von Ma-kun.)
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