RE: Atomkraft in Japan
Zunächst einmal: Danke, atomu! Ich hatte mittlerweile schon die Hoffnung aufgegeben, daß hier auch nur irgendwer erfassen kann, worum es mir geht. Höchstwahrscheinlich bin ich selber daran schuld und konnte mich - trotz allen verzweifelten Bemühens - einfach nicht verständlich genug machen. Das hat - ehrlich gesagt - schon stark an meiner Berufsehre gekratzt (hat mich allerdings auch - um mich zu salvieren sowie aus bösartigem Trotz - daran denken lassen, daß Deutschland beim PISA-Test besonders in einer Kategorie sang- und klanglos bis gleichsam auf Witjas-II-Level untergegangen ist: Verstehen von Texten...). Aber nun bin ich erleichtert.
Ich stimme Dir in Gänze zu:
1. Es geht NICHT darum, die Frage "Atomstrom - ja oder nein?" zu diskutieren.
2. Es geht NICHT darum, sich zum Umgang politischer Gruppierungen in Deutschland mit dem Thema Atomstrom zu äußern.
3. Es geht NICHT darum, darzulegen, was jeder einzelne hier zum Thema Atomstrom denkt.
Sondern, es geht mir (und - wie ich sehe - ist das ein Aspekt, den auch atomu gelten läßt) darum, zu diskutieren, warum es in Japan keine "Pro-Atomstrom-Bewegung" und keine "Anti-Atomstrom-Bewegung" gibt, sondern nur eine "Keine-Ahnung...-Mir-doch-egal-Bewegung", und dieses gerade in Japan, das (erstens) wahnsinnig viele AKWs hat und (zweitens) am laufenden Band Skandälchen und Skandale um diese AKWs produziert.
Auch wenn in Deutschland sicher nicht jeder x-beliebige Bürger wirklich tiefgründige Kenntnisse über die technischen und sonstigen Zusammenhänge in Bezug auf Atomstrom besitzt - ja, selbst wenn er wirklich nur sehr wenig darüber weiß -, so hat er doch in aller Regel eine Meinung à la "Ich bin dafür" oder "Ich bin dagegen". Diese Meinung mag aus einem Bauchgefühl entstehen oder auf Halbwissen beruhen oder oder oder - DAS ist HIER NICHT das Problem. Aber er HAT eine Meinung... und er kommt - angesichts der mal mehr mal weniger starken Präsenz dieses Themas in der Öffentlichkeit - nicht darum herum, dazu wenigstens IRGEND ETWAS zu wissen. Und ich rede jetzt nicht von Atom- oder sonstigen Physikern und Technikern, sondern von Lieschen Müller auf der Straße. (Pardon, falls es hier wirklich eine Lieschen Müller geben sollte... Soll ja alles schon vorgekommen sein.)
Wenn ich allerdings einen wahllos herausgegriffenen Japaner frage: "Wie stehst Du zum Thema Kernenergie?", dann ist das in den allermeisten Fällen genau so, als fragte ich ihn über seine Haltung zum Brotverbrauch auf Nauru. Der ist nicht etwa (aus Informiertheit, Pragmatismus, Opportunismus, Fatalismus oder sonstigen Gründen) FÜR Atomstrom. Der ist auch nicht dagegen. Der ist schlicht und ergreifend überfragt. Und - ich muß es wiederholen - dieses gerade in Japan, das (erstens) wahnsinnig viele AKWs hat und (zweitens) am laufenden Band Skandälchen und Skandale um diese AKWs produziert.
Die Frage also lautet: WARUM IST DAS DORT SO?
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.08.04 06:43 von Botchan.)
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